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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Fitzgerald vor laufender Kamera töten würden. Die Außenministerin war zu wertvoll für sie. Er dagegen war nichts Besonderes, und sie würden ihn umbringen, ohne mit der Wimper zu zucken. In dieser Hinsicht war er nicht allein - sobald Said die Dränage entfernt hatte, war sein Leben genauso gefährdet.

    Er spürte die Zeit verstreichen, und die zunehmende Angst machte es immer schwerer, klar zu denken. Jetzt fiel ihm wieder ein, was der Algerier gesagt hatte, als er die Kameras sah.
    Sie haben doch nicht etwa gedacht, wir hätten Sie nur aus einem Grund hergebracht, Doktor? Bei Fitzgerald haben Sie eine bewundernswerte Leistung vollbracht, aber Ihre Arbeit ist noch längst nicht getan. Bald sind Sie berühmt, mein Freund … Berühmter, als Sie es sich in Ihren kühnsten Träumen hätten vorstellen können.
    Diese Worte hatten nur bestätigt, was ihm bereits klar gewesen war. Er wollte nicht, dass es so endete, dass er vor laufender Kamera um sein Leben bettelte, während sie ihre Propagandasprüche herunterleierten. Alles, nur das nicht. Wenn sie ihn auf der Flucht erschossen, würde er wenigstens aufrecht sterben, wie ein Mann. Mehr wollte er nicht. Er sah keine Möglichkeit, seinem Schicksal zu entkommen; jetzt ging es nur noch darum, selbst zu entscheiden, wie und wann es geschah.
    Er stand auf, trat ans Fenster und blickte hinaus, aber er sah weder die hohe Akazie hinter dem Haus noch die Weide oder die sanft ansteigenden grünen Hügel. Der Himmel war den ganzen Tag bedeckt gewesen, und es nieselte. In etwa einer Stunde würde es dunkel sein, vielleicht noch schneller.
    Heute Nacht werden sie dich holen.
    Er atmete unwillkürlich schneller, und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Der Gedanke hatte ihn urplötzlich getroffen, wie aus dem Nichts, aber er wusste, dass es so kommen würde. Sie würden ihn holen.
    Und wenn es so weit war, würde er vorbereitet sein.
     
    Der Laster fuhr durch ein tiefes Schlagloch, und Naomi Kharmai wurde heftig durchgeschüttelt. Sie schlang die Arme um
ihre Waden, schloss die Augen und ließ den Kopf auf die Knie sinken. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie sich schon auf der dunklen, feuchten Ladefläche befand, glaubte aber nicht, es noch viel länger ertragen zu können. Auf den Hauptstraßen war es noch halbwegs erträglich gewesen, doch Machado musste von der A4 abgebogen sein, denn die Fahrt war zunehmend ungemütlicher geworden, was ihre Übelkeit und Kopfschmerzen so sehr verschlimmerte, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb. Seit die Kopfschmerzen vor einigen Stunden begonnen hatten, spürte sie ein dumpfes Pochen, das seitdem nicht aufgehört hatte. Jetzt hatte sie das Gefühl, als würden sich zu beiden Seiten des oberen Endes ihrer Wirbelsäule zwei starke Finger in die empfindlichen Nerven bohren.
    Die Übelkeit war noch schlimmer. Sie hatte sich mehrfach übergeben und es noch ein halbes Dutzend Mal versucht, doch es war nichts mehr hochgekommen. Sie schwitzte am ganzen Leib. Ihre Arme waren feucht und mit Dreck von der Ladefläche verschmiert, und an ihrer Stirn liefen Schweißperlen herab, die in den Augen brannten. Ihre Kleidung war durchgeschwitzt, und die Transpiration ließ nicht nach, obwohl ihr Mund völlig ausgetrocknet war. Sie hatte Wasser zu trinken versucht, um ihren grässlichen Durst zu stillen, es aber sofort wieder von sich gegeben. Obwohl sie halb verhungert war, erschien ihr der Gedanke, etwas essen zu wollen, völlig absurd. Es kam ihr so vor, als hätte ein brutaler Masseur ihren ganzen Körper durchgeknetet, und der Schmerz hätte nicht schlimmer sein können, wenn sie verprügelt worden wäre.
    Seit sie die letzten Tabletten genommen hatte, waren dreiunddreißig Stunden vergangen, und vierzehn davon war sie wach gewesen. Die Entzugserscheinungen hatten sich schnell und grausam bemerkbar gemacht. Alles war zehnmal schlimmer,
als sie gedacht hatte, und während der letzten Stunden hatte sie sich dafür verflucht, die Pillen durchs Klo gespült zu haben. Was für eine dumme Affekthandlung. Dadurch löste sich kein Problem, und vor allem hatte sie jetzt nichts mehr, womit sich die innere Aufgewühltheit bekämpfen ließ. Das Morphin war das Einzige gewesen, worauf wirklich Verlass war, und in diesem Augenblick hätte sie alles - absolut alles - für eine einzige Tablette gegeben, um ihre Nerven zu beruhigen.
    Aber sie waren weg, es ließ sich nicht mehr ändern.
    Als der Laster erneut durch ein Schlagloch fuhr, wurde ihr Körper ein

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