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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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tippte sie ein und überlegte fieberhaft, ob die Tatsache, dass die Alarmanlage eingeschaltet war, als gutes Zeichen gelten konnte.
    Ich schaltete das Licht ein und rief: »Jill?«
    Da hörte ich Otis bellen. Der braune Labrador kam aus der Küche gelaufen.
    »Hallo, alter Junge.« Ich tätschelte ihm den Rücken. Er schien sich zu freuen, ein bekanntes Gesicht zu sehen. »Wo ist denn dein Frauchen?«, fragte ich. Eines wusste ich: Jill würde den Hund nie allein lassen. Steve vielleicht, aber nicht Otis.
    »Jill ... Steve?«, rief ich, während ich durchs Haus ging. »Ich bin's, Lindsay. Und Claire.«
    Jill hatte die Wohnung erst letztes Jahr neu einrichten lassen. Sofas mit gemusterten Bezügen, die Wände in Melone gestrichen, ein lederbezogener Hocker, der als Couchtisch diente. Das Haus war dunkel und still. Wir sahen in den vertrauten Zimmern nach. Keine Antwort. Keine Spur von Jill.
    Claire seufzte tief und sagte: »Die Sache wird mir allmählich unheimlich.«
    Ich nickte und tätschelte ihre Schulter. »Mir genauso. Komm, ich sehe noch oben nach.
Wir
sehen nach.«
    Als ich die Treppe hochging, drängte sich mir unwillkürlich die Vorstellung auf, dass ein durchgedrehter Steve plötzlich aus einem der Zimmer hervorstürzen könnte, wie in einem Teenager-Horrorfilm. »Jill... Steve?«, rief ich erneut. Ich zog meine Waffe ein Stück weit aus dem Holster – für alle Fälle.
    Keine Antwort. Im Schlafzimmer brannte kein Licht. Das große Bett war gemacht. Jills Toilettenartikel und Schminksachen waren im Bad.
    Als ich zuletzt mit ihr gesprochen hatte, hatte sie gerade ins Bett gehen wollen. Ich war schon wieder auf dem Weg zur Tür, als mein Blick darauf fiel.
    Jills Aktentasche.
    Ohne ihr »mobiles Büro« tat Jill keinen Schritt vor die Tür. Wir hatten sie schon oft damit aufgezogen. Sie würde noch nicht mal an den Strand gehen ohne ihre verdammte Arbeit.
    Ich nahm einen Lappen und fasste die Tasche locker am Riemen. Im Flur traf ich auf Claire. Sie hatte in den anderen Zimmern nachgesehen. »Nichts...«
    »Das gefällt mir gar nicht, Claire. Ihr Wagen steht in der Einfahrt.« Meine Augen wanderten zu der Tasche in meiner Hand. »Und
das hier
. Sie hat hier geschlafen, Claire. Aber sie ist gar nicht erst zur Arbeit gefahren.«
63
    Ich hatte keine Ahnung, wie ich Steve erreichen konnte.
    Es war schon spät – und kein Mensch wusste, wo er untergekommen war. Außerdem wurde Jill erst seit einem Tag vermisst. Sie könnte immer noch plötzlich aufkreuzen und sauer sein, wenn sie erführe, was wir für einen Aufstand gemacht hatten. Es blieb uns nichts anderes übrig, als abzuwarten und uns weiter Sorgen zu machen – und, zumindest was mich betraf, Vorwürfe.
    Ich rief Cindy an, und fünfzehn Minuten später stand sie vor der Tür. Claire rief Edmund an, um ihm zu sagen, dass sie länger bleiben würde, eventuell sogar über Nacht.
    Wir machten es uns auf den Sofas in Jills Wohnzimmer bequem. Es bestand noch die Möglichkeit, dass sie es sich anders überlegt hatte und losgefahren war, um Steve aufzusuchen, wo immer er stecken mochte.
    Gegen elf klingelte mein Handy. Aber es war nur Jacobi mit seinem Routineanruf. Er teilte mir mit, dass in den Bars in Berkeley, in denen sie nachgefragt hatten, niemand zugegeben hatte, Hardaway auf dem Foto zu erkennen. Dann saßen wir nur noch da und schwiegen. Ich weiß nicht mehr, wie spät es war, als wir einnickten.
    Im Lauf der Nacht wachte ich ein paarmal auf, weil ich glaubte, etwas gehört zu haben. »Jill?« Aber sie war es nicht.
    Am Morgen fuhr ich gleich nach Hause. Joe hatte das Bett gemacht und die Wohnung sauber und aufgeräumt zurückgelassen. Ich duschte und rief im Büro an, um zu sagen, dass ich etwas später kommen würde.
    Eine Stunde später war ich in Steves Büro im Financial Center. Ich hatte den Explorer einfach vor dem Eingang geparkt. Als ich die Tür aufstieß, hatte sich meine Sorge schon zu einer unkontrollierbaren Panik gesteigert.
    Ich fand Steve sofort im Empfangsbereich. Er hing fast auf der Vorzimmerdame, hatte einen Fuß leger auf einen Stuhl gestellt und schlürfte dabei Kaffee.
    »Wo ist sie?«, fragte ich. Ich muss ihn erschreckt haben, denn er spritzte sich Kaffee über sein pinkfarbenes Lacoste-Shirt.
    »Was zum Teufel... Lindsay...« Steve hob die Hände.
    »
Gehen wir in dein Büro
«, sagte ich und starrte ihn finster an.
    »Mr Bernhardt?«, fragte die Sekretärin verwirrt.
    »Ist schon okay, Stacy«, antwortete Steve. »Sie ist

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