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Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln

Titel: Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frl. Krise , Frau Freitag
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wirst sehen, Frau Freitag, das ist kein Problem. Du kennst mich, das reicht.»
    Wir schieben uns durch die Menschenmassen auf dem Hof. Hauptsächlich Männer stehen in Grüppchen eng beisammen, reden aufeinander ein, rauchen, lachen und betatschen sich freundschaftlich.
    Wir kommen in einen kleinen Vorraum, offenbar die Garderobe. Eine Frau in einem langen bunt glitzernden Abendkleid reicht uns eine kleine Süßigkeit aus einem Korb. Dann werden wir von zwei älteren Paaren begrüßt.
    «Das waren die Eltern von Canan und dem Bräutigam!», flüstere ich Frau Freitag zu. «Wir sind underdresst», Frau Freitag ist leicht verzweifelt. «Mein Oberteil! Ist der Rückenausschnitt nicht zu tief?» Sie trägt ihr übliches Schulabschlussball-Outfit: eine schwarze weite Marlene-Hose und ein schmales schwarzes Oberteil mit eingearbeitetem BH , das fast den ganzen Rücken zeigt. Kein Wunder, dass der Lieblingsschüler damals angesichts dieser nackten Tatsachen fast den Verstand verlor …
    «Quatsch», flüstere ich, «du siehst Bombe aus!» Frau Freitag in einer langen, rosafarbenen gerafften und gerüschten Abendrobe mit Strasssteinchen – ein unvorstellbarer Gedanke.
    Aber ehrlich gesagt, mir ist auch ein bisschen ungemütlich zumute. Die Frauen, die sich mit uns rein- und rausdrängen, tragen auffällige Abendkleider. Sie sind dick geschminkt und mit viel Schmuck behängt. Gut, dass ich uns vorhin noch schnell – trotz Frau Freitags Protest – ein bisschen Farbe auf Augenlider und Lippen gepinselt habe.
    Und diese aufgetürmten Frisuren! Die Damen haben wohl mehrere Haarteile einarbeiten lassen, befestigt mit Glitzerkämmchen oder kleinen Diademen.
    Egal, wir sind ja auch nur entfernte Bekannte und müssen nicht im Mittelpunkt stehen.
    «Los, komm!» Ich ziehe Frau Freitag in den Hochzeitssaal hinein. Mein Gott, sind hier viele Menschen. Der riesige, fast fensterlose Raum ist allerdings unspektakulär, bestimmt eine ehemalige Turnhalle. Auf dem Parkettboden sieht man noch die Markierungen für die verschiedenen Sportarten. Dafür ist die hohe Decke mit weißen, in Wellen verlaufenden Stoffbahnen abgehängt. Am Kopfende des Saals befindet sich eine kleine, mit weißem Stoff verkleidete Bühne.
    «Da sitzt bestimmt das Brautpaar!» Frau Freitag zeigt auf zwei hohe goldene Thronsessel an einem über und über mit weißen Luftballons, Blumen und Kerzen geschmücktem Tisch – aber von Canan und ihrem Bräutigam ist noch nichts zu sehen. Gleich daneben steht die türkische Hochzeitsband, die die unfassbar laute Musik produziert.
    «Wo sollen wir uns hinsetzen, Frl. Krise? Siehst du jemanden, den wir kennen?»
    Wir bleiben unschlüssig stehen. Lange weiße Tischtücher liegen auf allen Tischen, und sämtliche Stühle sind mit weißen, üppig drapierten Hussen bezogen. Auf jeder Stuhllehne prangt außen eine große goldene Schleife. Tischkarten oder eine vorgeschriebene Sitzordnung gibt es anscheinend nicht.
    Der Raum ist leicht abgedunkelt, irgendetwas scheint gleich zu passieren.
    «Na, Frau Freitag, was sagst du jetzt?», hauche ich. Frau Freitag guckt etwas verstört.
    «Die Kleider! Wo bekommt man so was? Bei Restposten aus Paris waren die ja harmlos dagegen!»
    Je älter und dicklicher die Frauen sind, desto bunter, enger, ausgeschnittener, glitzernder und überladener sind die Kleider. Nur wenige schlanke junge Frauen sind schlicht und stilvoll gekleidet. Die sehen dann aber wirklich ganz toll aus.
    «Guck!» Frau Freitag zeigt unauffällig auf eine ältere Frau vor uns. Ich frage mich, wie die das geschafft hat, sich in dieses hochglänzende silberne Gewand zu quetschen, das ab dem Knie in einer gigantischen weißen Tüllwolke endet. «Ich hätte mein kleines Schwarzes auch ruhig anziehen können», sage ich bedauernd.
    «Frl. Krise, bin ich hier die Einzige in Hosen?»
    «Nee, dahinten ist noch eine, siehst du? Die hat Leggins an mit Minirock.»
    «Hast du schon irgendjemanden aus der Schule gesehen? Ist Eileen schon da? Ich fühle mich wie ein Eindringling. Schließlich sehen wir nicht gerade türkisch aus. Vielleicht denken die, wir sind vom Finanzamt oder der Einwanderungsbehörde oder …»
    «Ich sehe ein bisschen türkisch aus! Jedenfalls sagt Ömür das immer. Und du, Frau Freitag, bist nicht gerade die klassische Beamtin mit deinem frivolen Rückenausschnitt.»
    «Ein schöner Rücken kann auch entzücken. Aber zwischen diesen Vollweibern komme ich mir magersüchtig vor. Guck mal, auf den Tischen steht nur

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