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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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Leute ihre Einkäufe heutzutage im Internet erledigen. Ich hoffe, ich denke dran, euch ein Flugblatt mitzubringen, wenn ich nach Hause komme, oder …«
    »Mach, dass es aufhört«, stieß Julia fast unhörbar zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Sam streckte die Hand aus und schloss den Laptop. Eine Minute lang sagte niemand ein Wort. Dann entschloss sich Sam zu einer ehrlichen Antwort: »Wir … also ich habe ein Script geschrieben, ein kleines Computerprogramm, das E-Mails von Livvies E-Mail-Account aus verschickt. In ihrem Namen. So, wie sie selbst schreiben würde. Und ihre Video-Chats reproduziert das Programm auf dieselbe Weise.« Laut ausgesprochen wirkte es weniger unwirklich als einfach nur kindisch und sogar albern.
    »Du bist in ihren Account eingedrungen?«, fragte Kyle.
    »Nicht direkt.«
    »Und hast E-Mails versc hickt, in denen du so tust, als wärst du sie?«
    »Nein, ich habe gar nichts ver… «
    »Findest du das etwa witzig?« Kyles Stimme wurde immer lauter.
    »Das ist kein Witz«, sagte Meredith mit Nachdruck. »Und es ist auch nicht Sam, der diese E-Mails schreibt, sondern ein Algorithmus, ein Programm. Der Computer liest sämtliche E-Mails, die Oma an mich geschrieben hat, genauso wie meine Antworten, und sieht sich außerdem unsere Video-Chats an. Er weiß, wie sie schreibt und denkt, wie sie klingt und redet, und stellt daraus Antwort-Mails zusammen.«
    »Ich will das alles gar nicht hören«, murmelte Julia, ohne von ihrem Schoß aufzublicken.
    »Am Anfang ist es schwer zu verstehen«, gab Meredith zu.
    »Schwer zu … Seid ihr beide völlig plemplem? Warum sollte man so etwas wollen?« Jetzt brüllte Kyle beinahe.
    »Es ist nicht echt«, sagte Sam . »Das ist nicht wirklich sie, die da …«
    »Natürlich nicht«, unterbrach ihn Kyle. »Sie ist tot! «
    »Aber wenn man es nicht wüsste, würde man es nicht merken«, erwiderte Sam.
    » Also, wie läuft das?«, fauchte Kyle. »Das Programm imitiert sie?«
    »Es errät eher, was sie sagen würde. Und zwar ziemlich treffend «, antwortete Sam.
    »Dadurch ist es so, als wäre sie noch am Leben, noch in Florida, noch bei uns«, fügte Meredith verzweifelt hinzu. »Weil es keinen Unterschied gibt zwischen dem, was sie schreiben würde, wenn sie noch leben würde, und den E-Mails, die sie jetzt schreibt, wo sie … nicht mehr da ist. Weil man immer noch ihr Gesicht sehen und ihre Stimme hören und ein Gespräch mit ihr führen kann. Mama?«
    Aber Julia schüttelte nur heftig den Kopf und blickte noch immer nicht von ihrem Schoß auf. »Warum sollte ich mit meiner toten Mutter … so umspringen wollen?«
    »Du springst doch gar nicht mit ihr um«, sagte Sam so sanft er konnte. »Weil sie es gar nicht wirklich ist.«
    »Warum sollte ich auf der Erinnerung an sie herumtrampeln – auf meinen Erinnerungen –, mit so einem Hokuspokus, so einem Spielzeug?«
    »Du könntest ihr schreiben, Mama «, sagte Meredith kleinlaut . »Und sie würde zurückschreiben. Du könntest sie anrufen, und sie würde drangehen. Sie würde mit dir reden.«
    »Nein, würde sie nicht«, sagte Julia wütend, aber ganz leise. »Weil sie nicht mehr da ist. Sie ist tot.«
    Sie stemmte sich hoch, trat auf den Balkon hinaus und umklammerte das Geländer mit beiden Händen, als überlegte sie darüberzuspringen. Oder es aus der Verankerung zu reißen. Meredith wollte ihr folgen, aber Kyle gab ihr mit erhobener Hand zu verstehen, dass sie Julia ein wenig Zeit lassen solle, sich zu beruhigen. Aber seine Tochter war noch nicht fertig mit ihrem Verteidigungsplädoyer und trat zu ihrer Mutter auf den Balkon hinaus.
    »Wir wollten nicht, dass du es so erfährst«, sagte sie, als wäre dies Julias Hauptanklagepunkt gewesen.
    »Ihr wolltet überhaup t nicht, dass ich es erfahre. Du hättest es mir nie erzählt.«
    »Doch, hätte ich. Ich wollte es dir sagen. Weil … weil sie nach dir gefragt hat.«
    »Hör auf, ›sie‹ zu sagen! Ich weiß nicht, was Sam da drinnen zusammengeschustert hat, aber es ist keine ›sie‹, und es ist ganz sicher nicht Livvie.«
    »Dann halt ›es‹«, willigte Meredith ein. »Es hat nach dir gefragt. Es wundert sich, warum du nicht anrufst.«
    » WEIL SIE TOT IST . Verdammt noch mal, Meredith, merkst du überhaupt , was du da redest?«
    »Genau das ist doch d er Punkt. Ich weiß, dass das alles nicht echt ist. Aber ich kann trotzdem mit Oma sprechen und sie sehen. Würdest du nicht auch alles in der Welt geben, um sie wiederzusehen?«
    »Doch, würde

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