Der amerikanische Architekt
sagte Debbie. »Nicht bei diesen Leuten. Bei Ihrer Ex – bei der sollten Sie sich unbedingt entschuldigen.« Sean wurde rot. »Aber diese Sache hat eine symbolische Bedeutung«, fuhr sie fort. »Die sind auf der Suche nach einem Propagandacoup – die wollen zeigen, wie ein netter christlicher amerikanischer Junge vor ihnen katzbuckelt. Als ein weiteres Beispiel dafür, dass der Islam über den Westen triumphiert. Ich kann es geradezu hören: Jerusalem, Konstantinopel, Cordoba. Morningside Heights – da haben die doch ihr Büro, oder? Es ist ein juristischer Dschihad – sie benutzen unser Rechtssystem, um Sie in die Knie zu zwingen. Wir werden Geld für einen guten Anwalt für Sie sammeln.«
»Ich dachte, ich rede einfach mal mit ihr«, sagte er.
»Wagen Sie es aber ja nicht, sich zu entschuldigen«, sagte sie.
»So behandelt sie uns auch immer«, kicherte Trisha.
»Reden kann schließlich nichts schaden«, sagte Sean.
»Reden nicht«, sagte Debbie und sah ihn mit einem nachdenklichen, grüblerischen Ausdruck an.
Die SAFI s warteten schon auf ihn, als er am nächsten Morgen vor dem MACC -Büro ankam. »Keine Entschuldigung! Keine Unterwerfung!«, kreischten sie, angeführt von Debbie. Ein paar Reporter mit Kamerateams schrien ihm Fragen zu. Feministinnen schwenkten Schilder mit der Aufschrift » KEINE AMNESTIE FÜR SCHLÄGER «.
Am liebsten hätte er die Flucht ergriffen. Aber er ballte die Hände zu Fäusten und drängte sich durch die Menge.
Alyssa Spier schlängelte sich an ihn heran. »Nehmen Sie mich mit rein«, flüsterte sie ihm zu. »Sie brauchen einen Zeugen, damit die es hinterher nicht anders darstellen können, als es sich abgespielt hat.« Aber im MACC -Büro warf Issam Malik nur einen kurzen Blick auf Alyssa und sagte: »Kommt überhaupt nicht in Frage! Es handelt sich um ein privates Treffen. Und wenn wir später die Presse dazu bitten, bleibt die da auf jeden Fall draußen.«
»Haben Sie die Presse herbestellt?«, fragte Sean, als Alyssa sich getrollt hatte. »Ich dachte, das hier soll eine private Unterredung werden.«
»Man kann nicht unterrichten, wenn das Klassenzimmer leer ist«, antwortete Malik, der Sean auf Anhieb unsympathisch war. Sie betraten einen Konferenzsaal, in dem fast ausschließlich Männer, aber auch ein paar Frauen in Kopftüchern versammelt waren. Alle Schattierungen von braun waren vertreten. In diesem Augenblick hätte Sean die teigige Alyssa gern neben sich gehabt. Zum ersten Mal in seinem Leben war er der einzige Christ und, wie es aussah, der einzige Weiße in einem Zimmer. Verunsichert sah er sich um, ob irgendwo Gefahr lauerte, als er eine alarmierte Stimme aus einer Ecke rufen hörte: »Was ist in der Tasche?« Alle Augen richteten sich auf Seans Sporttasche, die er über der Schulter trug. Als er Debbies Wohnung an diesem Morgen verlassen hatte, hatte er all seine Sachen in diese Tasche gepackt, bis auf den Anzug, den er trug, damit er nicht zerknitterte. Er wusste, dass er nach seinem Treffen mit dem Rat nicht mehr in der Wohnung willkommen sein würde.
»Wie bitte?«, fragte Sean.
»Was. Ist. In. Der. Tasche«, sagte Malik so langsam, als spräche Sean kein Englisch. Zwei Männer standen auf.
»Fuck!«, stöhnte Sean und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Er bückte sich, zog den Reißverschluss der Tasche auf und kippte den Inhalt auf den Boden. Jeans, Turnschuhe, T-Shirts, Sweatshirts, Rasierzeug. Eine Sportzeitschrift, Boxershorts, und zwischen den schmutzigen Socken ein rosa Baumwollhöschen – Trishas. Er hatte es mitgehen lassen. Erklärungen schossen ihm durch den Kopf. Das Höschen war im Trockner zwischen seine Sachen geraten. Sie ist alt genug. Es ist überhaupt nichts passiert. Aber er sagte nichts: Sie wussten schließlich nicht einmal, wo er gewesen war.
Stille. Die Männer tauschten Blicke, die Frauen senkten die Köpfe. Niemand sah Sean oder seinen Krempel an.
Er verdrehte die Augen. »Ich habe diese Sachen bei mir, weil ich da, wo ich gewohnt habe, nicht mehr bleiben kann«, sagte er. Seine Augen brannten. »Und zwar, weil ich heute hier bin. Die Leute, bei denen ich untergekommen bin, finden das nicht so gut. Ich bin obdachlos, weil ich hierher gekommen bin«, betonte er noch einmal, obwohl das natürlich übertrieben war. »Und Sie denken, ich habe eine Bombe bei mir?«
»Einen Revolver«, sagte jemand mit gedämpfter Stimme. »Ich dachte, Sie haben vielleicht einen Revolver da drin.«
»Die Leute – wir alle – sind
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