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Der Archipel in Flammen

Titel: Der Archipel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Berg, jetzt Eliasberg genannt, der sie beherrscht, steigt zu einer Höhe von 2500 Fuß über dem Meeresspiegel.
    Von den größeren Städten, die auf ihr liegen, Volysso, Pitys, Delphinium, Leukonia, Kaukasa ist die ihren Namen tragende die bedeutendste. Dort war am 30. Oktober 1827 Oberst Fabvier mit einem Korps von 700 Mann Regulärer, 1500 Mann Irregulärer, im Solde der Skioten stehender Infanterie, 200 Mann Kavallerie und einem Artilleriepark von 10 Haubitzen und 10 Kanonen, gelandet.
    Noch war seit der Seeschlacht von Navarino die griechische Frage nicht durch die Intervention der europäischen Mächte gelöst worden. England, Frankreich und Rußland wollten nämlich dem neuen Königreich nur diejenigen Grenzen geben, über welche die aufständische Bewegung niemals hinausgegangen war. Eine solche Begrenzung konnte aber der hellenischen Regierung nicht genügen, die außer dem ganzen festländischen Griechenland den Besitz von Kreta und Scio als notwendig für seine Autonomie erklärte. Während nun Miaulis Kreta und Ducas das Festland zu ihren Operationsfeldern nahmen, landete zu dem vorhin genannten Zeitpunkt Oberst Fabvier in Maurolimena aus der Insel Scio.
    Daß die Hellenen den Türken diese herrliche Insel, das prächtigste Juwel in diesem Kranze der Sporaden, entreißen wollten, ist begreiflich. Der Himmel von Scio ist der reinste Himmel in ganz Kleinasien, das Klima von Scio zufolgedessen geradezu wunderbar, frei von übermäßiger Hitze, frei von außerordentlicher Kälte. Ein gemäßigter Seewind bringt ständige Erfrischung. Himmel und Seewind machen das Klima auf Chio zum gesündesten im ganzen Archipel. Kein Wunder, daß in einem dem Homer – den Chio als sein Landeskind in Anspruch nimmt – zugeschriebenen Hymnus Scio "die überüppige Insel" heißt. Auf ihrer westlichen Seite kocht hier die Sonne die köstlichsten Weine, die den berühmtesten Gewässern des Altertums gleichkommen, und liefert ihren Bienen den Stoff zu einem Honig, der dem vom Hymettos den Rang abläuft. Auf ihrer Ostseite reift sie Zitronen und Apfelsinen, deren Ruf sich bis nach Westeuropa hinein erstreckt. Nach Süden zu wachsen auf ihrem gesegneten Boden in dichten Hainen jene verschiedenen Lentiscus-Arten, die ein unter der Bezeichnung Mastix in den verschiedensten Zweigen der Industrie, auch in der Heilkunde geschätztes Harz – den eigentlichen Reichtum der Insel – liefern. Die Feige, die Dattel, die Mandel, die Granate, die Olive, von allem Gesträuch und allen Bäumen der südlichen Zone Europas wohnen hier die herrlichsten Typen.
    Diese Insel sollte nach dem Willen der Nationalregierung einen Bestandteil des neu zu schaffenden Königreichs bilden. Darum war der kühne Fabvier, trotz allen Undanks, den er in reichem Maße geerntet hatte von denen, für die er sein Blut zu vergießen gekommen war, auf Scio gelandet, zum Zwecke, die Insel durch Eroberung zu gewinnen.
    Während der letzten Monate im Jahre hatten jedoch die Türken Mord und Brand und Raub über die ganze hellenische Halbinsel getragen, noch am Tage vor der Landung Capo d'Istrias in Nauplia. Die Ankunft dieses Diplomaten sollte den innern Zwistigkeiten der Griechen ein Ende machen und das Regiment in eine Hand legen. Aber obwohl Rußland dem Sultan ein halbes Jahr später den Krieg erklären und auf diese Weise der Konstitution des neuen Königreichs zu Hilfe kommen sollte, hielt Ibrahim nach wie vor den mittleren Peloponnes und die Küstenstädte in seiner Gewalt. Und wenn er sich auch acht Monate später, am 6. Juli 1828, anschickte, das Land zu verlassen, dem er so entsetzlich viel Wunden geschlagen hatte, wenn auch im September desselben Jahres kein einziger Aegypter mehr auf griechischem Boden stehen sollte, so verheerten diese wilden Horden doch noch immer eine Zeitlang Morea. Solange nun die Türken oder ihre Bundesgenossen verschiedene Küstenstädte noch besetzt hielten, wird sich niemand wundern, daß in den benachbarten Meeresteilen noch Seeräuber über Seeräuber ihr Wesen trieben. War der Schaden, den sie den zwischen den Inseln verkehrenden Handelsschiffen zufügten, von hohem Belang, so lag es wahrlich nicht daran, daß die Befehlshaber der griechischen Kleinflotten, Miaulis, Kanaris, Tsamados und andere, ihre Verfolgung eingestellt hätten; aber dieses Gesindel war in Menge vorhanden, war unverdrossen und immer auf der Hut, und die Unsicherheit in diesen Meeren nahm so überhand, daß sich noch kaum jemand auf ein Schiff getraute. Von

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