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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Spinnennetzes an und rieb mir dabei das Kinn.
    Ich stand kurz davor, zu begreifen.
     
     
    4. Dezember
1 Stunde bis Tagesanbruch
6:20 Uhr
     
    Jodie
    Vorsichtig.
    Sie drehte die Ohrhörer in der Hand herum. Ihre Geschicklichkeit war ziemlich eingeschränkt. Eine intensive, betäubende Kälte in ihrer Haut hätte sie sogar ohne Handschellen behindert. Außerdem konnte sie im Halbdunkel kaum sehen, was sie tat.
    Aber wenigstens wusste sie, was sie vorhatte.
    Jodies Puls flatterte. Verhaltene Erregung flammte immer wieder hinter ihrer Lunge auf, und sie musste dem Drang widerstehen, zu schreien oder sogar laut herauszulachen. Seit sie auf die Idee gekommen war, konnte sie gar nicht schnell genug damit anfangen. Der Mann da draußen konnte jeden Moment aufwachen. Am liebsten hätte sie die verlorene Zeit zurückgeholt und sich selbst zurückgehalten – einfach dazuliegen und Musik zu hören, total verschreckt und voller Selbstmitleid! Er konnte schon seit Stunden da draußen schlafen. Sie hatte so viel Zeit damit verschwendet, sich schuldig, hilflos und verängstigt zu fühlen. Aber es brachte nichts, so daran zurückzudenken.
    Der Ohrhörerknopf war wie ein kleiner ovaler Stein. Sie ließ ihn durch die Finger gleiten.
    Normalerweise würde er in ihr Ohr passen und dort festsitzen. Das Kabel lief in einem Y zusammen, dessen eine Seite etwas länger war als die andere. Unten hing der Stecker, der in den iRiver passte.
    Den hatte sie schon herausgezogen und das Gerät weggelegt. Dann hatte sie sich neben den aufgestapelten Steinplatten hinten im Lagerraum hingekniet und das kürzere Kabelstück über die schärfste Kante eines Steins, die sie finden konnte, hin und her gezogen. Hatte die dünne Plastikschicht und dann den Draht durchtrennt, indem sie ihn so lange am Stein rieb, bis er immer dünner wurde und sie den Ohrstöpsel abreißen konnte.
    Jetzt kauerte sie neben der Tür und hatte etwa einen Meter Kabel mit einem festen Plastikhaken am Ende.
    Wieder spähte sie durch den Türspalt. Der Mann schien sich nicht bewegt zu haben. Er lag immer noch da, wo er vorher gewesen war, und anscheinend schlief er. Anscheinend. Sie wusste es nicht sicher, weil sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Vielleicht war er nur von dem Feuer fasziniert und starrte gedankenverloren in die Flammen. Oder vielleicht wartete er darauf, dass sie irgendetwas versuchte.
    Aber der Scheißkerl konnte sie mal. So oder so, sie würde es herausfinden.
    Mach einfach weiter, sagte ihr die Stimme.
    Sie klang jetzt viel selbstbewusster, aber sie hatte auch jedes Recht dazu. Als sie sich auf den behelfsmäßigen Sitzplatz hatte fallen lassen, hatte die Stimme sie immer wieder beruhigt, dass sie noch nicht erledigt sei, sondern sich doch einmal überlegen solle, was sie alles wisse. Auch wenn sie selbst überzeugt sei, dass es keine Möglichkeit gab, hätte sie vielleicht doch unrecht. Es könnte eine kleine Einzelheit sein, die sie nicht beachtet hatte. Eine Schwachstelle in seinem Plan, eine Gelegenheit. Ihr Leben würde durch diese Kleinigkeit entweder gerettet werden oder verloren sein.
    Vor Jahren hatte sie einmal eine Sendung über Serienmörder gesehen. Da war einer gewesen, seinen Namen wusste sie nicht mehr, der seine Opfer entführte und lange gefangen hielt. Im Lauf der Zeit wurden sie fügsam und unterwürfig, bereit alles zu tun, um dem Menschen, der sie entführt hatte, zu gefallen, obwohl das Endresultat immer dasselbe war. Der Polizist hatte vor der Kamera ruhig erklärt, dass eines der Fotos, das sie entdeckt hatten, ein Opfer zeigte, das, ohne Fesseln und ungehindert, demütig dasaß, während der Killer den Daumen in seine Augenhöhle gedrückt hielt. Aber das würde bei ihr nicht so laufen, verdammt noch mal.
    Also war sie alles noch einmal durchgegangen, so gut sie konnte.
    Das leere Grundstück.
    Die Fahrt im Lieferwagen.
    Den Weg durch den Wald.
    Ihr Ausrutschen, als sie fast gestürzt wäre.
    Das Eingesperrtsein hier drin.
    Scotts Schreie.
    An diesem Punkt hielt sie inne, denn sie war überzeugt, etwas vergessen zu haben. Sie ging noch einmal etwas zurück.
    Hier drin eingeschlossen zu sein. Es hatte etwas damit zu tun. Sie versuchte, sich so gut wie möglich jede Empfindung ins Gedächtnis zu rufen, aber sie erinnerte sich nur an ein paar allgemeine Eindrücke. Die Stimme hatte ihr die ganze Zeit gesagt, sie solle alles beobachten, und das hatte sie getan. Wo war die Stimme jetzt, wo sie sie brauchte?
    Sie überlegte noch einmal und

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