Der Agent - The Invisible
anrichten konnte. Trotzdem fühlte er sich besser, weil er wusste, dass er nicht ganz schutzlos war. Jetzt musste er nur noch auf die richtige Gelegenheit warten.
Randall Craig hatte keine Ahnung, wie lange er schon in dem kleinen Zimmer eingesperrt war. Die Erinnerung an den Vortag war größtenteils verschwommen, aber er hatte sich alle Mühe gegeben, die Teile des Puzzles zusammenzusetzen. Er wusste noch vage, was sich nach dem Eintreffen des Lastwagens ereignet hatte. Er wurde von den Wachtposten entladen, und was sie in die Scheune neben dem Haus schafften, schien eine Kameraausrüstung zu sein. Er erinnerte sich an den Moment der Erkenntnis, die sich mit dem Anblick der Kamera verband. In diesem Augenblick hatte er begriffen, was sie mit ihm vorhatten, und ihm war klar geworden, dass er sich etwas einfallen lassen musste.
Dann hatte er den Algerier attackiert. Es war eine reine Instinktreaktion, völlig ungeplant - und mit den erwartbaren Konsequenzen. Die Wachtposten hatten eingegriffen, bevor er den Job beenden konnte, doch er erinnerte sich daran, dass es ihm gelungen war, den Mann zu treffen und zu Boden zu schicken. Als er gerade nachsetzen wollte, war der erste Wachtposten
eingetroffen, und einen Sekundenbruchteil später traf ihn der Gewehrkolben - zumindest vermutete er das -, und zwar fast genau an derselben Stelle, wo er schon unmittelbar vor seiner Entführung getroffen worden war.
Der Schmerz war übel, aber nicht annähernd so schlimm wie am Morgen, als er die Augen geöffnet hatte. Er wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war, doch es hatte gerade zu dämmern begonnen, als er wieder zu sich kam. Im Gegensatz zu dem ersten Raum, in dem sie ihn eingeschlossen hatten, gab es hier ein Fenster, durch das er sah, dass es Abend wurde. Die Episode mit dem Algerier hatte sich am letzten Abend zugetragen, ungefähr um neun, und er schätzte, dass er etwa seit zwanzig Stunden hier eingesperrt war, vielleicht ein bisschen länger.
Es gab nichts zu tun, die Zeit verstrich langsam. Obwohl er den fast leeren Raum durchsucht hatte, war ihm nichts aufgefallen, das sich als Waffe verwenden ließ. Offenbar war er gründlich ausgeräumt worden, bevor man ihn herbrachte. Es gab nur ein Metallbett, auf dem er gerade saß, einen kleinen Nachttisch und einen Eimer für die Notdurft.
Selbst den Eimer hatte er sich genau angesehen, aber er hatte nicht mal einen Griff, den er hätte abbrechen können. Vermutlich hätte sich auch damit nicht viel anfangen lassen, aber seine Entführer hatten an alles gedacht und gingen kein Risiko ein. Später dachte er über die Federn in der Matratze nach, die man vielleicht als Waffe benutzen konnte, doch der Überzug war zu dick, um ihn zu zerreißen, und er hatte nichts, womit er den Stoff zerschneiden konnte. Es sah so aus, als hätten sie wirklich an alles gedacht, sogar die Schubladen aus dem Nachttisch fehlten. Natürlich gab es das auf den Garten hinausgehende Fenster, doch darunter standen permanent
zwei Wachtposten. Wenn er es einschlug, würden sie es sofort hören, und er musste den Preis dafür bezahlen.
Er hatte keine Angst vor einer Auseinandersetzung, doch die beiden Schläge auf den Hinterkopf hatten ihn vorsichtig werden lassen. Als er wieder zu Bewusstsein kam, war der Schmerz fast unerträglich gewesen, doch das war zweitrangig und nicht seine größte Sorge. Bei einer Gehirnerschütterung musste man unter Umständen auch mit neurologischen Folgeerscheinungen rechnen, die sich auf unterschiedliche Weise manifestieren konnten. Die am häufigsten auftretenden Symptome waren kognitive Fehlleistungen, Anfälle, Konzentrationsstörungen und hartnäckige Kopfschmerzen. Auch zeitweilige Lähmungserscheinungen kamen vor, doch bisher hatte sich bei ihm nichts dergleichen bemerkbar gemacht.
Trotzdem hatte er nicht vor, den Zorn seiner Entführer zu provozieren. Er war entschlossen, nicht kampflos aufzugeben, doch beim nächsten Mal würde er nicht so impulsiv agieren. Der Angriff auf den Algerier war ein Fehler gewesen; er hätte einen Moment abpassen müssen, in dem er seiner Sache sicher gewesen wäre. Zugleich war ihm bewusst, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
Seine Gedanken kehrten zu dem zurück, was er am letzten Abend gesehen hatte. Es war eindeutig, dass Mengal und der Algerier in der Scheune ein behelfsmäßiges Filmstudio einrichteten, und es bedurfte keiner besonderen Fantasie, um sich vorzustellen, was sie vorhatten. Er glaubte nicht, dass sie
Weitere Kostenlose Bücher