Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
Vom Netzwerk:
unwillkürlich, die Stufen wie dessen Wirbel. Und ich überkreuzte die Finger, um Unglück abzuwehren. Jetzt musste ich nur noch das Äffchen an mich nehmen, dann konnte ich diesem Haus für immer den Rücken kehren. Auf dem Tisch im Flur warteten zwei dünne, leinengebundene Bücher, mit Bindfäden verschnürt. Ich hörte wütende Stimmen, die die Tür zum Salon in den Angeln erzittern ließen.
    »Sie haben kein Anrecht auf das Kind!«, hörte ich Mrs Black donnern. »Das Kind gehört uns, hören Sie! Uns!«
    »Das Kind?« Mr Jewkes sprach leiser, jedoch nicht weniger aufgebracht. »Dieses … dieses
Etwas
nennen Sie ein Kind?«
    »Es gehört uns und sonst niemandem. Bilden Sie sich nur nicht ein, Nutzen daraus ziehen zu können. Als Sie sie uns übergeben haben, haben Sie jede verwandtschaftliche Beziehung verwirkt. Dass er tot ist, spielt keine Rolle. Verstehen Sie? Sie haben keinen Anspruch. Absolut keinen Anspruch! Es gehört uns!«
    »Glauben Sie etwa, ich möchte aus diesem Ungeheuer irgendeinen Gewinn schlagen? Scham und Schuld ob meiner Missetaten drücken mich auch so schon zu Boden. Diese Kreatur ist eine Ungeheuerlichkeit, ein Verbrechen gegen Gott. Es widert mich an, dass ich an dessen Erschaffung beteiligt war. Ich habe mich gegen mein Gewissen versündigt. Schlimmer noch, ich habe mich gegen meine Tochter versündigt. Auch wenn Sie ihr Kind zu einem Scheusal gemacht haben, es wird Ihnen nicht gelingen, aus meiner Tochter ein Scheusal zu machen. Lieber würde ich sterben.«
    »Was Sie sagen, entbehrt den Grundregeln der Höflichkeit, Sir«, sagte Mrs Black. »Mr Black hat Sie stets für einen ungehobelten Kerl gehalten. Geben Sie mir augenblicklich das Kind zurück und verschwinden Sie, sonst wird er Sie noch hinauswerfen. Haben wir es Ihnen nicht schon gesagt? Sie sind hier nicht willkommen.«
    Plötzlich flog die Tür auf, und Mrs Black stand im Flur, direkt vor mir. Aber sie machte nicht den Eindruck, als hätte sie mich gesehen. Ihr Blick war verschleiert, abwesend.
    »Edgar!«, kreischte sie. »Edgar, wo bist du? Mr Jewkes bedroht mich.«
    Mr Jewkes drängte hinter ihr in den Flur heraus. Er hielt das Äffchen in die Höhe, die Hände um dessen schmalen Hals. Jabba wand sich in panischer Angst.
    »Wenn Sie glauben, ich werde zulassen, dass dieses … dieses monströse Geschöpf am Leben bleibt …!«
    »Nein!«, schrie ich. Jewkes fuhr erschrocken herum, und ich ergriff die Gelegenheit und entwand ihm das Tier. »Bitte. Das Äffchen hat niemandem etwas getan.«
    »Danke, Eliza«, sagte Mrs Black beruhigt. »Und jetzt gib mir das Kind zurück, sei so gut. Es muss gefüttert werden, und dann muss ich es zu meinem Mann bringen.«
    »Ihr Mann ist tot, Madam!«, brüllte Jewkes und packte mich ungestüm am Arm. »Gib es her, dieses … dieses Ungeheuer. Ich werde nicht zulassen, dass es am Leben bleibt.«
    »Nein, Sir«, flehte ich. »Hören Sie mir zu, ich beschwöre Sie. Das ist nicht Marys Kind. Ich fürchte, ich habe … tun Sie ihm nichts, ich bitte Sie. Es ist doch nur ein Äffchen.«
    »Ich werde nicht …«
    »Das Äffchen eines Possenreißers«, sagte ich. »Wie es in dieser Stadt so viele gibt. Ich habe es mir geliehen. Damit ich … ich habe es mir nur geliehen.«
    »Das Mädchen hat den Verstand verloren!«, rief Mrs Black hastig dazwischen. »Haben Sie gehört? Sie ist verrückt geworden. Wo ist Mr Black? Edgar, hol meinen Mann, damit er diesem Unsinn ein Ende setzt!«
    »Es tritt in einer Vorführung auf, Sir, zur Belustigung der Menge«, sagte ich leise zu Mr Jewkes. »Es heißt Jabba.«
    Als das Äffchen den Namen hörte, bewegte es sich in meinen Armen und sah mich mit großen Augen an. Ich küsste ihm die Stirn.
    Jewkes kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. »Ich …«
    »Mary hat einen Sohn. Er ist wohlauf.«
    »Einen menschlichen Säugling … einen ganz normalen Säugling?«
    Ich nickte.
    »Und dieses Kind ist bei ihr?«
    »Ja, Sir.«
    »Und das hier …?«
    »Ist ein Trick, Sir. Ein Schwindel.« Ich schlug die Augen zu Boden. »Mr Black … nun ja, ich dachte …«
    Plötzlich stieß mich Mrs Black mit solcher Wucht zurück, dass ich zu Boden stürzte. Das Äffchen ließ einen spitzen Schrei vernehmen und floh die Treppe hinauf.
    »Du verlogene kleine Schlampe!«, schrie Mrs Black und packte mich an den Haaren. »Du Luder! Du dreckige, schamlose Hure! Edgar! Du lügst! Ich weiß, dass du lügst! Wo ist das Kind? Wo ist es? Edgar!«
    Jewkes packte die Frau

Weitere Kostenlose Bücher