Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
Vom Netzwerk:
den Ellbogen an der Ladentheke anschlug. Ich drückte den Arm gegen meinen Bauch und schloss die Hand um die schmerzende Stelle, dabei spürte ich den Ring in meinem Ärmel.
    »Mary«, flüsterte ich und wappnete mich gegen die drohenden Schläge, als ich jetzt mit fester Stimme fragte: »Ist sie … geht es ihr gut?«
    Mrs Black sah mich sonderbar an, ihre blassen Lippen suchten nach Worten. »Sie … sie wird es durchstehen. Und es wird für uns alle eine Erleichterung sein, wenn sie endlich entbunden hat.« Dann richtete sie sich auf und räusperte sich. »Um Himmels willen, Mädchen, warum glotzt du mich so an? Man könnte meinen, Idiotie sei ansteckend.«
    Sie schickte mich ins Labor, um Edgar beim Putzen zu helfen. Der blank gescheuerte Holztisch war übersät mit schmutzigen Gläsern und Bechern. Langsam machte ich mich daran, die Sachen auf ein Tablett zu stellen. Über eine Flamme gebeugt, stand Edgar in einer Ecke des Raumes und beobachtete ein rußgeschwärztes Glasröhrchen in einem Metallrahmen.
    »Wo zum Teufel ist mein Geld?«, stieß er zwischen den Zähnen hervor, ohne hochzusehen. »Mit deinen Vertröstungen hast du meine Geduld schon überstrapaziert.«
    Ich riss die Augen weit auf. »Welches Geld, Edgar? Du weißt ganz genau, dass ich keines habe und nie welches gehabt habe.«
    »Du könntest an Geld kommen, wenn du nur wolltest. Du könntest es dir von deinem Freund, dem Buchhändler, leihen. Ich höre, der Alte hat einen Narren an dir gefressen.«
    »Dann hast du etwas Falsches gehört.«
    Edgar drehte sich langsam um, die Augen zusammengekniffen. »Ach, wirklich?«
    Die Röte kroch mir den Hals empor. Stirnrunzelnd schüttelte ich den Kopf und hantierte klappernd mit Flaschen und Laborbechern.
    »Dann ist es also wahr? Du dreckige kleine Hure! Natürlich wird getuschelt, aber ich hatte geglaubt, es seien nur Gerüchte. Dann vögelt dieser lüsterne alte Bock dich also tatsächlich!«
    »Verschone mich mit deinen Schweinereien. Der Buchhändler ist ein ehrenwerter Mann. Im Gegensatz zu so manch anderem.«
    »Was willst du damit sagen? Etwa dass er die Absicht hat, aus dir eine ehrbare Frau zu machen?«
    Ich war wie versteinert.
    Edgar starrte mich an, und ganz langsam überzog ein Grinsen sein Gesicht.
    »Gut, gut«, sagte er gedehnt. »Dann wäre es vermutlich interessant, den ehrenwerten Mr Honfleur wissen zu lassen, dass du bereits verheiratet bist? Und dass es noch einige Jährchen dauern wird, bis dein Ehemann rechtmäßig für verschollen erklärt werden kann?«
    »Du weißt sehr wohl, dass das nicht stimmt!«, entfuhr es mir. »Meine Ehe … sie hatte nie Gültigkeit vor dem Gesetz. Das weißt du.«
    »Oh, entschuldige bitte. Dann war also das Kind, mit dem du schwanger warst – das Kind, von dem dich Mrs Black hier in diesem Haus entbunden hat –, ein Bastard? Mr Honfleur weiß von dem Kind, nehme ich an?«
    »Das stimmt nicht. Du verdrehst die Tatsachen …«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass du dich bei den Abmachungen, die wir in der Vergangenheit getroffen haben, über Gebühr mit Einzelheiten aufgehalten hättest. Du solltest mir dankbar sein, dass ich meinerseits die Absicht habe, der Wahrheit treu zu bleiben, so wie ich sie sehe. Ich bin sicher, dein zukünftiger Ehemann fände die Geschichte ausgesprochen spannend.«
    »Edgar …« Ich schluckte. »Ich werde dir zurückzahlen, was ich dir schulde, das schwöre ich. Sobald ich verheiratet bin, wirst du alles bekommen.«
    »Ach, wenn das so einfach wäre.«
    Ich sah ihn verständnislos an. »Aber … was dann? Was willst du von mir?«
    »Zinsen für meine großzügige Anleihe. Zehn Pence für jeden Penny.«
    »Zehn Pence? Aber das ist ja Wucher!«
    »Dann wirst du dich eben damit vertraut machen müssen. Zehn Pence für jeden Penny. Sonst erzähle ich dem Hugenotten die Wahrheit über seine süße kleine Schlampe.«
    »Aber, Edgar, wie oft habe ich es dir schon gesagt? Ich habe kein Geld.«
    »Aber der Hugenotte hat welches.«
    »Über das ich nur verfügen kann, wenn ich verheiratet bin.«
    Edgar runzelte die Stirn, sein Kiefer mahlte.
    »Edgar, hör mir zu. Wenn du jetzt zu Mr Honfleur gehst, hast du deine Rache, das ist wahr. Aber dann beraubst du mich auch jeder Möglichkeit, alles wiedergutzumachen. Für dich, für Mary …« Meine Stimme zitterte. »Bitte, Edgar. Ich werde dir dein Geld zurückzahlen. Aber das kann ich nur tun, wenn du meiner Heirat nicht im Wege stehst. Das ist die einzige Hoffnung. Für

Weitere Kostenlose Bücher