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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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in seinem Stuhl zurück. Als er sie wieder aufschlug, entdeckte ich den leichten Anflug eines Lächelns. »Ich wusste doch, dass es einen Grund gab, weshalb du mir so gefehlt hast, Lindsay.«
    Ich deutete das als ein Ja.
    »Aber was ich nicht gewusst habe« – er rollte seinen Stuhl zurück –, »war, dass der Grund die Aussicht auf die viele Freizeit war, die wir beide demnächst genießen werden – nachdem man uns gefeuert hat.«
    »Du hast mir auch gefehlt«, sagte ich.
88
    In San Francisco herrschte eine Panik, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte. Die Meldungen überschlugen sich. Und wo standen wir inzwischen mit unseren Ermittlungen? Noch längst nicht nahe genug an den Mördern, fürchtete ich.
    Meine ganze Theorie stand und fiel mit dem Nachweis einer Verbindung zwischen den jüngsten Morden und den beiden früheren Opfern.
    Bengosian stammte aus Chicago. Die Chancen, da etwas zu finden, schienen sehr gering. Aber ich erinnerte mich, dass Lightower in Berkeley studiert hatte. Das hatte uns der Leiter seiner Rechtsabteilung erklärt, als wir nach dem Mord an Lightower seine Firma aufgesucht hatten.
    Ich ließ mich mit Dianne Aronoff verbinden, Mort Lightowers Schwester, und erwischte sie zu Hause. Wir redeten eine Weile, und ich fand heraus, dass ihr Bruder SDS-Mitglied gewesen war. 1969, in seinem vorletzten Studienjahr, hatte er ein Urlaubssemester genommen.
    1969 war das Jahr der Hope-Street-Razzia gewesen. Hatte das etwas zu bedeuten? Möglicherweise.
    Gegen ein Uhr klopfte Jacobi an mein Fenster. »Ich glaube, wir haben den Vater von deinem Danko gefunden.«
    Er und Cappy hatten mit dem Telefonbuch angefangen, und die Adresse hatte sie zu einer hiesigen High School geführt. Dankos Vater lebte noch in Sacramento. Die Adresse war dieselbe wie 1969. Ein Mann hatte sich gemeldet, als Cappy dort angerufen hatte. Doch er hatte aufgelegt, sobald sie Billy Dankos Namen erwähnt hatten.
    »Die haben da doch ebenfalls ein FBI-Büro, oder?« Jacobi zuckte mit den Achseln.
    »Hier« – ich sprang auf und warf ihm die Schlüssel des Explorer zu –, »du fährst.«
89
    Egal, wie man es anging, die Fahrt nach Sacramento über den Highway 80 dauerte nun einmal rund zwei Stunden. Wir fuhren konstante fünfundsiebzig Meilen in der Stunde, als wir mit dem Explorer die Bay Bridge überquerten, und nach einer Stunde fünfzig Minuten hielten wir vor einer etwas heruntergekommenen Ranch im Stil der Fünfzigerjahre. Wir brauchten einen greifbaren Erfolg, und zwar dringend.
    Das Haus war groß, aber schlecht in Schuss; vorne ein verblichener Rasenhang, hinten ein eingezäuntes Grundstück. Dankos Vater war Arzt, wie ich mich erinnerte. Vor dreißig Jahren war das hier eventuell das schönste Haus in der Straße gewesen.
    Ich nahm die Sonnenbrille ab und klopfte an die Haustür. Es dauerte eine Weile, bis sich etwas rührte. Ich war ziemlich ungeduldig – gelinde ausgedrückt.
    Endlich öffnete ein alter Mann die Tür und musterte uns stumm. Ich sah die Nase und das scharf geschnittene, spitz zulaufende Kinn – die Ähnlichkeit mit dem Foto von Billy Danko im
Chronicle
-Magazin war unverkennbar.
    »Sind Sie die Idioten, die hier angerufen haben?« Er stand da und betrachtete uns misstrauisch. »Klar sind Sie das.«
    »Ich bin Lieutenant Lindsay Boxer«, sagte ich. »Und das ist Inspector Warren Jacobi von der Mordkommission. Haben Sie etwas dagegen, wenn wir reinkommen?«
    »
Allerdings
«, sagte er, doch er stieß trotzdem die Fliegentür auf. »Ich habe der Polizei nichts zu sagen, wenn es um meinen Sohn geht. Es sei denn, um ihre uneingeschränkte Entschuldigung für den Mord an William entgegenzunehmen.«
    Er führte uns durch einen muffigen Flur, in dem die Farbe von den Wänden abblätterte, in ein kleines Wohnzimmer. Es sah nicht so aus, als ob außer ihm noch jemand im Haus wohnte.
    »Wir hatten gehofft, Sie könnten uns ein paar Fragen zu Ihrem Sohn beantworten«, sagte Jacobi.
    »Fragen Sie nur.« Danko ließ sich auf eine Patchwork-Couch sinken. »Vor dreißig Jahren wäre ein besserer Zeitpunkt dafür gewesen. William war ein guter Junge, ein
großartiger
Junge. Wir haben ihn zum selbstständigen Denken erzogen, und er
hat
sich seine eigenen Gedanken gemacht, hat stets nur nach seinem Gewissen entschieden – und wie sich später herausgestellt hat, waren es die richtigen Entscheidungen. Den Jungen zu verlieren, hat mich alles gekostet, was ich hatte. Meine Frau...« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf

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