Der Altman-Code
gedacht.«
»Wer ist der zweite Kandidat?«, fragte Smith.
»Jetzt wird es interessant. Wie sich herausgestellt hat, sind meine Finanzexperten auf ein Gewirr von Scheinfirmen, Tochtergesellschaften und ausländischen Unternehmen gestoßen, die letztlich nur der Verschleierung der Tatsache dienen sollen, wem Donk & LaPierre eigentlich gehört. Schließlich konnten sie aber trotzdem eruieren, dass Donk & LaPierre – trotz seiner Größe – die Tochter eines noch wesentlich größeren Konzerns ist, der, wie sich herausstellt, meinem zweiten Kandidaten gehört: der Altman Group.«
»Nie davon gehört.«
»O doch, Sie haben den Namen bestimmt schon mal gehört«, versicherte ihm Klein, »Sie haben ihm bloß keine weitere Beachtung geschenkt. Das geht den meisten so. Die Altman Group zahlt ihre PR-Leute sehr gut dafür, dass sie den Konzern aus den Schlagzeilen halten. In Wirtschaftskreisen kennt die Altman Group jedoch jeder … dort genießt sie fast legendären Ruf.«
»Na schön, ich höre.«
»Altman ist ein multinationaler Großkonzern … zugleich ist es aber auch die größte Private Equity Firm der Welt. Das heißt, hier werden täglich riesige Vermögen verdient und verloren. Jetzt nehmen Sie noch hinzu, wer alles in den Vorständen und Aufsichtsräten von Altman sitzt – hochrangige Mitglieder der letzten vier Regierungsmannschaften, einschließlich eines ehemaligen Präsidenten, eines ehemaligen Verteidigungsministers und eines ehemaligen CIA-Chefs. Das ist aber noch nicht alles. Altman Europe wird von einem ehemaligen britischen Premierminister mit einem ehemalige deutschen Finanzminister als Vize geleitet. An der Spitze von Altman Asia steht ein ehemaliger philippinischer Präsident.« Smith stieß einen leisen Pfiff aus. »Repräsentativer geht’s wohl nicht.«
»Ich habe noch nie von einem anderen Unternehmen gehört, in dessen Sold so viele ehemalige Spitzenpolitiker stehen. Die Weltzentrale von Altman befindet sich in Washington, was nicht gerade ungewöhnlich ist. Aber die Adresse dort setzt dem Ganzen noch die Krone auf – in der Pennsylvania Avenue, zwischen Weißem Haus und Capitol. Beide zu Fuß nur fünfzehn Minuten entfernt.«
»Und einen Steinwurf vom Hoover Building«, ergänzte Smith, der diesen Teil der amerikanischen Bundeshauptstadt bestens kannte. »Also genau im Herzen des Washingtoner Establishments.«
»Richtig.«
»Wie ist es dann möglich, dass ich nichts von Altman wusste?«
»Wie gesagt, in puncto Publicity nehmen sie es bei Altman sehr genau.«
»Erstaunlich. Woher kommt der Konzern?«
»Was ich Ihnen jetzt erzähle, sind Informationen, die für jeden zugänglich sind. Aber da sie bei Altman alles daransetzen, bloß kein Aufsehen zu erregen, interessiert sich kaum jemand dafür. Das Unternehmen wurde 1987 gegründet, als ein ehrgeiziger Regierungsbeamter seinen Job kündigte, hunderttausend Dollar aufnahm und seinen ersten prominenten Politiker anheuerte – einen Senator im Ruhestand. Mit ihm als Aushängeschild begann der Aufstieg von Altman. Die Firma kaufte verschiedene Unternehmen auf, behielt einen Teil davon, während sie andere wieder verkaufte, immer mit ordentlichem Profit, teilweise sogar mit geradezu unanständigen Gewinnen.
Gleichzeitig warb der Konzern immer größere und berühmtere Namen für seinen Briefkopf an. Heute verfügt die Altman Group, mal vorsichtig ausgedrückt, über weitreichende Beziehungen zu politischen Kreisen, und natürlich auch über den entsprechenden Einfluss. Sie ist ein Dreizehn-Milliarden-lmperium mit den unterschiedlichsten Beteiligungen in aller Welt. Würde mich nicht wundern, wenn sie sogar in der Antarktis etwas laufen hätten.«
»Was Sie damit sagen wollen, ist also, dass Altman im Prinzip eine riesige Finanz-Holdinggesellschaft ist.« Smith überlegte, wie das in seinen Auftrag passte. »Befindet sich die asiatische Zentrale hier in Hongkong?«
»Ja.«
»Spricht der philippinische Ex-Präsident nur Tagalog und Englisch?«
»Nein, er beherrscht mindestens sechs Sprachen flie
ßend, darunter Französisch und Holländisch. Aber er hält sich zurzeit nicht in Hongkong auf. Schon seit Monaten nicht mehr. Er befindet sich in einem Heilbad in Schweden. Wir haben das überprüft, und er hat schon seit Wochen keine Anrufe mehr aus Hongkong bekommen.«
»Wer ist dann der zweite Kandidat für den Posten von Cruyffs Boss?«
»Ralph McDermid, der Investment-Guru, der die Firma gegründet hat.«
»McDermid? Woher dann der Name
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