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Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime

Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime

Titel: Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime
Autoren: Regina Page
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erniedrigen, doch sie war stolz und ließ das nie zu, nicht mal in der Psychiatrie hat man ihren Willen und Gerechtigkeitssinn brechen können. Es war eine schöne, doch kurze Kindheit mit ihr.
    In den Straßen Berlins gehe ich unsere Wege, die wir oft zu Fuß, Kilometer weit gelaufen sind.
    Wie schön ist es doch alles noch einmal wieder zu sehen, im Herzen bleibt es meine Heimat. Als ich dann nach achtundvierzig Jahren, am Potsdamer Platz bin, versuche ich die Straße zu finden, wo wir als Kinder barfuß durch die Trümmer liefen und alles als Abenteuerplatz kannten. Ich versuchte es dann am Askanischen Platz. Erst von dort aus konnte ich wieder alles erkennen. Auf diesen Wegen reißen verheilte Wunden immer wieder auf und ich wurde sehr traurig, ich sehe wieder diese Frauen, alle mit den gebundenen Kopftüchern und den bunten Kitteln, Steine schleppten sie. Eine warf der anderen die Bausteine zu, es waren Frauen, die dort jeden Tag in den Trümmern schufteten, ihre Männer waren im Krieg oder noch in Gefangenschaft. Für uns Kinder war das interessant, wir suchten nach „Schätzen“ und fanden nichts.
    Die Straße zurück zum Potsdamer Platz. Ich setzte mich vor dem U-Bahn-Eingang auf einen Stein und versuchte meine Gedanken zu ordnen, alles läuft seinen Gang die Menschen strömen durch die Straßen. Gerne hätte ich ihnen erzählt, wie es damals hier aussah, doch wer will das von mir schon wissen.
    Vieles geht vorüber, so dachte ich und wird vergessen doch manches wird sich niemals ändern ...
    Ich vergesse diese Trümmerfrauen nie, die Berlin mit ihren Händen und der letzten Kraft, die noch in ihnen vorhanden war, aufgebaut haben.
    Ein Spaziergang unter den Linden, mehrmals durch Brandenburger Tor zu gehen, einfach die Seele baumeln lassen, in Gedanken diesen Tag noch einmal genießen, hier und da bekannte Gesichter zu sehen, einfach auf einer Bank sitzend zu spüren, dass meine Seele eine Berliner Seele ist.

    ***

Gedanken über unseren 1. Bundes-Kongress
    in Kassel

    Wie gestandene Männer sehen sie aus, stehen da und sprechen ins Mikrofon, erzählen ihre Geschichte. Von ihrem Aufenthalt als Kleinkind im Kinderheim wo sie auch ihre Jugendzeit verbringen mussten.
    Sie erzählen von sexuellen Misshandlungen, von den Schlägen bei kleinsten Vergehen und den Demütigungen, die sie jahrelang ertragen mussten. Sie waren den Erziehern (Patern und Nonnen) völlig ausgeliefert.
    Diese gestandenen Männer, brechen ihre Erzählung ab, weil sie nicht mehr reden können, sie weinen und sie entschuldigen sich dafür. Sie brauchen viel Kraft weiterzusprechen. Und die Traurigkeit kommt wieder über sie, sie weinen ...
    Jeder im Saal kann es nachempfinden, was in ihnen vorgeht, alle fangen an zu klatschen. Der Beifall sollte ihnen Mut machen, doch die Männer gehen mit gesenkten Köpfen zurück an seinem Platz.
    Eine junge Frau erzählt am Podium Unglaubliches. Was ihr passiert ist, als neunjähriges Mädchen im Beichtstuhl mit ihrem Beichtvater und einer Nonne, die den „Wachhund“ dabei spielte. Wir hörten still zu. Es war totale Ruhe im Raum.

2006, der Weg nach Paderborn

    Werde ich es schaffen, ihnen gegenüber zu stehen?
    Heute ist der Tag, an dem ich die Schwester Oberin treffe.
    Elke und ich, wir sprachen kein Wort mehr, als wir das Haus betraten. Die Treppen zum Mutterhaus der Vincentinerinnen waren erreicht, ein Zurück gab es nicht. Der Fernsehsender hatte es geschafft, dass sie uns zu einem Gespräch ins Mutterhaus einluden.
    Es war soweit, Elke sollte heute ihrer Meisterin, Schwester Alburga, aus der Schneiderei gegenüberstehen.
    Ich werde die Schwester Oberin fragen, warum sie mir vor 45 Jahren nicht geholfen hat, ich werde sie fragen, ob sie sich noch daran erinnern kann.
    Beide Nonnen hatten sich bereit erklärt, unsere Fragen, die uns ein Leben lang begleitet haben, endlich zu beantworten, hier in ihrem Alterssitz. Nach der Begrüßung, die sehr höflich von beiden Seiten ausfiel, mir fiel ihr Lächeln auf, dass Lächeln und die Freundlichkeit der Schwester Oberin. Wie konnte ich das vergessen, die Hoffnung, die ich damals bei unserer ersten Begegnung hatte?
    Wir nahmen an einem großen Tisch Platz. Als wären wir alte Freunde, standen Getränke bereit. Ein Gefühl stieg in mir auf, die Angst etwas falsch zu machen und betraft zu werden. Ich wehrte mich, meine Gefühle hatte ich schnell wieder unter Kontrolle, mit Haltung und Disziplin bin ich durchs Leben gegangen, meine Helfer im Alltag, nach
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