Der Angriff
von seiner Seite. Er war beeindruckt von Adams, der so schwungvoll die Treppe hinuntereilte, als wäre er dreißig Jahre jünger.
Als Rapp im Keller ankam, sah er vor sich eine blitzsaubere Werkstatt. Der grau gestrichene Fußboden war so sauber, dass man davon hätte essen können. An einer der Wände hing jede Menge Werkzeug. Gegenüber waren sechs Metallschränke aufgereiht, während zur Rechten zwei Zeichentische und ein Computer standen. In der Mitte des Raumes verhüllten mehrere weiße Tücher etwas, das ungefähr die Größe eines Billardtisches hatte.
Der drahtige Adams blieb vor einem der Zeichentische stehen und knipste eine helle Lampe an. Er zeigte auf den ungefähr neunzig mal einhundertzwanzig Zentimeter großen Plan auf dem Tisch. »Das ist ein Plan vom Weißen Haus samt Umgebung. Direktor Tracy hat mir gesagt, dass Sie nach einem Weg suchen, wie Sie unbemerkt hineinkommen können.« Rapp nickte. Adams sah ihn fragend an. »Irgendwas sagt mir, dass Sie nicht vom Secret Service sind, Mr. Kruse«, meinte er schließlich.
»Bitte, sagen Sie Mitch zu mir. Sie haben Recht, ich arbeite nicht für den Secret Service.«
»Okay, Mitch, für wen arbeiten Sie?«
»Ich bin Analytiker bei der CIA.«
Ein ironisches Lächeln erschien auf Adams’ Lippen. »Analytiker? Dass ich nicht lache.« Er rollte seinen linken Ärmel hinauf und zeigte Rapp eine dicke wulstartige Narbe, die sich vom Ellbogen fast bis zum Handgelenk erstreckte. »Die hab ich von Iwo Jima … Irgendein verrückter Japs hat mich mit dem Bajonett aufgespießt.« Adams zeigte auf Rapps Gesicht. »Sie haben da ebenfalls eine hübsche kleine Narbe. Man sieht sie nur von der Seite. Da hat wohl irgendein plastischer Chirurg ganze Arbeit geleistet – aber ich schätze, dass das auch mal so eine große hässliche Wunde war wie die meine hier.« Adams musterte ihn aufmerksam. »Die haben Sie sicher nicht davon, dass Sie Satellitenbilder analysieren, nicht wahr?«
»Woher wissen Sie, dass das mit plastischer Chirurgie gemacht wurde?«, fragte Rapp ausweichend.
»Meine älteste Tochter ist Ärztin. Ich erkenne die Arbeit eines fähigen Chirurgen sofort, also lassen wir die Spielchen. Was machen Sie wirklich für die CIA?«
Rapp gefiel die geradlinige Art dieses Mannes. Er kam zu dem Schluss, dass Adams zu listig war, als dass man ihm irgendwelche Märchen hätte erzählen können. Rapp beschloss, dass er so offen wie möglich zu ihm sein würde.
»Ich kann nicht ins Detail gehen, aber es stimmt – ich bin kein Bürohengst.«
»Ist Kruse Ihr richtiger Name?«
Rapp schüttelte den Kopf.
Adams sah ihn misstrauisch an und zuckte schließlich die Schultern. »Nun, ich muss wohl Direktor Tracy vertrauen. Wenn er sagt, dass ich Ihnen die Informationen geben soll, dann gebe ich sie Ihnen.« Adams wandte sich wieder dem Plan zu und zog mit dem Finger eine Linie. »Es gibt einen Weg, wie man unterirdisch ins Weiße Haus hineinkommt.« Adams legte den ersten Plan zur Seite und zeigte Rapp einen zweiten. »Das hier ist der Tunnel, der vom Treasury Building zum Weißen Haus führt. Durch ihn sind die Terroristen eingedrungen.«
»Und es gibt nur diesen einen Tunnel?«, fragte Rapp überrascht.
Adams nickte. »Nur diesen einen.«
»Dann gibt es also keinen anderen Weg, wie man unterirdisch hineinkommt.« Rapp war enttäuscht.
»Das habe ich nicht gesagt«, entgegnete Adams lächelnd und trat an den anderen Zeichentisch. »In der Reagan-Ära hat das Pionierkorps der Army ein ganz neues Heizungs- und Lüftungssystem installiert. Mit diesem System kann der Luftdruck im Haus höher als draußen gehalten werden.«
»Wozu?«, fragte Rapp.
»Dadurch, dass der Luftdruck drinnen höher ist als draußen, strömt die Luft immer nach draußen. Wenn jemand versuchen sollte, eine biologische oder chemische Waffe in das Gebäude einzuschleusen, genügt es nicht, das Gift freizusetzen und vom Wind ins Haus tragen zu lassen. Man müsste schon in das Gebäude eindringen, aber auch für diesen Fall ist das System noch mit Frühwarnanlagen und Filtern ausgestattet.«
Rapp glaubte zu wissen, worauf Adams hinauswollte, und fragte: »Woher bezieht die Anlage denn die Luft?«
»Die Anlage hat zwei Systeme von Lüftungsschächten. Das erste befindet sich auf dem Dach des Weißen Hauses, und das zweite ist genau hier. Der Schacht ist hinter Buschattrappen verborgen, keine fünfzehn Meter vom Zaun an der Ostseite entfernt, südlich von Jackie Kennedys Rosengarten. Er führt
Weitere Kostenlose Bücher