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Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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zärtlich seinen Kopf an ihr Gesicht.
    »Weshalb müssen die Frauen immer wieder demonstrieren, dass es ihnen an Verstand und Vernunft mangelt?«, sagte Mr Black, keineswegs in wütendem Ton, sondern eher entrückt und leichthin. »Zu Recht hat man festgestellt, dass eine Frau nichts weiter als ein erwachsenes Kind ist. Kein Wunder, dass so vielen von ihnen so übel mitgespielt wird.«
    »Der Übeltäter sind Sie, Sie Dreckskerl! Sie allein!«
    Der Apotheker antwortete nicht, er hob nur die Feder und kritzelte erneut etwas auf das Blatt. Ich reckte den Kopf, um zu erkennen, was er schrieb, doch ich sah nichts als sinnlose, wilde Kringel und schwarz umrandete Löcher an den Stellen, wo die Feder das Papier durchstoßen hatte. Sein Kopf schwankte hin und her, als könnte sein Hals ihn nicht mehr tragen.
    »Madam, ich bin müde und möchte mich ausruhen. Ich kann nur das wiederholen, was ich schon so oft gesagt habe, dass sie, wenn wir nicht gewesen wären, das Schicksal aller Unglücklichen erlitten hätte, die für die Gesellschaft nicht von Nutzen sind. Jetzt mag sie es uns vergelten und einen kleinen Beitrag zur Erforschung der menschlichen Natur leisten. Wollen Sie ihr diesen Trost versagen, einem Kind, mit dem es die Vorsehung so wenig gut gemeint hat?«
    »Trost? Dass Sie sie gezwungen haben, die Beine breitzumachen für den stinkenden Schwanz, den Sie in sie hineingestoßen haben?«
    »Madam, bitte, solche unanständigen Worte stehen Ihnen gar nicht gut zu Gesicht. Der Fortschritt des menschlichen Wissens wird nicht haltmachen vor dem Ansturm übler Beschimpfungen und grundloser Schmähungen. Gott selbst hat dem Menschen Wissensdurst verliehen. Nur wenn wir die ungeheure Vielgestaltigkeit seiner Schöpfung bis in alle Einzelheiten verstehen, werden wir sie in ihrer ganzen Herrlichkeit erkennen können. Und wenn wir, die Vertreter der Gelehrsamkeit, längst zu Staub zerfallen sind, werden unsere Entdeckungen wie Leuchttürme in der Welt aufragen, um den rauen und zerklüfteten Pfad zu erleuchten, der allein zur Aufklärung führt.« Beschwörend hob er die Hände, und atemlos fuhr er fort, die Stimme zittrig vor Selbstgerechtigkeit. »Wenn ich nun den Weg weitergehe, der mir von meinen Ahnen gewiesen wurde, und tiefer in die Dunkelheit vorstoße, die sie nicht zu durchdringen vermochten, werden die Gelehrten der Zukunft vorsichtig in den Fußstapfen wandeln, die ich zurücklasse, und weiter und immer weiter dem Horizont der vollkommenen Erkenntnis entgegenschreiten. Sie werden die hell leuchtende Fackel der Weisheit hochhalten, bis die Dunkelheit der Unwissenheit und des Aberglaubens überwunden ist und wir Gott selbst gegenüberstehen, erlöst durch seine Wahrheit.«
    Er sprach leise und mit krächzender Stimme, aber in seinen Worten schwang eine tiefe Selbstgewissheit.
    »Und wenn das Kind keinen Makel hat?«, rief ich. »Welche Tötung bevorzugen Sie dann? Ersticken oder Verbrennen? Oder werden Sie seinen winzigen Schädel zerschmettern? An dem Äffchen zeigt sich, was für ein Schlächter Sie sind. Haben Sie auch mein Kind so abgeschlachtet? Es aufgeschnitten wie ein Huhn?«
    Der Kummer schnürte mir die Kehle zu. Mary lag wimmernd am Boden, aber ich schenkte ihr keine Beachtung. Mühsam hob der Apotheker den Kopf, blinzelte und runzelte die Stirn, als wäre er überrascht, mich hier zu sehen. Das purpurne Mal auf seiner Wange leuchtete.
    »Wie zum Teufel bist du hier hereingekommen? Mrs Black! Wo ist dieses Miststück? Wie soll ein Gentleman bei all diesen Störungen arbeiten? Mrs Black!«
    »Sie haben meinen Sohn ermordet.«
    »Um Gottes willen!«, krächzte er. »Als du hierhergekommen bist, wolltest du, dass ich dich von einem Bastard befreie. Eine ungesetzliche Handlung begehe, mich gegen Gott versündige, damit du von den Folgen deiner Hurerei verschont bleiben mögest. Und du bist verschont geblieben, auch wenn du ein solches Glück schwerlich verdient hast. Dir ist kein Leid geschehen. Du wurdest gut versorgt. Das Kind lebt nicht mehr. Und was am wichtigsten ist: Dein Ruf ist unbefleckt, obwohl ich angesichts deines frechen und leichtfertigen Wesens nicht glaube, dass dies lange so bleiben wird. Deine Undankbarkeit ist unfasslich. Mrs Black! Wo sind Sie?«
    Ich starrte ihn an. Am liebsten hätte ich ihm die Fingernägel ins Gesicht gegraben, um dieses Stirnrunzeln und diese gnadenlose Ungerührtheit darauf auszulöschen. Ich wollte, dass er aufschrie, sich wand, blutete. Ich wollte, dass sein

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