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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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der Klemme fühlte.
    »Schon klar. Meinst du, ich hätte was dagegen?«
    »Das wäre mir egal«, log Viola. »Auch als Frau muss man Kohle verdienen.«
    »Stimmt. Und gerade deswegen wollte ich dich sprechen: Ich habe vielleicht Arbeit für dich, falls du Interesse hast.«
    »Arbeit für mich?« Viola zog die Brauen hoch.
    »Jeps.«
    »Was für Arbeit?«
    »Gut bezahlte Arbeit.«
    »So was da?«, fragte sie misstrauisch mit einer Kopfbewegung zu dem Bild hinüber.
    »Geh am Montag mit mir im Fisherman’s Boots Mittag essen, dann erzähle ich dir mehr.«
    Einen Moment lang sah Viola ihn interessiert an, dann wandte sie sich ab, ohne zu antworten. Doch er fasste sie am Handgelenk.
    »Abgemacht?«
    Viola schaute auf die Hand hinunter, die sie festhielt. Er hatte eine kleine Tätowierung zwischen Daumen und Zeigefinger, einen Revolver. Sie sah zu ihm hoch. Aus der Nähe und im Licht fiel ihr plötzlich auf, dass ihr etwas an seinen hellen blauen Augen sehr vertraut war. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund fand sie diese Augen beruhigend.
    Sie nickte. »Ja, abgemacht.«
    Flora und Gypsy waren schon in der Küche zugange, als Pip und Susan ins Haus kamen.
    »Pip, Gott sei Dank, Telefon für dich.« Nervös legte Flora die Hand auf die Sprechmuschel. »Thomas Stephens.«
    Die arme Flora, seufzte Pip innerlich, weil ihre Schwester automatisch annahm, dass ein Anruf vom Anwalt der Familie ein schlechtes Zeichen war. Allerdings war ihr selbst auch ein bisschen mulmig, deswegen bemühte sie sich, ihre Schwester zuversichtlich anzulächeln, während sie ihr das Telefon abnahm. Dann begrüßte sie Stephens so fröhlich, wie sie konnte.
    Alle Ohren waren gespitzt, als sie die Küche verließ und in die Diele spazierte, um ungestört telefonieren zu können. Alle Ohren, außer ein paar ganz kleinen, deren genialer Besitzerin klar war, dass Arandores dicke Mauern mehr oder weniger schalldicht waren. Die einfachste Methode, ein Telefongespräch zu belauschen, war also, an einem der anderen Apparate mitzuhören.
    Diese beiden kleinen Ohren verpassten zwar die einleitenden Höflichkeitsfloskeln, aber dem Köpfchen dazwischen kam es ja in erster Linie auf den Hauptteil des Gespräches an.
    »Ich habe möglicherweise eine Lösung für Ihre derzeitigen finanziellen Probleme gefunden. Gestern habe ich mit einem Bekannten gesprochen, der ein Finanzunternehmen leitet. Ich habe Ihre Notlage geschildert, habe ihm erklärt, dass Sie das Stiftungsvermögen entweder ersetzen oder wieder auffüllen müssen, und dass Sie Arandore aufgrund bestimmter Auflagen nicht verkaufen können ... Und jetzt kommt die gute Nachricht: Nachdem er alles über Sie erfahren hat, wäre er bereit, Ihnen eine Hypothek auf das Haus anzubieten, in Höhe der fehlenden Geldmittel ... Sie müssten allerdings ein paar Bedingungen erfüllen, und aufgrund Ihrer Situation und der derzeitigen weltweiten Finanzkrise sind die ein bisschen hart ... Aber ich glaube, Sie werden kein Problem damit haben, nach allem, was ich schon über Sie weiß ...« Thomas Stephens machte eine Pause, und Pip und Gypsy hörten, wie er in Papieren blätterte. »Also, Ihr derzeitiges Arbeitsverhältnis besteht doch jetzt seit fünf Jahren, da wird Ihr Arbeitgeber Ihnen wohl gern bescheinigen, dass Sie eine unbefristete Stelle haben, dass Ihr Arbeitsplatz nicht gefährdet ist und dass Ihr Gehalt ausreicht, um Sie selbst zu ernähren und die vorgeschlagenen Abzahlungen zu leisten ...«
    Am Ende des Gesprächs bedankte Pip sich überschwänglich bei ihm. Er hatte tatsächlich eine Lösung für ihre finanzielle Misere gefunden! Aber ihr war das Herz schwer, denn um ihrer Familie aus der Patsche zu helfen, musste sie genau das tun, was sie nicht tun wollte. Sie musste ihre Lieben wieder verlassen und nach Bristol zurückkehren.
    Die Hühner und der Gemüsegarten hatten ihr Bestes gegeben, und als alle sich schließlich wieder in der Küche versammelt hatten, warteten schon eine Quiche und Pommes Frites auf dem Tisch.
    Doch obwohl Gypsy und Flora sich so viel Mühe gegeben hatten, war es eine bedrückte Gesellschaft, die sich zu diesem Festmahl niederließ. Und Judy konnte ihren Plan, eine Familienkonferenz abzuhalten, nicht in die Tat umsetzen, denn noch bevor alle aufgegessen hatten, verschwand Pip mit der Ausrede, die Hunde müssten raus.
    Während Pip gedankenverloren zur hinteren Wiese hinüberspazierte, schaute Judy den anderen in die bekümmerten Gesichter. Sie brachte ein aufmunterndes

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