Der Agent - The Invisible
Verachtung.
»Was glauben Sie eigentlich, mit wem Sie reden?«
Kureshi konnte nichts sagen, er war ganz damit beschäftigt, um Luft zu ringen. Schon nach ein paar Sekunden glaubte er, seine Lungen müssten platzen. Er begann eher unbewusst, sich zu wehren, sein ganzer Körper schrie nach Sauerstoff. Er hob die Hände und versuchte, sich von Mengals eisernem Würgegriff freizumachen, doch es war sinnlos. Der andere war einfach zu stark.
»Sie tun, was ich sage, nicht mehr und nicht weniger«, herrschte Mengal ihn an. Seine Stimme klang, als würde man mit einer Schaufel über Beton kratzen. »Wenn so was noch mal passiert, lege ich Sie um, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie arbeiten für mich . Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
Kureshi nickte heftig, sein Kinn rieb sich an der schwieligen Haut der Hand des Generals. Schließlich ließ Mengal los, und Kureshi sank zu Boden und schnappte nach Luft.
Mengal blickte beiläufig auf die Uhr, als wäre nichts geschehen. »Also, wie lange wird es dauern, bis die Frau sich bewegen kann?«
»Ich verstehe nicht«, keuchte Kureshi mühsam. »Was meinen Sie?«
»So schwierig ist die Frage nicht«, knurrte Mengal. »Wann ist sie in der Lage zu gehen?«
Kureshi dachte nach, seine erste Antwort verwerfend. Er
wollte nichts sagen, das bei Mengal zum nächsten Wutausbruch führen konnte, musste aber zugleich an seine Patientin denken.
»In acht Stunden«, antwortete er schließlich. Mengals Gesicht verfinsterte sich sofort, aber Kureshi machte keinen Rückzieher. Er wünschte sich verzweifelt, diese Geschichte lebend zu überstehen, aber Fitzgerald war seine Patientin, und er musste in ihrem Interesse handeln. Außer ihm würde es niemand tun, und der Gedanke, sein eigenes Wohl vor ihres zu setzen, kam ihm nicht einmal. »So kann sie nicht gehen«, erklärte er. »Ich muss die Dränage herausnehmen, kann es ohne Risiko aber erst tun, wenn die Flüssigkeit im Brustraum komplett …«
»Ich habe das Ding gesehen«, fuhr Mengal ihn an. »Es ist leer. Das Gerät arbeitet schon seit einer Stunde nicht mehr.«
»Ja, aber …«
»Halten Sie den Mund.« Mengal kauerte sich neben Kureshi nieder. »Jetzt hören Sie mal gut zu. Seit der Operation sind achtzehn Stunden vergangen, und ich habe das Warten satt. Mir ist klar, dass Sie auf Zeit spielen. Falls Sie glauben, mich wegen Ihres medizinischen Wissens austricksen zu können, haben Sie sich geschnitten. Als Soldat habe ich alle nur denkbaren Verletzungen gesehen. Und auch, wie sie behandelt werden. Ich warne Sie. Wenn Sie noch mal versuchen, mich zum Narren zu halten, leben Sie nicht mal mehr lange genug, um es bedauern zu können.«
Kureshi, noch immer nach Luft schnappend, nickte hastig.
»Also«, sagte Mengal, der sich offenbar etwas beruhigt hatte. »Wann kann sie gehen, wenn das Ding raus ist?«
Diesmal zögerte Kureshi nicht. »In vier Stunden.«
»Okay. Entfernen Sie es, und keine Schmerzmittel mehr. Wenn sie aufwacht, muss sie einen klaren Kopf haben.«
Kureshi murmelte zustimmend, stand unsicher auf und verschwand ohne einen weiteren Blick für den General in dem Operationsraum. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, stand er einen Moment reglos da, um alles zu durchdenken.
Er bemerkte, dass seine Hände stark zitterten. Es war das erste Mal, dass Mengal ihn verbal bedroht hatte, und es war ebenfalls noch nie vorgekommen, dass er ihn körperlich angegriffen hatte. Trotzdem war ihm immer bewusst gewesen, dass die Bedrohung real war, direkt unter der Oberfläche lauerte. Es war eine perverse Verbindung - er war Arzt, Mengal ein Mörder -, aber irgendwie war er in die Falle getappt, natürlich wegen des Geldes. Wegen des Geldes und der Angst davor, was passieren würde, wenn er nicht spurte. Er hätte die Verbindung lösen müssen, als es noch möglich war, und jetzt zahlte er den Preis dafür, dass er es nicht getan hatte.
Wie Randall, dachte er schuldbewusst. Aber es ließ sich nicht mehr ändern. Hoffentlich würde sein alter Freund ihm verzeihen, dass er ihn in diese elende Geschichte hineingezogen hatte. Was voraussetzte, dass sie beide überlebten.
Als er so neben seiner immer noch bewusstlosen Patientin stand, musste er - nicht zum ersten Mal - daran denken, wie tief er gefallen war. Es war nicht so, dass er sich nicht bemüht hätte; meistens hatte er versucht, das Richtige zu tun. Das Problem war nur, dass er bei so vielen Gelegenheiten den Erwartungen nicht entsprochen hatte, und jetzt glaubte er, dass
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