Der Antares-Krieg
deiner Antwort auf seinen Antrag. »Heirat in Eile bereut man alleweile‹, sagt ein jahrhundertealtes Sprichwort.«
»Ich möchte, dass du ihn kennen lernst.«
»Ich bin ihm schon begegnet.«
»Ich spreche nicht von geschäftlichen Dingen. Ich möchte gern, dass ihr zwei euch privat kennen lernt. Gesellschaftlich. Kannst du nächste Woche nach Homeport kommen und mit uns zu Mittag essen?«
»Zu dumm, dass ich gestern nicht davon wusste. Dann hätten wir zusammen essen gehen können.«
»Ach, du warst in der Stadt?«, fragte Bethany überflüssigerweise.
Whitlow nickte. »Ich war in der Botschaft, um ein paar alte Akten durchzusehen.«
Bethany ächzte. »Nicht die Admiralität, Onkel, wirklich!«
Whitlow lächelte und breitete resigniert die Hände aus. Dass er darauf bestand, seinen Pflichten nachzugehen, hatte immer zu Reibungen zwischen ihnen geführt. Bethany behauptete, dass die Leute ihn hinter seinem Rücken auslachten und sagten, er sei ein alter Mann, der sein Leben mit Träumen von vergangenem Ruhm verbracht habe. Er glaubte selbst, dass sie Recht hatte. Der Umstand aber, dass er die Zielscheibe des Spottes seiner Nachbarn war, würde ihn niemals davon abhalten, seine Pflicht zu tun. Das hatte er Bethany oft klargemacht.
»Ich fürchte, dass ich es tun musste, Bethany. Einige Diskrepanzen in den alten Einwanderungsakten bedurften der Aufklärung. Wie du dich bestimmt erinnerst, besorgtest du voriges Jahr selbst Kopien einer Anzahl von Akten aus der Universität. Ich verglich diese Daten mit den Aufzeichnungen im alten Botschaftscomputer. Es gelang mir nicht, sehr weit voranzukommen, aber die Zeit war durchaus nicht vergeudet. Gestern gab es eine Art Krise in der Admiralität, und ich verbrachte mehrere erfreuliche Stunden damit, die Aufregung zu beobachten.«
»Was für eine Krise?«
»Ich weiß es nicht. Sie wollten es mir nicht sagen. Aber sie rannten durcheinander in der heißen Sonne herum wie die Hühner. Ich sah mehrere Bekannte von der Akademie der Wissenschaften, die am Eingang empfangen und die Treppe hinauf zum Büro des Admirals geführt wurden. Das war der interessanteste Teil der ganzen Geschichte. Sie gingen mit verdrießlichen Mienen hinauf, als wären sie kurzfristig von wichtiger Arbeit abgezogen worden. Doch als sie wieder herauskamen, waren sie wie verwandelt.«
»In welcher Weise verwandelt?«
»Sie schienen ... nachdenklich und besorgt.«
»Wahrscheinlich hat der Admiral sie gebeten, die Auswirkungen der Supernova auf die Flottenkommunikation oder was zu untersuchen.«
»Könnte sein.«
»Kommst du nächste Woche zum Essen?«
»Selbstverständlich, Bethany. Ich werde sogar meine Diplomatenschärpe zu Hause lassen, um dich nicht in Verlegenheit zu bringen.«
»Ach, Onkel!«
»Nun, da wir diese Einzelheit aus dem Weg geräumt haben: Kannst du zum Abendessen bleiben?«
»Ich weiß nicht ...«
»Nicht einmal, um einen alten Mann glücklich zu machen?«
Sie lächelte. »Ich nehme an, ich kann auch später am Abend noch zurückfahren.«
»Ausgezeichnet«, sagte er und rieb sich die Hände. »Um achtzehn Uhr werden wir dann bei Kerzenschein im Innenhof speisen und zusammen Antares aufgehen sehen.«
»Das würde mir gefallen«, sagte Bethany.
»Mir auch, Kind. Mehr als du dir vorstellen kannst.«
Jonathan Carstairs, Anwalt des gemeinen Mannes, Führer der Demokratisch-Konservativen Koalition im Parlament und – wenn bestimmte politische Erwartungen sich erfüllten – nächster Ministerpräsident der Republik Alta, saß in seinem Büro und verfluchte den Tag, an dem er von der Antares-Supernova gehört hatte. Nicht, dass das verdammte Ding keinerlei Reiz gehabt hätte. Anfänglich war Carstairs von dem nächtlichen Phänomen bezaubert gewesen, das die Kommentatoren ›Antaresdämmerung‹ nannten. Jede Nacht wurde das Land bei Novaaufgang von einem silbernen Lichtschein überflutet, der niemanden gleichgültig ließ, der ihn sah. Im Gegensatz dazu waren Altas vier kleine Monde entschieden unansehnlich.
Aber hübsch oder nicht, die Supernova kam die Staatsfinanzen zu teuer! Mit der bläulich weißen Strahlung war ein deutlicher Anstieg der Hintergrundstrahlung im System Valeria einhergegangen. Für Alta selbst war es kein Problem, da die Atmosphäre die schädlichsten Strahlen herausfilterte, aber das Gleiche ließ sich von den Raumhabitats nicht sagen. Schon wurden im Parlament Stimmen laut, welche die Freigabe zusätzlicher Mittel zur Verstärkung der
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