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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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gelandet war. Sie bezahlten für das gesamte Paket, wollten aber hauptsächlich per SMS mit ihrer Tochter kommunizieren, weil das Maggies bevorzugte Kommunikationsform gewesen war. Mr. Benson führte auch gerne Video-Chats, was Mrs. Benson nicht ertrug. Sie tauschte lieber E-Mails mit ihrer Tochter aus, was Mr. Benson wiederum langweilig fand. Aber beide erhielten und schickten gerne SMS , obwohl sie ihre Tochter zu Lebzeiten angefleht hatten, sich doch einfach das verdammte Telefon zu schnappen und ihre Eltern anzurufen. (»Es dauert doch ewig, eine SMS zu tippen und abzuschicken. Außerdem sind die Buchstaben so klein, dass man sie kaum lesen kann. Du hast doch ein Telefon in deinem Zimmer, ruf uns einfach mal an!«)
    Durch Maggie Benson lernte Sam, wie weibliche Teenager tickten. Als er selbst in diesem Alter gewesen war, hatte er die Mädchen aus seiner Klasse nie verstanden. Sie sagten etwas, meinten es aber nicht so, und was sie wirklich meinten, blieb ein Geheimnis, zumindest in Sams Augen. Er war froh gewesen, als er zwanzig geworden war und endlich nicht mehr mit weiblichen Teenagern zu tun hatte. Weibliche Teenager meldeten sich nicht bei Online-Partneragenturen an, und weibliche Teenager starben auch nicht. Sam war also davon ausgegangen, dass ihm noch … na ja, noch mindestens vierzehn Jahre blieben, bis er sich wieder damit auseinandersetzen musste, was weibliche Teenager meinten.
    Aber manchmal starben weibliche Teenager eben doch. Maggie Benson hatte ihre Eltern sicher geliebt, aber das wussten ihre E-Mails und Facebook-Beiträge und Blogs und ihre Textnachrichten und ihre Video-Chats nicht, weil sie ihrer besten Freundin nie eine SMS geschickt hatte, in der stand: »Weißt du was? Ich liebe meine Eltern so!« Und sie hatte auch nicht gebloggt: »Heute ist mir klar geworden, wie viel meine Eltern im Laufe der Jahre für mich getan haben.« Und sie hatte ihrem Freund auch keine E-Mail geschrieben, in der stand: »Ich kann heute nicht bei dir übernachten, weil meine Eltern das nicht wollen, was ich auch vollkommen verstehe. Sie haben eben Angst, dass wir miteinander schlafen, und finden, dass wir dafür noch zu jung sind. Außerdem wollen sie nicht, dass ich verletzt werde. Es ist doch völlig normal, dass sie sich Sorgen machen, wenn ihr kleines Mädchen anfängt, sexuelle Erfahrungen zu sammeln.« Stattdessen schrieb sie ihm: »Meine Eltern sind solche Idioten. Nie darf ich was!!!!!« Und in der SMS an ihre beste Freundin stand: »Ich hasse meine Eltern!!!!!! Nie darf ich irgendwas!!!!!!« Und in ihrem Blog: »Heute ist mir klar geworden, wie sehr ich mich aufs College freue. Endlich Freiheit! Bei meinen Eltern darf ich gar nichts!!!!! « Und so weiter und so fort.
    »Ich brauche einen Übersetzer«, sagte Sam.
    »Für was?«, wollte Meredith wissen.
    »Weibliche Teenager.«
    »Warum?«
    »Weil sie nicht sagen, was sie meinen.«
    »Niemand sagt, was er meint.«
    »Natürlich sagt man nicht immer, was man meint. Aber die meisten sagen wenigstens ab und zu, was sie meinen. Normalerweise.«
    »Teenager wissen aber nicht, was sie meinen.«
    »Männliche Teenager schon. Die meinen: ›Ich bin geil.‹«
    »Das sagen sie aber nicht«, erwiderte Meredith.
    »D och, genau das sagen sie«, insistierte Sam.
    »Also gut, ich übersetze für dich«, erklärte sich Meredith bereit.
    »Du bist aber kein Teenager.«
    »War ich aber mal.«
    Sam sah sie skeptisch an.
    »Als ich dreizehn war«, erklärte Meredith, »habe ich meinem besten Freund Luke Feldstein gesagt, dass ich nicht mehr mit ihm befreundet sein will, weil er mich gefragt hat, ob ich mit ihm zum Schulball gehen will, und ich Nein gesagt habe, weil Kimmy Mitchell zu Chrissie Graves gesagt hat, wetten, dass Meredith mit Luke hingeht. Hinterher hat sich herausgestellt, dass sie das gesagt hat, weil sie selbst auf ihn scharf war, aber ich dachte, sie meinte damit, dass ich niemand anderen finden würde. Nachdem ich Nein gesagt habe, hat Luke Anna Wong gefragt.«
    »Warum wolltest du dann nicht mehr mit ihm befreundet sein?«
    »Wollte ich doch. Ich habe nur gesagt, dass ich nicht mehr will.«
    »Und warum hast du das gesagt?«
    »Weil er Anna nicht hätte fragen dürfen. Mich hat er zuerst gefragt.«
    »Aber du hast doch Nein gesagt.«
    »Er hätte trotzdem niemand anderen fragen dürfen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er mich mochte. Und ich ihn. Also, rein platonisch.«
    »Warum hast du dann Nein gesagt?«
    »Damit Kimmy Mitchell mich nicht für eine

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