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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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aber ebenso wichtig ist es, allein aufs Klo zu gehen.«
    »Ich will nur hoffen, dass du das auch wirklich kannst.«
    »Ich weiß, dass ich’s heute Abend kann, und wegen morgen mache ich mir Sorgen, wenn’s so weit ist. Fahr nach Hause, Jake. Fang an, in dem Notizbuch zu lesen – da steht eine Menge drin. Schlaf darüber. Komm morgen früh wieder, und sag mir, wofür du dich entschieden hast. Ich bin dann noch da.«
    »Mit fünfundneunzig Prozent Wahrscheinlichkeit?«
    »Mindestens siebenundneunzig. Insgesamt fühle ich mich ganz munter. Ich hätte nicht gedacht, dass wir es so weit schaffen würden. Dass ich das alles erzählen konnte – und dafür sorgen, dass du mir glaubst –, ist eine Erleichterung für mich.«
    Ich war mir – selbst nach den Erlebnissen dieses Nachmittags – nicht sicher, ob ich ihm glaubte, aber das sagte ich nicht. Ich wünschte Al eine gute Nacht, ermahnte ihn, seine Tabletten genau zu zählen (»jaja«), und verließ das Haus. Draußen blieb ich kurz stehen, um den Gartenzwerg mit seiner Lone-Star-Fahne zu betrachten, bevor ich zu meinem Auto ging.
    Don’t mess with Texas, dachte ich … aber vielleicht würde ich das doch tun. Und angesichts der Hindernisse, die Al hatte überwinden müssen, um die Vergangenheit ändern zu können – Reifenpannen, ein schwerer Motorschaden, eine eingestürzte Brücke –, drängte sich mir der Verdacht auf, dass Texas sich mit mir anlegen würde, wenn ich weitermachte.
    2
    Nach all dieser Aufregung sah ich kaum Chancen, vor zwei oder drei Uhr morgens einschlafen zu können, und hielt es sogar für wahrscheinlich, dass ich gar keinen Schlaf finden würde. Aber manchmal setzte der Körper seine Bedürfnisse einfach durch. Als ich mir zu Hause einen schwachen Drink mixte (wieder Alkohol im Haus haben zu können gehörte zu den kleinen Pluspunkten meiner Rückkehr in den Ledigenstand), wurden mir bereits die Augen schwer; bis ich den Scotch getrunken und die ersten neun oder zehn Seiten von Als Oswald-Aufzeichnungen gelesen hatte, konnte ich sie kaum noch offen halten.
    Ich spülte mein Glas im Ausguss aus, ging ins Schlafzimmer (wobei ich eine Spur aus abgelegten Kleidungsstücken hinterließ, was Christy scharf gerügt hätte) und ließ mich in das Doppelbett fallen, in dem ich jetzt allein schlief. Ich wollte eine Hand ausstrecken und die Nachttischlampe ausknipsen, aber mein Arm fühlte sich schwer, sehr schwer an. Leistungskursaufsätze in einem seltsam stillen Lehrerzimmer zu korrigieren erschien mir jetzt wie etwas sehr weit Zurückliegendes. Andererseits war das nicht befremdlich; wie jeder wusste, war die Zeit, so unversöhnlich sie auch war, einzigartig formbar.
    Du hast dieses Mädchen zum Krüppel gemacht. Sie wieder in den Rollstuhl befördert.
    Als du heute Nachmittag die Stufen aus dem Vorratsraum hinuntergegangen bist, hast du nicht mal gewusst, wer Carolyn Poulin war, also sei kein Esel. Außerdem ist sie vielleicht anderswo noch auf den Beinen. Vielleicht erschafft jede Benutzung dieser Stufen parallele Realitäten oder Zeitströme oder irgendwas gottverdammt anderes.
    Carolyn Poulin, die im Rollstuhl sitzend ihr Diplom erhält. Damals im Jahr 1965, in dem »Hang On, Sloopy« von den McCoys der große Hit war.
    Carolyn Poulin, die durch ihren Garten mit Taglilien geht – im Jahr 1979, als » Y.M.C.A. « von den Village People der große Hit war; die sich manchmal auf ein Knie niederlässt, um irgendein Unkraut auszurupfen, und dann wieder aufspringt und weitergeht.
    Carolyn Poulin, kurz bevor sie zum Krüppel wird, mit ihrem Dad im Wald.
    Carolyn Poulin, der eine ganz gewöhnliche Kleinstadtjugend bevorsteht, mit ihrem Dad im Wald. Wo war sie in jenem Zeitstrom gewesen, fragte ich mich, als Radio und Fernsehen in Sondermeldungen berichteten, dass der 35. Präsident der Vereinigten Staaten in Dallas erschossen worden sei?
    John Kennedy kann am Leben bleiben. Du kannst ihn retten, Jake.
    Und würde das wirklich eine Verbesserung bedeuten? Dafür gab es keine Garantie.
    Ich kam mir vor, als müsste ich mich aus einem Nylonstrumpf herauskämpfen.
    Ich schloss die Augen und sah Blätter von einem Wandkalender wegfliegen – die abgedroschene Methode alter Filme, einen Zeitsprung zu symbolisieren. Ich sah sie wie Vögel aus meinem Schlafzimmerfenster fliegen.
    Bevor ich doch einschlief, stand mir ein anderes Bild vor Augen: der dämliche Zehntklässler mit dem noch dämlicheren kümmerlichen Spitzbart, der grinsend Hoptoad Harry,

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