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Der Anschlag - King, S: Anschlag

Der Anschlag - King, S: Anschlag

Titel: Der Anschlag - King, S: Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hoppin’ down the av-a- new murmelte. Und Harry, der mich zurückhielt, als ich mir den Jungen deswegen schnappen wollte. Lassen Sie nur, hatte er gesagt. Das bin ich gewohnt.
    Dann war ich weg, ausgeknockt.
    3
    Ich wachte im Morgenlicht bei Vogelgezwitscher auf und fuhr mir übers Gesicht, weil ich davon überzeugt war, kurz vor dem Aufwachen geweint zu haben. Ich hatte einen Traum gehabt, und obwohl ich mich nicht an den Inhalt erinnern konnte, musste er sehr traurig gewesen sein, weil ich ja sonst nie eine Heulsuse war.
    Trockene Wangen. Keine Tränen.
    Ich drehte den Kopf auf meinem Kissen zur Seite, um auf den Wecker zu sehen, und stellte fest, dass es zwei Minuten vor sechs war. Das Licht deutete darauf hin, dass ein herrlicher Junimorgen bevorstand, und ich hatte keine Schule mehr. Im Allgemeinen war der erste Ferientag für die Lehrer so erfreulich wie für die Schüler, aber ich fühlte mich irgendwie traurig. Traurig. Und das nicht nur, weil ich eine schwierige Entscheidung treffen musste.
    Auf halbem Weg unter die Dusche kamen mir drei Wörter in den Sinn: Kowabunga, Buffalo Bob!
    Ich blieb nackt stehen und betrachtete im Spiegel über der Kommode mein Gesicht mit den weit aufgerissenen Augen. Nun erinnerte ich mich an den Traum, und es war kein Wunder, dass ich beim Aufwachen traurig gewesen war. Ich hatte geträumt, ich wäre im Lehrerzimmer und würde Aufsätze aus einem Englischkurs für Erwachsene lesen, während in der Sporthalle am Ende des Korridors ein weiteres Basketballspiel zweier Schülermannschaften auf die Schlusssirene zusteuerte. Meine Frau war gerade erst aus der Entziehungskur zurückgekehrt. Ich hoffte, sie würde zu Hause sein, wenn ich heimkam, damit ich nicht eine Stunde lang herumtelefonieren musste, um sie aufzuspüren und aus einer der örtlichen Kneipen rauszuholen.
    In dem Traum hatte ich Harry Dunnings Aufsatz oben auf den Stapel gelegt und zu lesen begonnen: Es war kein Tag sondern ein Ahmd. Der Ahmd der mein Leben veränderte, war der Ahmd an dem mein Vater meine Mutter und meine zwei Brüder erschlagen und mich schwer verletzt hat.
    Das hatte sofort meine volle Aufmerksamkeit erregt. Nun, es hätte jedermanns Aufmerksamkeit erregt, nicht wahr? Aber meine Augen fingen erst an zu brennen, als ich zu der Stelle kam, wo beschrieben wurde, was er angehabt hatte. Auch sein Kostüm war völlig logisch gewesen. Wenn die Kinder in dieser speziellen Herbstnacht mit leeren Taschen loszogen, die sie mit süßer Beute gefüllt zurückzubringen hofften, spiegelten ihre Kostüme stets die aktuelle Manie wider. Vor fünf Jahren hatte es so ausgesehen, als trüge jeder zweite Junge, der an meiner Tür erschien, eine Harry-Potter-Brille und das Abziehbild einer gezackten Narbe auf der Stirn. Bei meiner eigenen Premiere als Bonbonbettler war ich vor vielen Monden als Schneemonster aus Das Imperium schlägt zurück den Gehsteig hinuntergestapft (mit meiner Mutter auf meine dringende Bitte hin drei Meter hinter mir). War es also überraschend, dass Harry Dunning Wildleder getragen hatte?
    »Kowabunga, Buffalo Bob«, sagte ich zu meinem Spiegelbild und rannte dann in mein Arbeitszimmer. Ich hebe nicht alle Schüleraufsätze auf, das tut kein Lehrer – man würde darin ertrinken! –, aber ich habe mir angewöhnt, die besten zu fotokopieren. Sie lassen sich wunderbar als Unterrichtsmaterial verwenden. Harrys Aufsatz wäre für diesen Zweck viel zu persönlich gewesen, trotzdem hatte ich ihn mir kopiert, weil er mich so stark angerührt hatte. Ich zog eine Schublade nach der anderen auf und wühlte mich durch den Wust aus losen und zusammengehefteten Blättern. Nach einer schweißtreibenden Viertelstunde fand ich ihn endlich. Ich setzte mich, wie ich war, in den Schreibtischsessel und begann zu lesen.
    4
    Es war kein Tag sondern ein Ahmd. Der Ahmd der mein Leben veränderte, war der Ahmd an dem mein Vater meine Mutter und meine zwei Brüder erschlagen und mich schwer verletzt hat. Er hat auch meine Schwester verletzt, so schwer dass sie in ein Komah fiel. Nach drei Jahren ist sie gestorm ohne noch mahl aufzuwachen. Ihr Name war Ellen und ich hatt sie sehr lieb. Sie hat gern Blumen geflüggt und in Wasen gestellt. Alles war wie in eim Horrafilm. Ich geh nie in Horrafilme, weil ich an Hallowien 1958 einen erlebt hab.
    Mein Bruder Troy war zu alt für Süßes oder Saures (15). Er hat mit meiner Mutter Fernsehn gekuckt und gesagt, das er uns hilft, die Süssigkeiten zu essen, wenn wir zurückkommen.

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