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Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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gerunzelt
    Anwendung von roten Bleipflastern, um die Entzündung
    herauszuziehen
    Saft der Gundelrebe, gekocht mit Honig & Grünspan-Arsen-Brei
    Opium verschafft vorübergehend Linderung der Schmerzen
    keine andere Behandlung bekannt

XXIX
    O bwohl es dem Apotheker offensichtlich wieder besser ging, kamen keine Besucher mehr in die Swan Street. Selbst Mr Jewkes mit der Metzervisage ließ sich nicht mehr blicken. Stattdessen lieferte sein Laufbursche gelegentlich Briefe von ihm ab, ein hässlicher Kerl in einer protzigen blau-silbernen Livree, der stets um einen Schluck Dünnbier bat und sich in die Küche setzte, wo er den Krug vor sich nicht anrührte, sondern nur über den Tisch hinweg Mary anstarrte, als wäre sie ein kompliziertes Wort, das er um jeden Preis entziffern wollte. Mary errötete und hielt sich verschämt die Schürze vors Gesicht, wodurch sie ihr Haar mit Mehl bestäubte. Ansonsten kamen nur Händler, und auch die nur selten. Der Herr selbst verließ sein Zimmer nicht, die Tür war immer verschlossen.
    Tallys Elixier. Bei dem Gedanken daran kribbelten meine Zehen in freudiger Erwartung. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit hatte ich es einem Kaffeehaus auf der London Bridge angeboten, das für sein breites Sortiment an Patentmedizin bekannt war. Wenn Mrs Black den Namen dieses Lokals aussprach, klang es, als würde sie eine verdorbene Auster ausspucken, gab sie ihm doch die Schuld an vielen ihrer Schwierigkeiten. In der Gasse atmete ich tief durch und füllte meine Lungen mit dem durchdringenden Gestank der Stadtluft. Unversehens war es Frühling geworden. Die Karren der Bauern waren beladen mit saftigem Grün, und das Gezwitscher der Vögel verlieh der heiseren Stadt einen neuen Ton, auch wenn er so vergänglich war wie das Glitzern von Salzkristallen über der Themse.
    Im Kaffeehaus ließ man mich lange warten, und ich wusste, dass ich zu Hause für meine Verspätung bestraft werden würde, aber das schreckte mich nicht. Als ich endlich zum Wirt vorgelassen wurde, konnte ich an seiner Miene ablesen, dass mein Warten umsonst gewesen war.
    »Dr. James, tja, das ist ein guter Arzt, und Dr. Daffy ebenfalls. Auch Mr Ward kann jederzeit zu mir kommen. Aber ein Grünschnabel von einem Dienstmädchen, das meint, sie könne in ihrer Küche ein Patentmittel zusammenrühren und es für Arznei ausgeben? Du hältst mich wohl für vollkommen verrückt?«
    Auf dem Nachhauseweg kamen mir die Tränen, obwohl ich wusste, dass sie mir nichts nützten. In jener Nacht starrte ich hinaus auf die sich dunkel emporwölbende Kuppel, das Herz schwer wie Blei. Ich musste die Sache besser planen, das war mir jetzt klar. Brauchte Zertifikate und Referenzen. Doch ich hatte nicht den leisesten Schimmer, wie ich an so etwas herankommen sollte.
    Als ich zwei Tage danach erneut zu dem Buchhändler geschickt wurde und einige Tage später noch einmal, zergrübelte ich mir immer noch den Kopf. Auf dem Weg dorthin kam ich an mehreren Kaffeehäusern vorbei, aber ich ließ die Gelegenheit verstreichen, dort mein Elixier feilzubieten. Zwar versuchte ich mir einzureden, dass die Zeit noch nicht reif dafür sei, aber in Wahrheit wusste ich, dass ich einfach zu viel Angst hatte, erneut abgewiesen zu werden.
    Mr Honfleur erkundigte sich wie gewöhnlich nach dem Befinden meines Herrn, während er die Bücher, die ich ihm zurückgebracht hatte, auf Spuren von Abnutzung oder Beschädigung inspizierte. Ich antwortete ausweichend und so knapp, wie es die Höflichkeit gerade noch erlaubte. Doch der Buchhändler ließ sich nicht so leicht abspeisen. Beim zweiten Mal schüttelte er den Kopf und wedelte mit den Händen, als wollte er Tabakrauch verscheuchen.
    »Nein, nein, genug! Wenn ein Mann für das hoffnungslose Unternehmen eines anderen bürgt, ohne Aussicht auf Belohnung in dieser Welt, möchte er zum Ausgleich mehr hören als langweilige Plattitüden«, sagte er tadelnd. »Er möchte amüsiert werden. Also, versuchen Sie es noch einmal, meine Gute.«
    Annette runzelte die Stirn und erklärte, ihr Vater sei ein ganz gewöhnliches Klatschmaul, aber der Buchhändler streckte mir nur die Hand entgegen und verzog das Gesicht zu einem gespielten Flehen.
    »Ich bin sicher, das Leben mit diesem Quacksalber, der Ihr Herr ist, strotzt nur so von drolligen Vorfällen. Kommen Sie, setzen Sie sich neben mich und erzählen Sie mir alles.«
    Meine Zunge lag mir wie ein Stück Holz im Mund. »Sir, ich glaube nicht …«
    »Um Himmels willen, Vater,

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