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Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clare Clark
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mich ihrer plötzlich schämte, und wünschte, dass die Frau, die mich so in Verlegenheit gebracht hatte, zurückkäme. Ohne sie fühlte ich mich hier vollkommen fehl am Platz.
    Vor mir auf dem niedrigen Tisch lagen Bücher ausgebreitet, aus deren zerschlissenen Leinenumschlägen Fäden heraushingen. Eines stand aufgeschlagen in einem Gestell aus dunklem Holz, ein dunkelblaues Lesebändchen zwischen den Seiten. Es sah alt aus. Das Seidenbändchen war ausgefranst, und ein Faden zog es in Falten. Das Papier, dünn und brüchig und fast durchsichtig, war an den Kanten in mattem Gold gefasst und über und über mit dicken schwarzen Lettern bedeckt. So viele Wörter! Sie nebelten einen regelrecht ein, sodass man gar nicht mehr erkannte, wo das eine endete und das nächste anfing. Ich traute mich nicht, näher heranzutreten, und reckte deshalb nur den Kopf vor. Wenn ich mich auf ein einzelnes Wort konzentrierte, würde ich vielleicht …
    »Sie mögen Marlowe?«
    Ich fuhr erschrocken zusammen und bekam einen hochroten Kopf. »Verzeihung, Sir, ich …«, stotterte ich und blickte beschämt zu Boden. Die Schuhe des Buchhändlers waren schlicht und schmal, seine Fesseln schlank wie die eines Mädchens.
    »Aber bitte, sehen Sie sich nur um. Bücher sind wie Menschen. Sie ertragen das Alleinsein nicht besonders gut. Diejenigen, die keine Zuwendung erfahren, verkümmern und sterben. Hier, nehmen Sie es ruhig zur Hand und lesen Sie ein wenig. Solange Ihre Hände leidlich sauber sind, wird dieses Buch dankbar sein, dass Sie ihm Ihre Aufmerksamkeit schenken.«
    Der Buchhändler sprach mit einem ungewöhnlichen Akzent, die Wörter vibrierten auf seinen Lippen und gurrten in seiner Kehle. Ich beobachtete seine langgliedrigen Finger, wie sie den Brief meiner Herrin entfalteten. Beim Lesen zuckten seine Lippen ein wenig. Verstohlen wischte ich mir die Hände an der Schürze ab.
    »Hmm«, brummte er. »Also deshalb schickt er Sie und kommt nicht selbst.«
    »Mein Herr muss das Bett hüten, Sir.«
    »Würde er sich mehr frische Luft gönnen und weniger Selbstgefälligkeit gestatten, wäre es um seine Gesundheit besser bestellt.« Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen faltete der Buchhändler den Brief wieder zusammen und schob ihn zwischen die Seiten des großen schwarzen Hauptbuchs auf der Ladentheke. »Und vielleicht wären dann auch Leute wie ich eher geneigt, ihm die Bedingungen einzuräumen, um die er ersucht.«
    Er hob einen eingewickelten Stapel Bücher auf die Theke und durchschnitt die Schnur. Die beiden größten Bücher legte er zur Seite und schob den kleineren Stapel, das Packpapier und die Schnur zu seiner Tochter hinüber, die aufseufzend ihre Lektüre unterbrach.
    »Ich gebe Ihnen nur diese hier mit. Ihr Herr wird das verstehen, denke ich.«
    »Danke, Sir.«
    Unter seinem forschenden Blick fühlte ich mich ausgesprochen unwohl.
    »Ein hübsches Gesicht. Aber Sie sind nicht in London geboren, nehme ich an?«, fragte er und tippte sich mit dem Finger an die Lippen, während mir seine Tochter mit verdrossener Miene die eingepackten Bücher in die Hand drückte.
    »Nein, Sir.«
    »Also fremd hier, genau wie ich. Das ist auch besser so. Diese große Stadt blendet ihre Einwohner mit dem Staub, ihrer Geschäftigkeit und ihrer Eile und dem verzweifelten Wühlen im Schmutz, alles in der Hoffnung auf einen kleinen Gewinn. Wir Fremde sind da besser dran. Wir sehen die Dinge klarer, glaube ich, weil wir ein wenig abseitsstehen.
Alors. Bon soir, Mademoiselle.
«
    Der Buchhändler verbeugte sich, trat um mich herum und hielt mir die Tür auf. Ich zögerte erst, dann ging ich, mit gebeugtem Kopf und begleitet von dem schwungvollen Rascheln meiner Röcke, hinaus. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass mir jemand die Tür aufhielt.

ihre Augen in der Dunkelheit das Schimmern des Tuchs vor ihrem Mund aber sie schreit nicht nicht mehr es sind nicht ihre Schreie die mich verfolgen sondern ihr Atmen das klebrige Würgen ihres Atems die Art und Weise wie sie die Fingerknöchel zusammenpresst hell wie Knochen spitz wie Knochen verfault wie
     
    Ruhig jetzt. Gutes gesegnetes Laudanum. Wohlgeruch in meinen Adern. Atme. Besser. Langsam jetzt. Die Feder hüpft über das Papier wie eine Grille. Puls langsamer. Besser.
     
     
    Notizen
    keine Kenntnis/kein Verständnis, weder für den Akt der Kopulation noch den Vorgang der Empfängnis
körperlich reif: entwickelte Brüste & Schambehaarung
Geschlechtsorgane normal, wenngleich Schamlippen

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