Der Altman-Code
seinem eigenen Schwung mitgenommen rücklings auf dem Boden.
Smith stürzte mit seinem ganzen Gewicht auf ihn, und schlagartig hörte der Mann auf, sich zu bewegen. Keuchend und bis auf seine Boxershorts nackt, spürte Smith plötzlich die Kälte des dunklen Zimmers. Er hörte die gedämpften Geräusche fernen Verkehrs. Der Mann, der ihn angegriffen hatte, rührte sich nicht mehr.
Ohne das Handgelenk des Mannes loszulassen, griff Smith mit der anderen Hand nach dem Messer. Da war kein Messer. Hastig tastete er um das Handgelenk herum den Teppich ab. Auch dort kein Messer. Aber er spürte etwas Heißes, Flüssiges auf seiner nackten Brust. Und da war der schwache metallische Geruch von frischem Blut.
Sofort tastete er nach dem Puls am Handgelenk des Mannes. Nichts.
Er sprang auf, machte das Licht an und atmete scharf ein. Der Griff des Dolches ragte seitlich aus dem Brustkorb des Mannes. Er musste sich in seine Seite gebohrt haben, als er sich im Fallen freizuwinden versucht hatte.
Durch sein schwarzes Hemd sickerte Blut.
Smith holte tief Luft. Dann ging er zum Telefon … und blieb stehen. Er konnte unmöglich die Hongkonger Polizei anrufen. Sie würden ihm Fragen stellen.
Er drehte sich nach der Leiche um und sah, dass das Blut noch nicht in den Teppich gesickert war. Er hob den schmalen Körper hoch – er war in seinen Armen so leicht wie der eines Babys –, trug den Toten ins Bad, legte ihn in die Wanne und trat einen Schritt zurück, um nachzudenken.
Das raue Summen seines Handy ließ ihn herumfahren.
Er eilte aus dem Bad und zog das Telefon unter dem Bettzeug hervor.
»Fred? Ich …«, begann er.
Voller Überschwang hinsichtlich seiner Neuigkeiten schnitt ihm Fred Klein das Wort ab: »Ich habe zwei mögliche Kandidaten für Ihren geheimnisvollen Unbekannten – den Mann, der bei Donk & LaPierre mehr zu sagen zu haben scheint als Charles-Marie Cruyff. Der eine reißt einen nicht gerade vom Hocker, aber der zweite – ich kann Ihnen sagen …!« Smith hörte ihm kaum zu. »Ich habe gerade einen Mann umgebracht. Er war so klein, er sah aus wie ein unterernährter Dreizehnjähriger. Hätte ich das Licht nicht angemacht, wäre ich nie auf die Idee gekommen, es könnte ein Erwachsener sein. Er …« Der Schock dauerte einen Sekundenbruchteil. Dann: »Warum? Wo?«
»Er sollte mich umbringen. Ein Chinese. Hier im Hotel.«
Kleins Schock wich Bestürzung. »Ist die Leiche noch da?«
»In der Badewanne. Kein Blut auf dem Teppich. Wir haben Glück gehabt, nicht wahr? Ich hatte Glück. Er hätte mich fast erwischt. Irgendein hungriger armer Teufel, der dringend auf ihr Geld angewiesen war, wer immer die Schweine sind, die hinter dem Ganzen stecken. Ich hatte Glück, er nicht.«
»Beruhigen Sie sich, Colonel«, zischte Klein. Dann, fast herzlich: »Das tut mir Leid, Jon.« Smith holte tief Luft und riss sich zusammen. Einen Augenblick lang schämte er sich für seinen Wunsch nach einem »Abenteuer«, nach etwas Abwechslung von der Eintönigkeit des biomedizinischen Kongresses in Taiwan.
»Okay, ich werde die Leiche fortschaffen. Hier werden sie jedenfalls keine Spur von ihr finden.« Beim Sprechen gingen ihm plötzlich Kleins Worte durch den Kopf: Ich habe zwei mögliche Kandidaten für Ihren geheimnisvollen Unbekannten – den Mann, der bei Donk & LaPierre mehr zu sagen zu haben scheint als Charles-Marie Cruyff. Der eine reißt einen nicht gerade vom Hocker, aber der Zweite – ich kann Ihnen sagen …!
Er spürte, wie sich irgendwo tief in seinem Innern alles zusammenzog. Ihn durchflutete eine Woge wilder Wut, gefolgt von dumpfer Hinnahme. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, wie wichtig es für ihn war, dass er daran glaubte, für eine gute Sache zu kämpfen. Wie hätte diesen Job sonst jemand machen können? Er fragte forsch: »Wer wäre der nicht so spektakuläre Kandidat für Cruyffs Boss?«
»Louis LaPierre natürlich«, antwortete Fred Klein.
»Der Vorstandsvorsitzende und Direktor der belgischen Mutterfirma in Antwerpen. Er kann zwar bestimmt Englisch, aber er ist Belgier oder genauer Wallone. Seine Muttersprache ist also Französisch, seine zweite Flämisch.
Von daher halte ich es für ziemlich unwahrscheinlich, dass er und Cruyff sich auf Englisch unterhalten hätten.«
»Andererseits spricht in Hongkong fast jeder Englisch.
Es wäre auch möglich, dass Cruyff und LaPierre nicht wollten, dass jemand in Antwerpen ihr Gespräch mithören könnte.«
»An diese Möglichkeit habe ich auch schon
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