Der Agent - The Invisible
ihm zuhörte. Er hatte es Jonathan Harpers Stimme entnehmen können, als sie am Telefon über ihn gesprochen hatten. Der zweite Mann der CIA schien den Spanier sehr zu bewundern.
»Ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was sie durchmacht«, sagte er schließlich. »Aber sie will sich nicht öffnen, und ich weiß nicht, was ich tun soll. Es ist so, wie Sie sagten … Wenn ich sie unter Druck setze, mache ich wahrscheinlich alles nur schlimmer.«
»Bestimmt.« Machado nickte bedächtig. »Andererseits müssen Sie aber wissen, ob sie dem Auftrag weiter gewachsen ist. Sehe ich das richtig?«
»Ja.«
»Und ich nehme an, Sie haben in Madrid bekommen, was Sie bekommen wollten.«
»Ja.«
»Dann wird Langley natürlich darauf bestehen, das Beste aus dieser Information zu machen. Falls man dort auf Sie setzt, und davon gehe ich aus, brauchen Sie ihre Hilfe. Wenn sie durch eigene Probleme abgelenkt ist, wird das zum Handicap, und für Sie wird es schwieriger, die Aufgabe zu bewältigen.«
»Der Einwand ist berechtigt, aber …«
»Sie sollen die Außenministerin Fitzgerald finden, oder?«
Kealey studierte eingehend Machados Miene, versuchte die Maske zu durchdringen. Statt eine Antwort zu geben, stellte er eine Frage. »Hat Ihre Tochter das gesagt?«
»Ja, aber es wäre nicht nötig gewesen.« Machado leerte sein Glas, stand auf, trat an die offene Tür und blickte gedankenverloren
zu den beiden Frauen im Garten hinüber. Seine Hände lagen auf dem Rücken. »Wenn nicht extrem viel auf dem Spiel stünde, hätte die CIA die Geschichte in Madrid nie gebilligt. In der gegenwärtigen Situation sind so drastische Maßnahmen nur durch die Entführung von Außenministerin Fitzgerald zu rechtfertigen. Haben Sie eine Spur?«
»Einen Namen. Unsere Leute überprüfen ihn gerade. Wir warten darauf, dass sie sich melden.«
Machado seufzte tief. Es schien, als würde das Gewicht der Welt auf seinen Schultern lasten. Als er sprach, tat er es, ohne sich zu Kealey umzudrehen. »Wenn es Ihr Auftrag ist, diesen Mann zu jagen, hat Marissa dann auch etwas damit zu tun?«
Die Frage kam unerwartet. »Keine Ahnung«, antwortete Kealey. »Das habe nicht ich zu entscheiden.«
»Aber angesichts Ihrer Erfolgsbilanz haben Sie doch sicher ein Wörtchen mitzureden«, beharrte Machado. Jetzt drehte er sich doch um, und Kealey sah, dass seine Miene geschäftsmäßig wirkte. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Machado ihn einzuschätzen versuchte. »Mir wäre es sehr viel lieber, meine Tochter vor jeder Gefahr zu bewahren, aber sie macht ihre Arbeit sehr gut. Wenn es sinnlos ist, Kharmai mitzunehmen, sollten Sie darüber nachdenken, sie durch Marissa zu ersetzen. Sie wird Sie nicht enttäuschen.«
Kealey zögerte. Er wusste nicht, worauf er zuerst eingehen sollte. »Tut mir leid, aber das ist unmöglich. Es gibt einen speziellen Grund, warum Naomi dabei ist. Eigentlich sogar mehrere, aber insbesondere einen.«
»Ich erahne ihn«, sagte Machado. »Die Außenministerin wurde in Pakistan entführt. Auch wenn sie einen britischen Akzent hat, Kharmai ist zweifellos asiatischer Herkunft. Wahrscheinlich aus dem Osten Indiens, würde ich tippen.«
»Genau.«
»Also nehme ich an, dass sie nützliche Sprachkenntnisse vorweisen kann.«
»Sie spricht fließend Punjabi und etwas Urdu.«
»Dann scheint sie die perfekte Wahl zu sein. Sie sind also auf dem Weg nach Pakistan.«
Kealey musste sich fragen, wie Machado zu dieser Annahme kam. Vielleicht war es gar keine bloße Annahme. »Das ist bestimmt eine realistische Möglichkeit.«
»Ich kann Ihnen helfen.« Plötzlich schien Javier Machado geradezu übertrieben bemüht, seine Unterstützung anzubieten. Selbst seine Körperhaltung war anders. Er stand etwas vornübergebeugt da und wirkte entschlossen und sehr energisch. Angesichts des ruhigen, überlegten Verhaltens, das er noch vor ein paar Minuten an den Tag gelegt hatte, war das eine merkwürdige Verwandlung. »Ich kenne einen Mann in Lahore, der einiges bewegen kann«, fuhr er fort. »Dieser Mann hat beste Beziehungen und kann Sie herumführen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Was Sie auch brauchen, er besorgt es. Wenn es an der Zeit ist, das Land zu verlassen, kann er auch dabei helfen. Und falls Sie in der Klemme stecken, werden seine Dienste unbezahlbar sein.« Er senkte kaum merklich die Stimme. »Noch wichtiger, er weiß alles, was man über Benazir Mengal nur wissen kann.«
Kealey erstarrte, wollte seinen Ohren nicht
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