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Der Architekt

Der Architekt

Titel: Der Architekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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des Bettes zurück, die Beine wie zum Schutz vor sich auf die Matratze gestellt.
    »Ich muss dir vertrauen können, Mia. Das ist es, weshalb ich hier bin.«
    Sie hatte sie geliebt. Sie hatte Vera geliebt, aber Vera hatte sie betrogen.
    Veras Gesicht verspannte sich. »Sag doch was!«
    Mia gab sich einen Ruck. »Du kannst mir vertrauen. Ich meine, du hast mich dort rausgeholt.«
    Um mich hier wieder einzusperren? Was willst du von mir, Vera?
    »Versprichst du es?«
    »Ja, klar.« Mia unterbrach sich. »Nein, wirklich, ich meine, ich sag das nicht nur so dahin.«
    Was denkst du denn? Dass ich dir sage, was ich denke? Nach dem, was passiert ist?
    Vera sah sie an, und Mia konnte erkennen, dass sie alles andere als überzeugt war. »Wie kann ich dir vertrauen, Mia? Das ist das Problem.«
    »Was denn!« Mia sprang auf, blieb auf der Matratze stehen. »Du kannst mir trauen. Ich meine, was soll ich denn tun? Ich schwöre es, ich mache nichts, was du nicht willst –«
    »Ich will dich aus dem Zimmer hier herauslassen, Mia, aber ich muss sicher sein, dass du wieder hierher zurückkehrst. Ich muss sicher sein, dass du nicht versuchst, aus dem Haus zu kommen. Das ist alles.« Sie holte tief Luft.
    Mia sprang vom Bett herunter. »Vera, wirklich«, die Worte sprudelten aus ihr heraus, »du kannst dich auf mich verlassen. Ich hab es doch gut hier, ich will dich nicht hintergehen.« Sie berührte sie am Arm. »Ich bin so froh, dass ich nicht länger in dem Betonlabyrinth bin.«
    »Wir können es schön haben«, flüsterte Vera, die Mia umfangen hatte. »Ich sorge für dich. Du kannst mir sagen, was du brauchst. Ich bringe es dir, es wird wunderbar.«
    »Ja.« Mias Atem vermengte sich mit dem von Vera. »Ja, das machen wir, ich freue mich so.«
    Ihr Herz aber war kalt.

71
    Entfernt war zu hören, wie die Haustür aufging. Eine Stimme.
    Eine? Wenn sie gekommen waren, um ihn zu holen, würden es mehrere sein. Ohne es recht zu bemerken, hatte Ben sich erhoben und war zu den Stufen geschlichen, die Sophie eben hinaufgegangen war. Die Stimmen kamen näher – Sophies Stimme und die eines Mannes. Ben huschte die Stufen hoch, gelangte in die Küche, die über einen Durchgang mit der Halle verbunden war, drückte sich an die Mauer, so dass man ihn von der Halle aus nicht sehen konnte.
    »… überall, Seewald hat mich angerufen. Die Polizei war in seiner Wohnung.«
    Ben spürte die kühle Wand im Rücken.
    »Ja …« Sophie schien nicht zu wissen, was sie sagen sollte. »Kann ich dir einen Kaffee anbieten?«, fragte sie schließlich.
    »Ja, oder nein, nein, vielen Dank …«
    Wer ist das?
    »Ich bin wegen Vater hier, Sophie, er ist außer sich.«
    Ihr Bruder, schoss es Ben durch den Kopf.
    »Was ist passiert?«
    »Sie kommen nicht zur Ruhe. Seit der Prozess begonnen hat …«
    »Ich habe dir das schon mal gesagt«, unterbrach sie ihn, »es wäre mir lieber, wenn ich damit nichts zu tun hätte.«
    »Ja, ich weiß«, hörte Ben Sebastian sagen. »Deshalb bin ich hier. Sophie, wir müssen reden. Über Papa, über das, was geschehen ist. Jetzt erst recht.«
    »Wieso jetzt erst recht?«
    »Nach dem, was mit Götz’ Geliebter passiert ist.«
    Ben sah Sophie förmlich vor sich, wie sie Sebastian musterte.
    »Es ist aus dem Ruder gelaufen, Sophie. Es sollte niemandem weh tun, es war nichts als ein Eindruck, der entstehen, ein Kribbeln, das sich einstellen sollte. Ein bestimmtes Setting, fast ein Spiel.«
    »Was willst du, Sebastian?«
    Ihr Bruder schwieg.
    »Es geht alles so schnell, Basti. Manchmal denke ich, dass wir …« Sie brach ab.
    »Was?«
    »Hast du nicht das Gefühl, dass Papa, dass dir das alles über den Kopf gewachsen ist? Auch Christine, sie hat es nicht verkraftet.«
    Ben hörte, wie sie nach Luft rang.
    »Es ist nicht deine Schuld, Sophie. Du hast getan, was du konntest.«
    »Ich weiß, aber …«
    »Was?«
    Ben hörte Sebastian auf und ab gehen.
    »Es hat keinen Sinn, dass du herkommst.« Wieder war es Sophie, die sprach. »Was geschehen ist, ist geschehen.«
    »Ach ja?« Sebastians Stimme wurde schneidend. »Woher wissen wir, dass wir uns auf dich verlassen können?«
    »Wir?«
    »Papa, die Mutter. Was denkst du denn? Dass du allein auf der Welt bist?«
    Sophies Stimme wurde brüchig. »Du hast dich viel zu tief mit hineinziehen lassen, Basti. Siehst du das nicht?«
    »Lass mich los!« Sebastians Stimme brandete auf. Hielt sie ihn fest?
    »Die Pläne sind noch bei Julian im Arbeitszimmer!« Seine Stimme klang

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