Der Anschlag - King, S: Anschlag
entfernt.
Wegen der Hauptdarsteller Jim LaDue (der nicht schlecht war und sogar ein bisschen singen konnte) und Mike Coslaw (der wirklich urkomisch war) erinnerte unsere Show mehr an Dean Martin und Jerry Lewis als an Mr. Bones und Mr. Tambo. Die Sketche waren Klamaukszenen, und weil sie von Sportlern aufgeführt wurden, waren sie erfolgreicher, als ihnen vielleicht zustand. Im Publikum wurde auf Schenkel geklatscht, bei manchen Leuten sprangen auch Knöpfe ab. Wahrscheinlich platzten auch ein paar Strumpfhalter.
Ellen Dockerty holte ihr Banjo aus dem Ruhestand; für eine Lady mit blau getöntem Haar legte sie ein flottes Solo hin. Und es gab schließlich doch noch eine Travestieshow. Mike und Jim überredeten das restliche Footballteam dazu, nur mit Petticoats und Schlüpfern bekleidet einen schmissigen Cancan zu tanzen. Jo Peet hatte für sie Perücken aufgetrieben, mit denen sie umwerfend komisch aussahen und großen Erfolg hatten. Perücken hin oder her, die Damen aus Jodie schienen besonders von diesen jungen Athleten mit bloßem Oberkörper begeistert zu sein.
Zum Finale bildete das gesamte Ensemble Paare, die auf der Bühne in der Turnhalle frenetisch Swing tanzten, während die Lautsprecher »In the Mood« plärrten. Röcke flogen; Füße stampften; Footballspieler (jetzt mit Dreißigerjahreanzügen und -hüten) wirbelten geschmeidige Mädchen über die Bühne. Die meisten Mädchen waren Cheerleader, die sich ohnehin aufs Tanzen verstanden.
Die Musik verstummte; das Ensemble trat lachend und außer Atem vor, um sich zu verbeugen, und während das Publikum zum dritten (oder vierten) Mal, seit der Vorhang sich gehoben hatte, stehend applaudierte, legte Donald noch einmal »In the Mood« auf. Diesmal bauten die Jungen und Mädchen sich auf den gegenüberliegenden Seiten der Bühne auf, wo in den Kulissen Tische mit Dutzenden von Sahnetorten bereitstanden, und fingen an, sich damit zu bewerfen. Das Publikum jubelte begeistert.
Auf diesen Teil der Show hatte das Ensemble sich schon lange gefreut, aber weil bei den Proben keine richtigen Torten geflogen waren, wusste ich nicht recht, wie das ankommen würde. Natürlich kam dieses Finale glänzend an, wie in Gesichter fliegende Sahnetorten es immer taten. Die Kids glaubten, das wäre der Höhepunkt, aber ich hatte noch einen weiteren Trumpf im Ärmel.
Als sie mit Schlagsahne im Gesicht und verkleckerten Kostümen nach vorn kamen, begann »In the Mood« zum dritten Mal. Die meisten auf der Bühne sahen sich verwirrt um und bekamen so nicht mit, dass die Lehrer in der für sie reservierten Reihe mit Sahnetorten aufstanden, die Sadie und ich unter ihren Sitzen versteckt hatten. Die Torten flogen, und die Mitwirkenden bekamen noch mal Torten ins Gesicht. Coach Bormann hatte sogar zwei Sahnetorten, die er mit tödlicher Präzision warf: Er traf seinen Quarterback und seinen Starverteidiger.
Mike Coslaw, der sich Sahne aus dem Gesicht wischte, begann zu skandieren: »Mr. A.! Miz D.! Mr. A.! Miz D.!«
Das restliche Ensemble nahm den Ruf auf, und das Publikum stimmte rhythmisch klatschend ein. Als wir Hand in Hand auf die Bühne kamen, legte Bellingham diese gottverdammte Platte zum vierten Mal auf. Die Jungs und Mädels umgaben uns auf drei Seiten und forderten lautstark: »Tanzen! Tanzen! Tanzen!«
Uns blieb nichts anderes übrig, und obwohl ich überzeugt war, meine Freundin würde auf der vielen Sahne ausrutschen und sich den Hals brechen, waren wir zum ersten Mal seit dem Sadie Hawkins Dance wieder perfekt. Zum Schluss drückte ich ihre Hände, sah ihr kurzes Nicken – Also los, tu’s jetzt, ich vertraue dir – und ließ sie zwischen meine gespreizten Beine gleiten. Ihre Schuhe flogen in die erste Reihe, ihr Rock glitt für einen wilden Augenblick bis zu den Oberschenkeln hinauf … und sie kam wie durch ein Wunder wieder heil auf die Beine, streckte ihre Hände dem Publikum entgegen – das johlte und trampelte – und legte sie dann zu einem damenhaften Knicks an ihren mit Sahne verschmierten Rock.
Wie sich zeigte, hatten auch die Kids noch einen Trumpf im Ärmel, zu dem sie fast sicher von Mike Coslaw angestiftet worden waren, obwohl er das nie zugeben würde. Sie hatten sich einige Torten aufgehoben, und als wir dastanden und den Beifall entgegennahmen, wurden wir von mindestens einem Dutzend getroffen, die aus allen Richtungen kamen. Und die Menge tobte, wie man so schön sagte.
Sadie zog mein Ohr an ihren Mund, holte mit dem kleinen Finger etwas
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