Der Apotheker: Roman (German Edition)
Grinsen.
»Es … es ist eine Missgeburt«, sagte ich.
»Ja«, murmelte er, und seine Augen schlossen sich in einer Art Verzückung. »Ja. Endlich ist sie da.«
Unbeholfen versuchte er, die Kreatur vollends aus dem Tuch zu schälen, aber ihm fehlte die Kraft dazu, und plötzlich wurde er von einem solchen Hustenanfall geschüttelt, dass seine Arme zuckten. Rasch trat Mrs Black an die andere Seite der Couch, beugte sich zu ihm hinab und hielt ihm eine Tasse an die Lippen. Er trank unbeholfen, die Stirn zerfurcht vor Anstrengung.
»Nimm das Tuch weg«, befahl er mit schnarrender Stimme, während ihm Mrs Black das Kinn abwischte. »Ich will es sehen.«
Ich beugte mich vor und legte ihm das Bündel auf den Schoß. Es war Mrs Black, die mit zitternden Händen das Tuch aufschlug. Jabba lag auf dem Rücken, die Hände unter das Kinn geschmiegt. Das Fiebermittel hatte gewirkt. Er schlief geräuschvoll und gab leise, kehlige Schnarchlaute von sich, während die beiden ihn angafften. Die Mundwinkel des Apothekers zuckten.
»Vollkommen. Es ist vollkommen.« Er seufzte, der Atem rasselte in seiner Brust, und eine Träne lief ihm langsam die Nase hinunter. »Wo ist die Idiotin? Man muss sie mir bringen.«
»Das ist nicht möglich«, sagte ich. »Es geht ihr nicht so gut, dass sie das Bett verlassen könnte.«
»Natürlich kann sie. Die Nachgeburt, die Beweise – ich brauche sie hier innerhalb einer Stunde.«
»Nein. Die Anstrengung würde sie nicht überleben.«
Der Apotheker packte mich am Rock und zog mich zu sich heran. »Bring sie her, sage ich. Oder ich werde …«
»Sie werden was?« Der Apotheker war so schwach, dass ich ihm meinen Rock mühelos entwinden konnte. »Sie sollten mir nicht drohen.«
Auf der anderen Seite der Couch schnaubte Mrs Black vor Wut. »Wenn dir überhaupt etwas an dem Mädchen liegt«, sagte sie, »dann bringst du sie her, wo man ordentlich für sie sorgen kann.«
»Für sie sorgen? So nennen Sie das? Wenn man aufgeschlitzt und zerstückelt wird wie ein Verbrecher? Eher würde ich sterben.«
»Du würdest für deine schäbige Erpressung wohl auch Marys Tod in Kauf nehmen?«
»Nein, Madam. Ich möchte ihr nur die Qual ersparen, Sie beide jemals wiederzusehen. Sie haben die … die Kreatur. Das genügt Ihnen doch gewiss als Beweis. Und Sie haben mich, die bei der Geburt zugegen war. Weshalb sollte das nicht ausreichen?«
»Dich?«
»Ich werde darüber Bericht erstatten, vor welchem Publikum Sie auch wünschen. Mr Black hat immer erklärt, die Gentlemen der Royal Society seien über alle Maßen hochnäsig, nicht wahr? Dann rufen Sie sie her, damit sie Zeugen seines Triumphs werden.«
Mrs Blacks Augen verengten sich zu Schlitzen. Mit zusammengepressten Lippen sah sie zuerst mich und dann ihren Mann an. Er nickte linkisch mit dem Kopf, der auf dem dürren Stiel seines Nackens saß.
»Holen Sie den Schweinehund Jewkes«, flüsterte er. »Er soll all diese Zweifler mitbringen. Und mischen Sie mir noch eine Tinktur. Dreißig Gran, hören Sie? Ich muss jetzt wach und klar im Kopf sein.«
Mrs Black zögerte. Dann durchquerte sie mit raschen, leichten Schritten das Zimmer. An der Tür hielt sie inne und wandte sich um; aus ihrem Gesicht, das halb im Schatten lag, konnte ich unmöglich etwas lesen. Eine Sekunde später war sie verschwunden.
»So«, sagte ich, »dann kann die Vorführung ja beginnen.«
Das war mir mit einer Kessheit herausgeschlüpft, dass ich sofort bedauerte, es gesagt zu haben, denn für mich war meine wahre Absicht überdeutlich herauszuhören. Doch zum Glück schwillt der Hochmut stolzer Menschen wie die Flut und füllt ihre Ohren mit nichts anderem als dem donnernden Applaus, den sie erwarten. Wahrscheinlich hätte ich dem Apotheker in dieser Sekunde jede Einzelheit des Komplotts beichten können, er hätte dennoch nichts gehört und meinen auf und zu klappenden Mund nur für Beifall gehalten.
»Groß ist die Wahrheit«, krächzte Mr Black triumphierend. Zwei Tränen kullerten aus seinen Augen und zitterten erwartungsvoll über der Brust des schlafenden Äffchens. »Und erhaben über allen Dingen. Gepriesen sei Gott.«
Blacks Gesetz
Grayson Black Mitglied Vorsitzender Newton Sloane Black
die Feder ist ruhig
das Opium kräuselt sich wie eine Weinranke um meinen fiebrigen
Geist grün & frisch &
saftig schmeckt es
wie der Sommer
dessen Anfang wie klar es ist wie vollkommen süß
Opium & Freude welch vollkommener Balsam gegen die Pein
welch
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