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Der Arzt von Stalingrad

Der Arzt von Stalingrad

Titel: Der Arzt von Stalingrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Modekrankheiten kennt. Ich habe mir gedacht, vielleicht helfen wir nicht nur meinen gefangenen Kameraden, sondern auch Ihren Landsleuten, wenn wir die Proben und Ergebnisse unserer Reihenuntersuchungen dem Zentralinstitut in Moskau zur Verfügung stellen. Aber bis dahin ist noch viel Arbeit.«
    »Ich habe keine Angst …« Terufina Tschurilowa sah zu dem großen Arzt auf, sein langes, schmales Gesicht lag in einem breiten Strahl der Wintersonne, die durch das Fenster flutete. »Wenn Sie mit mir zufrieden sind …«
    Dr. Böhler sah sie an, in seinem Blick lag die Bewunderung, die jeder Mann weiblicher Schönheit entgegenbringt.
    »Wenn Sie so arbeiten, wie Sie aussehen, Terufina, dann werde ich sehr zufrieden sein …«
    Sie schaute ihm lange nach, als er durch den Gang fortging, und eine leise Röte überflog ihr Gesicht. Dr. Kresin, der gerade in die Baracke trat und das sah, knallte die Tür zu und verschwand im Zimmer Markows. Dort saß Worotilow am Bett und kühlte die Stirn des Fiebernden.
    »Die Sauerei beginnt schon!« brüllte Kresin außer sich. »Die Terufina macht dem Böhler heiße Augen! Ich will hier ein Lazarett haben und kein Hurennest!«
    Major Worotilow legte den Finger auf die Lippen. »Psst!« machte er. »Er schläft doch …«
    Einen Augenblick stand Dr. Kresin hilflos da, dann knirschte er: »Ich fahre noch einmal zu General Polowitzkij. Er nimmt die Tschurilowa wieder nach Stalingrad, oder ich bringe sie um!« Wütend wie ein gereizter Stier rannte er davon.
    Aber seine Wut prallte in Stalingrad im Vorzimmer des Generals ab. Terufina Tschurilowa blieb.
    Die Ankunft des blonden Mädchens löste bei Janina große Verwirrung und Erregung aus. Sie hatte beobachtet, wie Doktor Schultheiß Terufina begrüßte und ihre Hand länger als üblich festhielt, wie er ihr nachblickte, als sie ins Labor ging.
    Nun zog sie sich an. Sie strich sich etwas Rouge auf die blassen Wangen, zog die dünnen Lippen nach und verschwendete lange Zeit damit, ihre Haare zu bürsten und ihnen dadurch Glanz zu geben. Dann ging sie langsam über den Gang und trat in das Zimmer von Dr. Schultheiß.
    Er saß am Tisch und führte seine Krankengeschichten. Als er Janina eintreten sah, warf er den Bleistift weg und sprang auf.
    »Du legst dich sofort wieder hin!« rief er entsetzt. »Wer hat dir erlaubt, aufzustehen?! Marsch, ins Bett …«
    Sie lächelte schwach und setzte sich. »Nein«, sagte sie.
    »Was heißt nein?«
    »Ich lege mich nicht wieder hin.« Janina faltete die Hände in ihrem Schoß. »Ist sie schön?« fragte sie leise.
    Dr. Schultheiß zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    »Du hast ihre Hand sehr lange festgehalten.«
    »So?« Er lächelte, als er sich wieder seinen Papieren zuwandte. Sie schien es zu ahnen, wenn sie es auch nicht sah, und stampfte mit dem Fuß.
    »Sie ist häßlich!« sagte sie laut.
    Dr. Schultheiß nickte. »Sie ist wirklich häßlich.«
    Janina sah ihn mit zur Seite geneigtem Kopf an. Meinte er es ehrlich, oder machte er sich über sie lustig? Sie zögerte, etwas zu sagen oder zu tun, sie verkrampfte die gefalteten Hände und starrte an die Decke. »Was will sie hier?«
    »Sie wird im Labor arbeiten.«
    »Sie bleibt also länger?«
    »Ja.«
    »Und Alexandra Kasalinsskaja?«
    »Wird nach Ablauf ihres Urlaubs auch zurückkommen.«
    »Sie wird der Tschurilowa die Augen auskratzen!« sagte sie wild.
    »Aber warum denn? Sie ist doch ein braves, stilles, nettes Mädchen …«
    Janina fuhr auf. Ihre Augen glänzten fiebrig. »Eben hast du gesagt, sie ist häßlich!«
    »Brav, still und nett hat mit Schönheit nichts zu tun – es sind Wesensmerkmale, Charaktereigenschaften …«
    »Auch ihr Charakter ist häßlich!« sagte sie hart.
    »Das kann ich nicht beurteilen.«
    »Wenn ich sage, sie ist häßlich, dann ist sie es!« Sie stampfte wieder mit dem Fuß auf und biß die schmalen Lippen zusammen. Ihre Wangen begannen zu glühen. »Ich hasse sie …«
    »Kennst du sie denn so gut?!«
    »Ich habe gesehen, wie sie dir nachschaute! Ich werde sie töten, wenn sie dich nicht in Ruhe läßt!« schrie sie.
    »Aber Janina …« Dr. Schultheiß trat zu ihr und legte den Arm um ihre Schulter. Plötzlich weinte sie und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. Sie ergriff seine Hände und hielt sie fest. »Sag mir, daß du mich liebst! Daß du die Tschurilowa gar nicht siehst. Daß sie Luft ist, eine schmutzige Welle des Don … Sag es, Jens …«
    Er nickte schwach. »Du mußt dich wieder hinlegen,

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