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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Konsulat hat Propps Familie in Genf kontaktiert«, sagte Hannah. »Er war gestern Abend mit einem Bekannten zum Essen verabredet und hatte für heute Morgen einen Platz in der Sieben-Uhr-Maschine nach Vancouver reserviert. Abgesehen davon keine Anrufe und keine Besucher.« Ich streifte ein Paar Handschuhe über, öffnete die Aktentasche auf Propps Bett und kramte seine Papiere durch. Ein paar Bücher lagen im Zimmer herum, überwiegend Fachliteratur.
    Ich ging ins Bad. Propps Toilettenbeutel lag offen neben dem Waschbecken. Weitere Anhaltspunkte gab es kaum. Hier war offenbar nichts angerührt worden.
    »Wäre einfacher, wenn Sie uns sagen könnten, wonach Sie suchen, Lieutenant«, meinte Stone.
    Das konnte ich jedoch nicht. Der Name August Spies wurde noch immer geheim gehalten. Ich betrachtete die Ausdrucke der Tatortfotos, die mit Tesafilm am Spiegel befestigt waren. Es war ein hässlicher, ein entsetzlicher Anblick. Überall Blut. Und dann die Warnung: MAI.
    Die Mörder hatten wieder einmal ihre Hausaufgaben gemacht, dachte ich. Sie wollten eine Plattform. Sie hatten sie bekommen. Aber wo zum Teufel war ihre Rede?
    »Hören Sie, Lieutenant«, sagte Hannah unruhig, »es ist nicht schwer zu erraten, was Sie und der Vizedirektor hier tun. Diese schrecklichen Vorgänge in San Francisco – es gibt da eine Verbindung, habe ich Recht?«
    Bevor ich ihr antworten konnte, kam Molinari mit Special Agent Thompson herein. »Na, haben Sie genug gesehen?«, fragte er mich.
    »Wenn niemand etwas dagegen hat, Sir« – der FBI-Mann zog ein Handy aus der Tasche –, »dann melde ich jetzt dem Anti-Terror-Ressort in Quantico, dass der Mörder wieder zugeschlagen hat.«
    »Sind Sie damit einverstanden, Lieutenant?« Molinari schaute mich an.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht.«
    Der FBI-Mann starrte mich fassungslos an. »Könnten Sie das bitte wiederholen, Lieutenant?«
    »Ich glaube, Sie sollten damit noch warten.« Ich betonte jedes einzelne Wort. »Ich glaube nicht, dass dieser Mord etwas mit den anderen zu tun hat. Inzwischen bin ich mir da fast hundertprozentig sicher.«
48
    Der FBI-Mann hätte nicht entgeisterter dreinschauen können, wenn uns die Decke des Hotelzimmers auf den Kopf gefallen wäre. Es sprach für Molinari, dass er ausgesprochen gelassen und neutral reagierte. Er schien bereit, sich anzuhören, was ich zu sagen hatte.
    »Sie wissen schon, womit Gerhard Propp seinen Lebensunterhalt verdient hat? Und wieso er überhaupt hier im Land war?«, fragte Special Agent Thompson.
    »Das weiß ich allerdings«, antwortete ich.
    »Und auch, wo er nächste Woche einen Vortrag halten sollte?«
    »Ich bin informiert worden«, sagte ich. »Genau wie Sie.«
    Thompson sah Molinari an und lächelte selbstgefällig. »Dann war das hier also ein
anderer
gemeingefährlicher Irrer, der es rein zufällig ebenfalls auf den G-8-Kreis abgesehen hat?«
    »Ja«, antwortete ich. »Das ist genau meine Vermutung.«
    Thompson lachte und klappte sein Handy auf. Er drückte die Kurzwahltaste.
    Molinari fiel ihm in den Arm. »Ich würde gerne hören, was Lieutenant Boxer zu sagen hat.«
    »Okay... Also, zunächst einmal unterscheidet sich dieses Verbrechen grundlegend von den beiden anderen. Erstens ist dieser Täter höchstwahrscheinlich männlich; das wird klar, wenn man bedenkt, mit welcher Kraft Propp zu Boden gestoßen wurde. Aber das ist es nicht, was ich meine. Sondern die Art, wie das Opfer zugerichtet wurde.
    Bei den beiden ersten Morden sind die Täter kühl und distanziert vorgegangen.« Ich deutete auf das Tatortfoto am Spiegel. »Das hier war eine emotionale, persönliche Tat. Sehen Sie sich die Schnitte an. Der Täter hat sein Opfer entstellt. Er hat eine Handfeuerwaffe
und
ein Messer benutzt.«
    »Sie wollen also sagen, das hier ist etwas ganz und gar anderes, als seine Opfer in die Luft zu jagen oder ihnen Domestos einzuflößen?«, sagte Thompson.
    »Haben Sie jemals im Dienst Ihre Waffe abfeuern müssen, Special Agent?«
    Er zuckte mit den Achseln und wurde rot im Gesicht. »Nein... na und?«
    Ich nahm das Foto von Propps Leiche ab. »Könnten
Sie
so etwas tun?«
    Der FBI-Mann schien zu zögern.
    »Verschiedene Täter, verschiedene Temperamente«, warf Molinari ein. »Das hier könnte ein geisteskranker Sadist gewesen sein.«
    »Okay, und dazu kommt das Timing. In der gestrigen Botschaft wurde angekündigt, dass es alle drei Tage ein neues Opfer geben würde. Das nächste Mal wäre am Sonntag. Es ist noch zu

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