Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)
Versagerin hält.«
»Warst du denn mit Kimmy befreundet?«
»Nein.«
»Warum war dir dann wichtig, was sie denkt?«
Meredith zuckte mit den Schultern.
»Luke sollte also allein zu Hause sitzen, weil du vollkommen bekloppt warst?«
»Ich wäre doch mit ihm zu Hause geblieben.«
»Hast du ihm das gesagt?«
»Nein.«
»Woher sollte er es dann wissen?«
Meredith zuckte wieder mit den Schultern.
»Er hatte keine andere Wahl, als Anna Wong zu fragen«, erklärte Sam.
»Warum?«
»Du hörst mir nicht zu. Weil er geil war.«
Im krassen Gegensatz zu weiblichen Teenagern standen Großeltern. Wie Horton, der Elefant, der natürlich nie ein weiblicher Teenager gewesen war, meinten Großeltern, was sie sagten, und sagten, was sie meinten. Wenn Maggie schrieb, dass sie ihre Eltern hasste, meinte sie in Wirklichkeit, dass sie siebzehn war und gerade erwachsen wurde und ihre Eltern ihr gleichzeitig das Gefühl von Sicherheit gaben und sie erstickten, dass sie gleichzeitig voller Erwartungen und voller Ängste steckte, bereit zu allem war und sich fürchtete, frustriert war und sich geliebt fühlte. Wenn Livvie hingegen sagte »Du und Sam, ihr solltet euch freinehmen und mich in Florida besuchen, weil es hier wunderschön ist und ihr viel zu viel arbeitet «, dann meinte sie damit genau das: Dass Meredith und Sam sie in Florida besuchen sollten, weil es schön war und sie zu viel arbeiteten. In dieser Hinsicht waren Großeltern viel pflegeleichtere Kunden. Andererseits hatte Maggie Benson durchschnittlich zweiundsiebzig SMS pro Tag verschickt. Sie hatte ihre Facebook-Seite elf Mal pro Tag auf den neusten Stand gebracht und die Seiten ihrer Freunde einundsechzig Mal pro Tag kommentiert. Sie hatte zwei Blogs geführt, neun andere kommentiert und fünfzehn weitere gelesen. Sie hatte drei E-Mail-Accounts besessen, 2896 Fotos auf Flickr und achtunddreißig Videos auf YouTube eingestellt und war durchschnittlich viermal pro Tag auf Fotos anderer Menschen markiert worden. Sam hingegen schickte durchschnittlich vier Interessenten pro Tag mit leeren Händen nach Hause, weil ihre Großeltern nie einen Computer besessen hatten. Ältere Menschen mochten die letzte Verbindung zur Vergangenheit darstellen, aber ihnen fehlte ein elektronisches Gedächtnis. Selbst die Großeltern, von denen Sam tatsächlich eine Projektion erstellen konnte, beschränkten sich meist auf E-Mails. Nur selten hatte ein bejahrter Großvater oder eine bejahrte Großmutter eine Facebook-Seite besessen oder einen Laptop mit Videokamera.
»Das ist das Paradoxe bei älteren Menschen«, beschwerte sich Sam. »Die Gespräche mit ihnen zu Lebzeiten sind wunderbar offen und ehrlich, aber leider hatten die meisten von ihnen nicht mehr mit Technik zu tun, seit sie sich vor zwanzig Jahren einen Tischgrill zugelegt haben.«
»Und genau deshalb bist du nicht fürs Marketing zuständig«, gab Meredith zurück.
»Wohingegen junge Menschen massenweise elektronische Kommunikation vorzuweisen haben, aber leider nie sagen, was sie meinen« , fuhr Sam fort.
»Ideal für uns wären also verstorbene Fünfzigjährige«, fasste Dash zusammen.
»Oder Neunzigjährige mit jeder Menge Computererfahrung«, sagte Meredith.
»Oder total langweilige , ehrliche Teenager«, seufzte Sam.
»Oder ein Computergenie epischen Ausmaßes«, sagte Meredith und küsste Sam auf den Mund.
» Und ein fähige r, bereitwilliger Caf f è-Latte-Besorger, der bereits in den Startlöchern steht«, fügte Dash hinzu und küsste ihn ebenfalls auf den Mund, bevor er aus der Tür verschwand und sich auf den Weg zum Coffeeshop machte.
Am Ende entwickelte Sam einen Filter für Kunden, die ein Kind unter fünfundzwanzig Jahren verloren hatten, der der Tatsache Rechnung trug, dass Teenager zwar ihre Eltern lieben, das aber niemals sagen würden, und ihre Aussagen entsprechend anpasste.
Um Sam für seine schwierige Aufgabe zu entschädigen, erklärte Dash die Sonntagabende zur notte della pizza , was gleich mehrere Probleme auf einen Schlag löste: Dadurch hatten sie mindestens einmal pro Woche Kontakt zu Penny und konnten dafür sorgen, dass sie eine warme Mahlzeit bekam und die Reste mit nach Hause nehmen konnte. Außerdem war es ein guter Vorwand, um mit Jamie in Kontakt zu bleiben, der nicht nur ein netter Kerl war, sondern auch ein zuverlässiger potenzieller Angestellter, ein Gedanke, der sowohl Sam begeisterte, der fand, dass er jetzt an der Reihe war, den Boss zu spielen, als auch Dash, der auf
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