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Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Läufer schnaubte ein paarmal mißbilligend, und Süßes Ding blieb einmal stehen und drehte sich halb um, als wolle sie sich auf einen Kampf mit den Spöttern einlassen. Es fiel Bill auch auf, daß Mehr Marmelade nirgends zu sehen war. Endlich erreichten sie die Schmiede.
    Flachfinger übersah Bill geflissentlich und erwiderte nur kurz den Gruß des Bergläufers. Flachfinger war an der Schmiede beschäftigt und schlug ziemlich wütend auf ein Stück glühendrotes Eisen ein. Bill kletterte aus seinem Sattel, der Bergläufer setzte sich auf eine Bank, und Süßes Ding blieb neben dem Läufer stehen. Draußen vor der Schmiede begannen sich die Dörfler anzusammeln. Sie blieben dort einfach stehen und beobachteten stumm, aber mit breitem Grinsen, und erwarteten offensichtlich das Schlimmste. Bill spürte, wie jenes kalte Gefühl zurückkehrte, das er bei dem Gespräch mit Mula-ay empfunden hatte. Aber er lächelte tapfer und drehte ihnen mit gespieltem Gleichmut den Rücken zu.
    „So, so“, sagte er laut zum Läufer und beachtete den Schmied gar nicht, der jetzt das glühende Stück Eisen in einen Wassertrog stieß, „das ist also Flachfingers Arbeitsstätte, wie?“
    „Das ist richtig, Hacke-und-Schaufel“, antwortete der Läufer.
    Bill begann nun zwischen den Stapeln von Holz und Eisen umherzuwandern, blieb hier stehen, um einen zerbrochenen Kerzenleuchter zu begutachten, und dort, um mit dem Finger über die Klinge eines zerbrochenen Schwertes zu streichen.
    „Mächtig interessant hier“, bemerkte Bill laut und betrachtete nun die dicken Dachbalken aus Holz über seinem Kopf, ein gutes Stück oberhalb seiner Reichweite, es sei denn, er kletterte auf einen Stapel Holzklötze von etwa anderthalb Metern Länge und einem halben Meter Durchmesser, die vermutlich als Feuerholz dienten. Langsam schlenderte Bill zu den aufgeschichteten Holzklötzen hin, um sie näher zu untersuchen. Dann ging er zu Süßes Ding, zog ihren Kopf zu sich herunter, bis er mit dem Mund an ihr Ohr reichte, und flüsterte ihr etwas zu. Daraufhin eilte Süßes Ding, gefolgt von neugierigen Blicken, durch die Menge davon in Richtung Residenz. Dann wandte sich die Aufmerksamkeit der Leute wieder Bill zu, als dieser sagte:
    „Ja, es ist wirklich ein Jammer, daß ich nicht rechtzeitig hier sein konnte, um mich im Gewichtheben mit dem Schmied zu messen.“ Dabei starrte er gedankenvoll auf die Holzklötze.
    „Das ist wohl wahr!“ sagte eine Stimme aus der Zuschauermenge und löste damit dröhnendes Gelächter aus.
    „Ja, ein echter Jammer“, fuhr Bill fort und nickte dem Bergläufer zu, ohne sich um die Leute zu kümmern. „Das wäre bestimmt sehenswert gewesen.“ Er blickte zu Flachfinger hinüber, der inzwischen mit finsterer Miene einen zerbrochenen Faßreifen reparierte.
    „Ja, eine solche Verabredung ist eine Verabredung“, sagte Bill, während er einen der Klötze betastete und versuchte, dessen Gewicht zu schätzen. An die hundert Pfund mochte er wiegen. „Und wenn man sie verpaßt, hat man sie eben verpaßt. Ich würde Flachfinger nicht damit beleidigen wollen, ihm vorzuschlagen, jetzt mit mir Gewicht zu heben, da ich schon eine Chance dazu versäumt habe.“
    „Du gehst ganz auf Nummer Sicher, was, Shorty!“ brüllte eine andere Stimme aus der Zuschauermenge, und neues Gelächter erscholl.
    In diesem Augenblick drängte sich Süßes Ding gewichtig durch die Menge zurück, und über ihrer einen Schulter hing der Flaschenzug, den Bill konstruiert hatte. Ein neugieriges Summen brandete rings um sie auf, aber sie beachtete die Reaktion auf ihr Erscheinen gar nicht. Sie trat zu Bill und schob ihm den Flaschenzug in die Arme.
    „Da!“ sagte sie und setzte sich dann neben dem Bergläufer auf die Bank, als hätte sie gerade etwas höchst Bemerkenswertes vollbracht. Die Menge starrte neugierig auf Bill und den Flaschenzug. Sogar Flachfinger, schwer beschäftigt an seiner Schmiede, warf einen verstohlenen Blick in Bills Richtung.
    „Andererseits“, fuhr Bill nun fort, wie zu sich selbst, aber laut genug, daß alle ihn hören konnten, „könnte ich ja vielleicht irgend etwas hier heben, nur so, und es da lassen, wo ich es hingeschoben habe. Und später würde es Flachfinger vielleicht dort bemerken – oder vielleicht auch nicht.“
    Mit diesen letzten Worten, hingeworfen im besten Stil nach Mehr Marmelade, kletterte Bill behende auf den Holzstapel und warf ein Ende des Seils, das am Flaschenzug befestigt war, über einen der dicken

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