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Der 3. Grad

Der 3. Grad

Titel: Der 3. Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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ein Schwarzweißfoto einer Frau in mittleren Jahren. »Einfach alles.«
    »Es tut uns sehr Leid, was damals passiert ist.« Ich setzte mich auf die Kante eines ziemlich verschmutzten Sessels. »Wir sind auch nicht hier, um Ihnen noch mehr Kummer zu bereiten. Sicherlich haben Sie gehört, was kürzlich in San Francisco passiert ist. Viele Menschen sind ums Leben gekommen.«
    Danko schüttelte den Kopf. »Dreißig Jahre ist es jetzt her, und Sie können ihn immer noch nicht in Frieden ruhen lassen.«
    Ich warf Jacobi einen Blick zu. Das würde eine ziemlich harte Nuss werden. Ich begann über Jill zu reden, über die Verbindung zwischen ihrem Vater und der Razzia auf das Haus in der Hope Street, die wir aufgedeckt hatten. Dann erklärte ich ihm, dass eines der anderen Opfer, Lightower, ebenfalls einen Bezug zu Berkeley und der Studentenrevolte gehabt habe.
    »Ich will Ihnen ja nicht erzählen, wie Sie Ihren Job zu machen haben,
Inspector
« – Carl Danko grinste –, »aber für mich hört sich das nach einem Haufen wilder Spekulationen an.«
    »Ihr Sohn hatte einen Decknamen«, sagte ich. »August Spies. Und August Spies ist auch der Name, den die Leute benutzen, die hinter diesen Morden stecken.«
    Carl Danko schnaubte verächtlich und griff nach einer Pfeife. Er schien das Ganze eher lustig zu finden.
    »Kennen Sie irgendjemanden, der in die Sache verwickelt sein könnte?«, hakte ich nach. »Einer von Billys Freunden vielleicht? Hat sich in letzter Zeit irgendjemand bei Ihnen gemeldet?«
    »Gott segne ihn, wer immer es ist.« Carl Danko begann seine Pfeife zu putzen. »Wissen Sie was? Sie vergeuden nur Ihre Zeit. Ich kann Ihnen kein Stück weiterhelfen. Und selbst wenn ich es könnte... Ich hoffe, Sie können irgendwie verstehen, dass ich nicht sonderlich geneigt bin, der Polizei von San Francisco zu helfen. Und jetzt verlassen Sie bitte mein Haus.«
    Jacobi und ich standen auf. Ich ging einen Schritt in Richtung Tür und betete, dass mir doch noch irgendeine Erleuchtung kommen würde, bevor wir von hier wegfuhren. Vor dem Portrait von Dankos Frau blieb ich stehen. Und dann fiel mein Blick auf ein zweites Bild, das daneben stand.
    Es war ein Familienfoto.
    Irgendetwas brachte mich dazu, mir die Gesichter näher anzuschauen.
    Auf dem Foto war noch ein zweiter Sohn zu sehen.
    Jünger. Vielleicht sechzehn. Seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Alle vier lächelten; keine Sorge schien sie zu drücken an diesem angenehm sonnigen Tag irgendwann in der fernen Vergangenheit.
    »Sie haben noch einen zweiten Sohn.« Ich wandte mich zu Danko um.
    »Charles...« Er zuckte mit den Achseln.
    Ich nahm das Foto in die Hand. »Vielleicht sollten wir uns mal mit ihm unterhalten. Könnte sein, dass er etwas weiß.«
    »Das bezweifle ich.« Danko starrte mich finster an. »Er ist ebenfalls tot.«
90
    Als wir wieder im Explorer saßen, rief ich Cappy im Büro an. »Ich will, dass Sie alles über einen gewissen Charles Danko herausfinden. Geboren in Sacramento 1953 oder '54. Möglicherweise verstorben. Mehr habe ich leider nicht zu bieten. Und gehen Sie soweit wie möglich zurück. Wenn dieser Typ wirklich tot ist, will ich die Sterbeurkunde als Beweis.«
    »Ich mach mich gleich an die Arbeit«, sagte Cappy. »Aber ich hab auch was für Sie. George Bengosian, Lieutenant. Sie hatten Recht – er hat tatsächlich an der University of Chicago ein medizinisches Vorstudium absolviert. Aber das war
nach
seinem Wechsel von Berkeley. Bengosian war '69 dort.«
    »Danke, Cappy. Saubere Arbeit. Weiter so.«
    Jetzt hatten wir also drei Fälle – Jill, Lightower und Bengosian –, die alle mit der mörderischen Razzia in der Hope Street in Verbindung standen. Und der Deckname August Spies führte direkt zu Billy Danko.
    Noch wusste ich nicht, was ich mit den Erkenntnissen anfangen sollte. Wie Danko senior gesagt hatte – es war alles ein Haufen Spekulationen.
    Während Jacobi uns in die Stadt zurückchauffierte, schlief ich irgendwann doch tief und fest ein – zum ersten Mal seit drei Tagen. Gegen sechs waren wir wieder im Justizpalast. »Falls du es noch nicht wusstest«, meinte Jacobi, »du schnarchst.«
    »Nicht schnarchen, schnurren«, verbesserte ich ihn. »Ich schnurre.«
    Bevor ich in mein Büro ging, wollte ich noch bei Molinari vorbeischauen. Ich lief nach oben und schlüpfte in sein Büro. Da war eine Besprechung im Gange. Was hatte das wohl zu bedeuten?
    Chief Tracchio saß mit Molinari am Tisch. Neben ihm Tom Roach vom FBI.

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