Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
statt an Elsa Lanchester. Sie hatte mich mit einem der Vorderbeine ihres Gehgestells angestoßen.
    »Ach du liebes bisschen«, sagte sie. »Wer hat Sie denn so zugerichtet?«
    Das war eine lange Geschichte, und ich konnte sie nicht erzählen. Um mich herum wurde es dunkel, worüber ich froh war, weil die Kopfschmerzen mich umbrachten. Al hat Lungenkrebs gekriegt, dachte ich. Mich hat Akiva Roth erwischt. So oder so ist das Spiel aus. Ozzie gewinnt.
    Nicht, wenn ich es verhindern konnte.
    Ich nahm meine letzten Kräfte zusammen und sprach zu dem Gesicht hoch über mir – dem einzigen hellen Fleck in der herabsinkenden Nacht. »Rufen Sie … neun-eins-eins.«
    »Was ist das denn?«
    Natürlich wusste sie das nicht. Die Notrufnummer 911 war noch nicht eingeführt. Ich hielt lange genug durch, es noch einmal zu versuchen. »Krankenwagen.«
    Ich glaube, ich habe dieses Wort wiederholt, aber ich bin mir da nicht ganz sicher. Im nächsten Augenblick verschlang mich die Dunkelheit.
    17
    Es war mir immer ein Rätsel, ob es Kinder oder Roths Schläger waren, die mein Auto gerstohlen haben. Und wann das war. Jedenfalls haben die Diebe es weder zu Schrott gefahren noch irgendwo entsorgt; Deke Simmons holte es eine Woche später bei der Verwahrstelle der Polizei in Dallas ab. Es war in einem weit besseren Zustand als ich.
    Zeitreisen waren voller Paradoxe.

Kapitel 26
    KAPITEL 26
    In den darauffolgenden elf Wochen führte ich wieder zwei Leben. Da war das eine, von dem ich kaum etwas wusste – mein äußeres Leben –, und dazu dasjenige, das ich nur allzu gut kannte. Das war mein inneres Leben, in dem ich häufig vom Gelbe-Karte-Mann träumte.
    Im äußeren Leben stand die alte Frau mit der Gehhilfe (Alberta Hitchinson; Sadie machte sie ausfindig und brachte ihr einen Blumenstrauß) über mir und rief um Hilfe, bis ein Nachbar herauskam, die Situation erfasste und telefonisch einen Krankenwagen anforderte, der mich dann ins Parkland Memorial Hospital brachte. Der Arzt, der mich dort behandelte, war Dr. Malcom Perry, der später John F. Kennedy und Lee Harvey Oswald behandeln würde, als sie im Sterben lagen. Mit mir hatte er mehr Glück, aber nur mit knapper Not.
    Ich hatte ausgeschlagene Zähne, einen Nasenbeinbruch, einen gebrochenen Backenknochen, ein zersplittertes linkes Knie, einen gebrochenen linken Arm, ausgerenkte Finger und innere Verletzungen. Außerdem hatte ich ein Schädelhirntrauma erlitten, das Perry die größten Sorgen machte.
    Wie ich später erfuhr, wachte ich auf und jaulte, weil mein Bauch abgetastet wurde, aber daran habe ich keine Erinnerung. Ich bekam einen Katheter und begann sofort »Rotwein« zu pissen, wie ein Ringsprecher gesagt hätte. Mein Zustand war anfangs stabil, aber dann verschlechterte er sich. Meine Blutgruppe wurde bestimmt, und ich erhielt vier Beutel Blut … die, wie Sadie mir später erzählte, Ende September von den Einwohnern Jodies bei einer Blutspendenaktion hundertfach ersetzt wurden. Das musste sie mir mehrmals erzählen, weil ich es immer wieder vergaß. Ich wurde auf eine Bauchoperation vorbereitet, aber vorher gab es noch eine neurologische Untersuchung, bei der eine Rückenmarkspunktion vornommen wurde – im Land des Einst gab es weder Computer- noch Kernspintomografie.
    Später wurde mir auch berichtet, dass ich mich mit den beiden Krankenschwestern unterhalten hätte, die mich für die Entnahme von Rückenmarksflüssigkeit vorbereiteten. Dass ich ihnen erzählt hätte, meine Frau habe ein Alkoholproblem. Eine von ihnen äußerte ihr Bedauern und fragte mich nach ihrem Namen. Woraufhin ich ihr angeblich erklärte, sie sei ein Fisch namens Wanda, und herzlich darüber lachte. Dann sei ich wieder bewusstlos geworden.
    Meine Milz war irreparabel geschädigt. Sie wurde herausgenommen.
    Während ich noch in der Narkose lag und meine Milz dorthin wanderte, wohin nicht mehr funktionierende, aber nicht absolut lebenswichtige Organe kamen, wurde ich den Orthopäden überlassen. Sie schienten meinen gebrochenen Arm und legten mein Bein in Gips. In den folgenden Wochen setzten viele Leute ihre Unterschrift darauf. Manchmal erkannte ich die Namen, meistens aber nicht.
    Ich erhielt Beruhigungsmittel, mein Kopf wurde fixiert, und mein Bett wurde genau um dreißig Grad hochgekurbelt. Das Luminal bekam ich nicht deshalb, weil ich bei Bewusstsein war (obwohl ich manchmal etwas murmelte, wie Sadie mir erzählte), sondern weil die Ärzte fürchteten, ich könnte plötzlich aufwachen und

Weitere Kostenlose Bücher