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Der Archipel in Flammen

Titel: Der Archipel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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soll auch der Ort erreicht werden, wohin das Schiff bestimmt ist!"
    "Ei! der Ort wird auch erreicht werden!" rief ein anderer Korfiote – "es wird sich doch nicht sagen lassen, daß ein einziger Pirat die britische Marine in Schach halten könne ..."
    "Mitsamt der griechischen und französischen und italischen Marine!" setzte phlegmatisch ein englischer Offizier hinzu, der jedem Staate seinen Anteil an der Blamage gewahrt wissen wollte.
    "Aber," fuhr der Reeder fort, indem er von seinem Stuhle aufstand, "die Stunde kommt heran, und wenn wir bei der Abfahrt der "Syphanta" dabei sein wollen, dürfte es wohl Zeit sein, sich auf die Esplanade zu begeben."
    "Nein," erwiderte sein Tischnachbar, "es hat noch keine Eile. Zudem muß doch ein Kanonenschlag die Abfahrt verkünden." Man steuerte seinen Anteil zu Verwünschungen weiter bei, von denen es noch immer gegen Sakratif hagelte.
    Zweifelsohne hielt Nikolas Starkos den Augenblick für günstig, sich in das Gespräch zu mischen, und ohne daß ihn der leiseste Accent als einen Griechen aus dem südlichen Landesteile hätte verraten können, wandte er sich mit den Worten an seine Tischnachbarn:
    "Meine Herren, dürfte ich mir die Frage erlauben, wie es sich eigentlich verhält um diese "Syphanta", von der heute alle Welt spricht?"
    "Die Syphanta, mein Herr, ist eine Korvette," wurde ihm zur Antwort, "eine Korvette, zu deren Ankauf, Armierung und Bemannung sich aus englischen, französischen und korfiotischen Reedern eine Gesellschaft gebildet hat. Die Mannschaft setzt sich aus diesen drei Nationalitäten zusammen. Auslaufen wird die Korvette unter dem Kommando des erprobten Kapitäns Stradena. Vielleicht gelingt ihm, was den Kriegsschiffen Englands und Frankreichs nicht gelingen will!"
    "Ah!" rief Nikolas Starkos, "eine Korvette, die in See sticht! und nach welchen Gewässern, wenn ich bitten darf?"
    "Dorthin, wo er das Aas von Sakratif treffen, fangen und hängen kann!"
    "Da muß ich Ihre Liebenswürdigkeit noch mit einer weiteren Frage in Anspruch nehmen," fuhr Nikolas Starkos fort, "was ist denn das für ein Mensch, dieser Sa–"
    "Sakratif!" half ihm der Korfiote ein, trotzdem er über die Frage ganz verblüfft wurde, dem aber der Engländer durch einen am richtigsten durch den Laut "au!" wiedergegebenen Ruf der Verwunderung beisprang – "Sie fragen, was dieser Sakratif für ein Kerl ist?"
    Ein Mensch, der in Korfu, mitten in der Stadt, in dem Moment da dieser Name in aller Munde war, noch darüber in Unwissenheit war, wem er gehörte, mußte notwendigerweise als Phänomen angestaunt werden! Der Kapitän der "Karysta" merkte auch sofort, welche Wirkung seine Unwissenheit auf die versammelte Gesellschaft hervorbrachte. Er beeilte sich deshalb hinzuzufügen:
    "Ich bin fremd, meine Herren, komme gerade von Zara, also direkt von der Adria her, also kann ich nicht gut wissen, was auf den ionischen Inseln vorgeht!"
    "Sagen Sie lieber, was im Archipel vorgeht!" rief der Korfiote, "denn, wirklich und wahrhaftig, dieser Sakratif hat den ganzen Archipel zum Schauplatz seiner Seeräuberei gemacht!"
    "Ah!" machte Nikolas Starkos, "von einem Seeräuber ist die Rede?"
    "Von einem Seeräuber, einem Strandräuber, einem Küstenmarder, einem Meer-Werwolf!" versetzte der protzige Brite, ... "jawohl! all diese Titel verdient dieser Sakratif! Das Wörterbuch ist gar nicht reich genug an Schimpfwörtern und Flüchen, die diesem Schufte zukommen!"
    Der Engländer war schier außer Atem.
    "Was mich bloß wundert, mein Herr," setzte er hinzu, "ist die Tatsache, daß man noch einen Europäer trifft, der nicht weiß, was und wer Sakratif ist!"
    "O mein Herr," versetzte Nikolas Starkos, "völlig unbekannt, glauben Sie mir, ist mir der Name nicht; aber daß sich die ganze Stadt heute durch ihn hat in Alarm setzen lassen, das wußte ich nicht. Ist etwa Korfu durch einen Ueberfall dieses Piraten bedroht?"
    "Das dürfte er doch wohl nicht riskieren!" rief der Reeder; "den Fuß auf unsere Insel zu setzen, wird er sich wohl niemals beikommen lassen!"
    "Ah ... wirklich?" versetzte der Kapitän der "Karysta".
    "Ganz gewiß, Herr, und wäre es wirklich an dem, dann wär' ihm der Galgen nicht weit! wie Pilze würden die Galgen emporschießen und nach ihm zuschnappen, wenn er vorbeikäme!"
    "Woher dann aber diese Aufregung?" fragte Nikolas Starkos; "kaum seit einer Stunde bin ich gelandet und kann mir tatsächlich nicht erklären, wie sich eine ganze Bevölkerung dermaßen alarmieren lassen kann."
    "Der

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