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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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über Molinari. Wer war er, wenn er nicht im Dienst war? Hatte er zu Hause in Washington jemanden? Um ehrlich zu sein, im Moment war mir das völlig egal. Es war ganz einfach ein gutes Gefühl, und das genügte.
    Aber dennoch...
    »Das ist jetzt vielleicht ein merkwürdiger Zeitpunkt für so eine Frage«, sagte ich, »aber wie ist eigentlich deine private Situation zu Hause an der Ostküste?«
    Molinari holte Atem. »Da gibt's nicht viel zu erzählen... Meistens mache ich mich nur an Praktikantinnen ran und an Untergebene, mit denen ich bei einem Fall zu tun kriege.« Er lächelte.
    »Ach, komm schon.« Ich setzte mich auf. »Das ist doch eine legitime Frage, wenn man gerade miteinander geschlafen hat.«
    »Ich bin geschieden, Lindsay. Ab und zu habe ich flüchtige Beziehungen. Wenn meine Zeit es erlaubt.« Er strich mir übers Haar. »Wenn du dich jetzt fragst, ob so was öfter vorkommt...«
    »Was meinst du mit
so was

    »Du weißt schon.
Das hier
. In unserer Situation. Während eines Auftrags.« Er setzte sich ebenfalls auf und sah mich an. »Um da keine Zweifel aufkommen zu lassen – ich bin hier, weil ich von dem Moment an, als du damals den Konferenzraum betreten hast ... nun ja, ich meine – da hat es einfach gefunkt bei mir. Und seitdem hat mich nur eines mehr beeindruckt, als zu sehen, wie hervorragend du in deinem Job bist – nämlich, wie gut du ausgesehen hast, als ich dir dieses Badetuch weggezogen habe.«
    Ich holte tief Luft und starrte in diese unglaublich blauen Augen. »Ich kann dir nur dringend raten, dich nicht irgendwann doch noch als Arschloch zu entpuppen, Joe Molinari.« Und dann fuhr ich plötzlich aus dem Bett auf. »O mein Gott – das Essen!«
    »Vergiss doch das Huhn.« Molinari lächelte und zog mich zu sich heran. »Wir
müssen
ja nichts essen...«
    Das Telefon klingelte. Was denn noch?
    Mein erster Impuls war, es einfach klingeln zu lassen. Ich wartete, bis der Anrufbeantworter sich einschaltete.
    Und dann hörte ich Claires Stimme. Sie klang, als ob es sehr wichtig wäre. »Lindsay, ich mache mir Sorgen. Geh ran, wenn du da bist. Linds?«
    Ich blinzelte, dann drehte ich mich zum Nachttisch um und griff nach dem Hörer. »Claire, was ist passiert?«
    »Gott sei Dank, dass du da bist.« Ihre Stimme klang ange spannt; so kannte ich sie gar nicht. »Es ist wegen Jill. Ich stehe vor ihrem Haus, Lindsay. Aber sie ist nicht da.«
    »Sie hatte eine Verhandlung. Hast du es im Büro versucht? Sie arbeitet heute sicher länger.«
    »Natürlich hab ich's im Büro versucht«, gab Claire zurück. »Jill ist heute gar nicht zur Arbeit erschienen.«
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    Ich sprang auf. Ich war verwirrt, aber ich hatte gleichzeitig auch Angst. Das ergab alles keinen Sinn. »Sie hat gesagt, sie hätte eine Verhandlung, Claire. Heute morgen. Da bin ich mir ganz sicher.«
    »Sie
hatte
auch eine Verhandlung, Lindsay. Sie ist bloß nicht aufgetaucht. Sie suchen sie schon den ganzen Tag.«
    Ich presste den Hinterkopf gegen das Kopfteil des Bettes und versuchte mir vorzustellen, dass Jill blaumachte und ohne Entschuldigung nicht zum Dienst erschien. Unmöglich – es passte einfach nicht.
    »Das sieht Jill gar nicht ähnlich«, sagte ich.
    »Nein«, erwiderte Claire, »ganz und gar nicht.«
    Ich war plötzlich sehr besorgt. »Claire, weißt du überhaupt, was passiert ist? Die Sache mit Steve?«
    »Nein«, antwortete Claire. »Was meinst du?«
    »Bleib, wo du bist«, sagte ich.
    Ich legte auf und saß einen Moment lang reglos da. »Es tut mir Leid, Joe. Ich muss weg.«
    Wenige Minuten später raste ich schon die Twenty-third entlang in Richtung Castro. Im Kopf ging ich die Möglichkeiten durch: Jill war deprimiert. Die Decke war ihr auf den Kopf ge fallen. Sie war zu ihrer Mutter gefahren. All das war möglich. Aber Jill würde niemals –
niemals
– einen Verhandlungstermin sausen lassen.
    Endlich fuhr ich vor ihrem Haus in Buena Vista Park vor. Das Erste, was mir auffiel, war, dass Jills saphirblauer BMW 535 noch in der Einfahrt stand.
    Claire wartete auf der Veranda. Wir umarmten uns. »Sie antwortet nicht«, sagte Claire. »Ich habe geklingelt, an die Tür gehämmert...«
    Ich blickte mich um. Es war niemand in der Nähe. »Ich mache das ja nur höchst ungern«, sagte ich; dann schlug ich eine Scheibe in der Haustür ein und griff hindurch. Mir kam der Gedanke, dass auch Steve auf diesem Wege mühelos hätte eindringen können.
    Sofort ging der Alarm los. Ich kannte den Code – 63442, Jills Dienstnummer. Ich

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