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Der 50-50 Killer

Der 50-50 Killer

Titel: Der 50-50 Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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emotional so gequält, dass sie, wenn sie endlich den Gnadenstoß bekamen, in dem Wissen starben, dass der Mensch, den sie liebten, sie dazu verdammt hatte.
    Rear don isolierte diejenigen, die er ermordete, und vernichtete die Beziehung in ihrem Kopf. Er zerstörte jede Illusion von der Liebe, die sie zu besitzen glaubten, und raubte sie ihnen.
    Das war der Grund. Reardon hielt sich wirklich für eine Art Teufel. Und nach seiner Ansicht tat er das Werk des Teufels: Er löschte die Liebe aus der Welt, Stück für Stück, verdarb sie und verleibte sie sich ein. Sammelte sie.
    Ich brauchte die Tonaufnahme nicht noch einmal zu öffnen, um mich an sein schreckliches Geräusch zu erinnern, als Kevin Simpson starb, dieser saugende Laut beim Einatmen. Damals war es mir vorgekommen, als ziehe er Simpsons Seele zwischen den Zähnen in sich hinein. Jetzt war ich überzeugt, dass ich näher dran gewesen war, als ich gedacht hatte.
    In seinem Kopf hatte der Killer die Liebe eingefangen, die Simpson früher einmal für Jodie zu empfinden geglaubt hatte.
    Stell sie dir jetzt vor. Stell dir vor, wie sie friedlich in den Armen ihres Freundes schläft.
    Die unbestimmte Erregung in mir war stärker geworden. Warum war das Spiel mit Kevin Simpson so einseitig gewesen? Weil die Beziehung einseitig war. Der Mensch, der etwas hatte, was der Killer wollte, war Simpson selbst. Er war derjenige, der Jodie liebte, und er wusste, dass sie nicht dasselbe für ihn empfand. Sie hatte ihn benutzt und war gegangen.
    Das ganze Spiel mit den E-Mails diente dem Mörder dazu, Simpson klarzumachen, dass er seine Liebe zerstören würde, damit er sie ernten konnte. Und um das zu tun, brauchte er Jodie nicht vor Ort.
    Ich hoffe, du verstehst jetzt, wie dumm du warst. Wie wenig sie alles verdient hat, was du in sie investiert hast.
    Der Täter hatte es ihm ausdrücklich gesagt und ihm dann seine zerstörten Gefühle genommen.
    Langsam atmete ich tief aus, lehnte mich auf dem Stuhl zurück und rieb mir die Augen. Ich war sicher, dass ich recht hatte.
    Auf dem Monitor hatte die kleine Schar von Kreisen das Flüsschen erreicht. Mercer würde bald dort sein. Wenn seine Theorie stimmte, würde er sehr bald auf Reardon stoßen, den Wolf des Alls, und mir lief bei dieser Aussicht ein Schauer über den Rücken. Aber er hatte vier gut ausgebildete Männer bei sich. Er hatte Erfahrung. Statt mich um ihn zu sorgen, zwang ich mich, ihn zu drängen. Komm rechtzeitig an. Rette Jodies Leben. Hindere diesen Mann an seinem Tun.
    Reardon ist nur ein Mensch. Er ist in Wirklichkeit kein Teufel.
    Und so musste ich die ganze Zeit denken.
    Egal, wie der 50/50-Killer sich selbst sah, in Wirklichkeit war er James Reardon, ein schwacher Mensch, und es würde klare und verständliche Gründe für das geben, was er tat. Ursache und Wirkung. Keinesfalls Rechtfertigungen, aber Erklärungen.
    Mit diesen Gedanken im Hinterkopf minimierte ich das Foto der Spinnennetze, öffnete die Akte über James Reardon und begann die Einzelheiten durchzugehen und nach Mustern unter der Oberfläche zu suchen.
     
     
    4. Dezember
45 Minuten bis Tagesanbruch
6:35 Uhr
     
    Jodie
    Nur eine einzige Gelegenheit, hatte sie sich vorhin gesagt, mehr brauchte sie nicht. Eine einzige Lücke in seinen Plänen, die sie nutzen konnte. Die Stimme hatte sie die ganze Nacht darauf vorbereitet, aber jetzt, wo die Gelegenheit da war, hatte sie sie allein gelassen. Sie in der Stille zurückgelassen.
    Jodie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Ihr Kopf war leer.
    Sie wich zurück, auf den verschlossenen Schuppen zu. Der Mann mit der Teufelsmaske machte ein paar vorsichtige Schritte auf sie zu.
    »Bleib zurück«, warnte sie.
    Sie drückte auf den Benzinkanister und schwang ihn in seine Richtung. Ein Strahl landete nicht weit vor seinen Füßen im Schnee.
    Er blieb stehen, wo er war, und streckte die Hand aus.
    »Gib das her.«
    Sie schaute hinter sich, um nicht zu stolpern, und wich dann zurück, bis sie fast die Tür des Schuppens berührte. Jetzt war sie da, hatte sich festgelegt. Sie würde ihn nicht wieder in Scotts Nähe lassen.
    Der Mann hielt die Hand ausgestreckt, als würde sie sich bestimmt anders besinnen, zur Vernunft kommen. Nachdem er den Schock überwunden hatte, sah sie jetzt, dass er wütend war. Wirklich wütend. Es waren die ersten Emotionen, die sie bei ihm gesehen hatte, und sie dachte: Gut. Sei nur wütend, du Scheißkerl. Sie hasste ihn. So große Angst sie auch hatte, sie wollte ihm trotzdem

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