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Der Archipel in Flammen

Titel: Der Archipel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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keiner täglichen Aufregung stand. Da er der Mann nicht war, um selber Fragen zu stellen, begnügte er sich damit, die Ohren offen zu halten. Was ihm vor allem auffiel, war ein Name, der unter allen Gruppen, fast ohne Ausnahme, mit Beigaben recht unerfreulicher Art immer und immer wieder genannt wurde.
    Dieser Name schien seine Neugierde zuerst halb und halb zu reizen. Dann zuckte er aber geringschätzig mit den Achseln und stieg dann die Esplanade wieder hinunter bis zu der Terrasse, die über das Meer hinausragend ihren Abschluß bildet.
    Dort hatte sich eine gewisse Zahl Neugieriger um einen kleinen Tempel kreisrunder Form geschart, der vor kurzem zum Gedächtnis Sir Thomas Maitlands errichtet worden. Und auch hier schwebte auf aller Lippen der Name, der schon auf der Esplanade den Weg zu seinem Ohre gefunden, auch hier schien aller Zwist und Hader vergessen zu sein, und aller Groll und Zorn sich in einem einzigen, ewig gleichlautenden Fluche Luft zu machen:
    "Sakratif! Sakratif! Fluch über den Seeräuber Sakratif!"
    Ob die auf und ab wogende Menge in englischer, italischer oder griechischer Zunge redete, ob der verfluchte Name mit diesem oder jenem Accent ausgesprochen wurde, die Flüche, mit denen er überschüttet wurde, waren und blieben der Ausdruck des gleichen Grausens, des gleichen Abscheus, des gleichen Hasses.
    Nikolas Starkos hörte nach wie vor zu, sprach aber kein Wort. Von der Höhe der Terrasse aus konnte sein Blick bequem einen großen Teil des Kanals von Korfu, der bis zu den von der Abendsonne beleuchteten Bergen Albaniens eingeschlossen war wie ein See, überschauen.
    Der Kapitän der "Karysta" wandte sich nach der Hafenseite. Hier nahm er ein besonders reges Leben und Treiben wahr. Unzählige Barken ruderten zu den Kriegsschiffen hinüber. Signale wurden zwischen diesen Schiffen und dem auf dem Kamm der Citadelle errichteten Flaggenmast gewechselt. Die Batterien und Kasematten derselben lagen tiefversteckt hinter einer Gardine gigantischer Aloebäume.
    Augenscheinlich – über all diese Symptome konnte sich ein Seemann schwerlich täuschen – rüsteten sich Schiffe zur Abfahrt von Korfu. War dies der Fall, so mußte man es den Korfioten lassen, daß sie ein tatsächlich auffällig reges Interesse hieran nahmen.
    Aber schon war die Sonne hinter den hohen Bergspitzen der Insel verschwunden, und bei der unter diesen Breiten ziemlich kurzen Dämmerung konnte der Einbruch der Nacht nicht lange auf sich warten lassen. Nikolas Starkos hielt es demnach für geraten, die Terrasse zu verlassen. Er begab sich zurück auf die Esplanade, ohne sich um die Menge von Menschen zu bekümmern, die dort aus Neugierde noch zurückgehalten wurden. Dann lenkte er die Schritte gemächlich nach den "Lauben" unter dieser Häuserfolge, welche die westliche Seite des Paradefeldes abschließt.
    Dort fehlte es weder an den hellerleuchteten Cafés, noch an den langen Reihen von Stühlen, die auf der Straße weithin aufgestellt sind und schon von zahlreichen Kaffeehausgästen besetzt gehalten wurden. Indessen fand man bald heraus, daß all diese Herrschaften den Mund mehr zum "Konversieren" als zum "Konsumieren" zu haben schienen, sofern es statthaft ist, solche allzu modernen Ausdrücke auf die Korfioten der Anfangsjahrzehnte des verwichenen Jahrhunderts anzuwenden.
    Nikolas Starkos setzte sich in der festen Absicht, sich kein Wort von den an den Nebentischen geführten Gesprächen entgehen zu lassen, an einen kleinen Tisch.
    "Wahrlich!" rief ein Reeder aus der Strade Marina, "von Sicherheit für den Handel läßt sich gar nicht mehr sprechen, und wertvolle Fracht nach Levanteplätzen darf man gar nicht mehr riskieren."
    "Und nur zu bald," setzte sein Tischnachbar hinzu, einer jener protzigen Briten, die immer, gleich dem Sprecher ihres Oberhauses, auf einem Vollsack zu sitzen scheinen – "nur zu bald wird keine Mannschaft mehr zu finden sein, die an Bord von Archipel-Fahrzeugen Dienste leisten will."
    "O! dieser Sakratif! ... Dieses Luder von Sakratif!" klang es voll aufrichtigen Abscheus aus allerlei Gruppen.
    "Ein Name, ganz danach, daß man sich die Kehle verrenken kann," dachte der Kaffeehauswirt, "der doch veranlassen sollte, dieses notwendige Organ unseres Organismus zu schmieren!"
    "Wann soll denn die "Syphanta" in See stechen?" fragte der Reeder.
    "Um 8 Uhr," erwiderte der Korfiote. "Aber," setzte er in einem Tone hinzu, der nicht gerade vertrauensvoll klang, "mit dem Stechen in See ist's nicht abgemacht, es

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