Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
Vom Netzwerk:
war, hasteten die drei Passagiere zum Eingang des Treppenhauses. Es war bitterkalt, und dazu kamen noch eisige Windböen, die über das Dach fegten und ihre Kleidung durchdrangen. Vor dem Flug hatte Kharmai aufgeschnappt, dass die meteorologischen Bedingungen die ersten Anzeichen eines Sturms waren, der vor drei Tagen vor der Küste von Florida begonnen hatte und weiter in Richtung Norden gezogen war.
    Während sie Susskind und Plesse durch die blitzblanken Flure folgte, kam ihr der Gedanke, dass es ihnen allen sehr viel Ärger ersparen würde, wenn die Bootspartie auf der Sequoia wegen des Sturms abgesagt werden musste. Aber ihr war klar, dass sie nicht so bequem davonkommen würden. Präsident Brenneman hielt an seinem Terminplan genauso entschlossen fest wie Vanderveen an seiner Absicht, die drei Staatsmänner zu ermorden.
    Die stellvertretende FBI-Direktorin konnte die Wärme nicht lange genießen. Sie fuhr umgehend mit dem Aufzug ins Erdgeschoss, weil vor dem Gebäude ein Wagen auf sie wartete. Im Helikopter hatte sie über eine schlechte Funkverbindung mehrere Gespräche geführt und alles so arrangiert, dass sie direkt zum Appellationsgericht des Vierten Bezirks chauffiert werden würde, wo Richterin Lucy Klein gerade ihre zweite Tasse Kaffee trank und sich fragte, womit sie es verdient hatte, nach achtzehn Jahren
treuer Pflichterfüllung um diese frühe Morgenstunde aus dem Bett geholt zu werden.
    Während Susskind mit der Richterin sprach, wollten Kharmai und der Polizeichef sich in der Nähe der Farm mit dem verantwortlichen Special Agent des FBI aus Richmond treffen. Keine zehn Minuten nach Susskinds Aufbruch folgte sie Plesse durch die große Glastür des Verwaltungsgebäudes nach draußen, wo ein Lincoln Town Car am Bordstein wartete. Sie folgten erst der Midlothian-Schnellstraße, dann dem Verlauf des James River, der anderthalb Kilometer weiter nördlich floss.
    Um zwanzig vor vier morgens war auf den Straßen praktisch nichts los, und es dauerte nicht lange, bis der Fahrer etwas abbremste und die Auffahrt zum Interstate 95 nahm, auf dem sie mit Vollgas in Richtung Hanover County weiterfuhren.
     
    An dem nur spärlich durch ein paar chemische Leuchtstäbe erhellten Sammelpunkt der Sicherheitskräfte standen einige Fahrzeuge des FBI im Kreis, und es erinnerte ein bisschen an eine Wagenburg, die in ferner Vergangenheit vor angreifenden Indianern schützen sollte. Jemand hatte das rostige Tor am Straßenrand an einem Baum festgekettet, sodass Autos bequem und schnell abbiegen konnten.
    Als Kharmai aus dem Lincoln Town Car stieg, schlug ihr eiskalter Wind ins Gesicht, und sie stolperte in der Finsternis halb blind hinter Plesse her. Ein paar frierende Agenten standen herum. Sie eilten auf einen Suburban zu, dessen Motor im Leerlauf lief, und klopften ans Fenster. Plesse fragte nach dem für den Einsatz verantwortlichen Special Agent und wurde auf das größte Fahrzeug verwiesen, ein schwarzes Chevy-Wohnmobil. Zehn Sekunden später klopfte er mit seiner behandschuhten Hand an die Hecktür.

    In dem überheizten Wohnmobil saßen zwei Männer. Der Innenraum wurde durch die Anzeigen der Kommunikationselektronik erhellt. Kharmai sah zwei Monitore, die Bilder der auf der Farm installierten Infrarotkameras zeigten.
    Brett Harrison, der verantwortliche Special Agent, war ein blonder, muskulöser Sportlertyp mit klaren blauen Augen. Kharmai stand ihm von Anfang an etwas argwöhnisch gegenüber, besonders als ihr auffiel, dass einer seiner Schneidezähne abgebrochen war. Ist bestimmt beim Football passiert , dachte sie stirnrunzelnd. Aus irgendeinem ihr nicht erklärlichen Grund hatte sie immer schon eine leichte Abneigung gegenüber Sportlern verspürt, die nicht damit klarkamen, dass sie nicht mehr auf dem College waren.
    Harrison streckte lächelnd die Hand aus, und Kharmai schüttelte sie zögernd, wie auch Plesse. »Brett Harrison, freut mich, Sie kennen zu lernen.« Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter. »Das ist Al Maginnes, der Boss des Einsatzteams.«
    »Maginnes?«, fragte Kharmai.
    »So ähnlich wie das Bier. Komisch nur, dass mir das Zeug nicht schmeckt.«
    Kharmai lächelte, denn sie selbst mochte das starke irische Gebräu auch nicht. Maginnes war ein nicht besonders muskulöser Mann Anfang vierzig. Er hatte eine Halbglatze, einen dichten, teils schon etwas grauen Schnurrbart und wachsame braune Augen. Er trug eine Goretex-Hose mit Tarnmuster und ein schwarzes T-Shirt. In einem an seinem

Weitere Kostenlose Bücher