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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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die neue Wohnung in St. John’s Wood und das viele Geld auf seinem Konto. Das war alles bedeutungslos geworden, er war auf das reduziert, was er in Händen trug, und auf die neue Identität, die er in einer Stunde bekommen würde. Vielleicht hätte er sich mehr wie Phönix aus der Asche fühlen sollen, doch so war es nicht. Er ging schneller und steuerte Nummer 45 an.
    Im Kino arbeiteten Fälscher stets in kleinen Hinterhausräumen. Sie waren mager und nervös, als hätte man sie in der Schule gemobbt. Der Mann, der vor ihm stand, ließ dieses Klischee veraltet erscheinen.
    »Ehe Sie fragen«, sagte er lächelnd, als er Cass in die große Wohnküche führte, »ich wohne nicht hier.« Er hatte sich nicht vorgestellt und Cass sparte sich das ebenfalls, zumal der Beruf des Mannes dafür stand, dass Namen Schall und Rauch waren.
    »Es gehört einer Firma aus dem Ausland und wird über mehrere Holdinggesellschaften vermietet.« Er lächelte ihn breit und freundlich über die Schulter an. »Falls Sie Ärger mit der Polizei bekommen, tun Sie sich keinen Gefallen, wenn Sie sie zu dieser Adresse schicken. Sie würden nichts finden.«
    »Ich verstehe Ihre Vorsichtsmaßnahmen«, sagte Cass, »aber wenn mich die Polizei schnappt, würde es mir ohnehin nicht viel nützen, einen Fälscher zu verpfeifen, egal wie gut Sie sind.«
    »Nein, da haben Sie wahrscheinlich recht.« Er schenkte zwei Tassen Kaffee aus einer Kanne ein und schob ihm ein Milchkännchen und eine Zuckerdose hin. »Bedienen Sie sich.«
    Cass rührte in seinem Kaffee und beobachtete den Mann misstrauisch. Er war älter als Cass, Mitte bis Ende vierzig, doch sein Gesicht war fülliger und glatter. Er sah aus wie ein Mann, der sich ein schönes Leben machte und verschiedene ehrbare Berufe hätte ausüben können. Cass hätte darauf gewettet, dass er Mitglied in einem exklusiven Vorort-Golfclub war. Vielleicht stimmte es sogar. Daran konnte man mal wieder sehen, dass man nie nach dem Aussehen gehen konnte.
    »Sie dürfen gerne rauchen.«
    Als Cass zur Zigarette griff, holte der Fälscher einen Aschenbecher aus einem Küchenschrank und zog einen großen braunen Umschlag aus einer Schublade. Dann zündete er sich auch eine an und inhalierte tief, bevor er den Umschlag auf dem Tisch ausleerte. Während er ihm zusah, überlegte Cass, wie konstruiert seine äußere Erscheinung war. Er rauchte, als würde er sich auskennen, und hielt die Kippe zwischen Daumen und Zeigefinger. In seiner glatten Stimme war vom East End nichts zu hören, doch Cass nahm an, dass das früher anders gewesen war. Der Fälscher hatte sich selbst gefälscht.
    »Ich bin sehr zufrieden – ich glaube, so gut war ich noch nie. Selbstverständlich ist der Reisepass sauber, das hilft. Fragen Sie nicht, warum, es ist eben so. Sehen Sie sich alles in Ruhe an, es gehört jetzt Ihnen.«
    Cass blätterte den Reisepass durch. Der Mann hatte recht – für sein ungeübtes Auge sah er genauso aus wie sein echter Reisepass, der in der Nachttischschublade in St. John’s Wood lag. Als er den Namen neben dem Foto las, das Artie Mullins erst vor wenigen Tagen von ihm geschossen hatte, schlug sein Herz schneller.
Charles Silver.
    Wer hat den Namen ausgesucht?
    Charles.
Charlie
. Als er das letzte Mal eine falsche Identität gehabt hatte, war er Charlie Sutton gewesen. Eine leichte Übelkeit überkam ihn, als die Jahre von ihm abfielen und jene Zeit mit dieser vereinte und sein Leben faltete, bis diese beiden Augenblicke einander berührten.
Es war nur ein Name.
Er stieß den Rauch durch seine zusammengebissenen Zähne aus.
    »Es spielt keine Rolle, wer welchen Namen aussucht.« Er hob den Blick. »Es geht darum, welche Identität passt. Haben Sie ein Problem mit dem Namen?«
    Cass schüttelte den Kopf. »Ich kann damit leben.« Seinem neuen Reisepass und dem Führerschein zufolge war er einundvierzig. Damit konnte er auch leben. Da er nicht vorgehabt hatte, seinen vierzigsten Geburtstag groß zu begehen, war es wahrscheinlich nicht schlecht, ihn gleich zu überschlagen. Auf dem Papier war er Wirtschaftsanalytiker, obwohl er sich nichts darunter vorstellen konnte.
    »Vielen Dank.« Cass steckte den Führerschein in die Brieftasche und den Reisepass in die Reißverschlusstasche im Innenfutter seiner Jacke.
    »Ich arbeite sehr gerne mit Mr Mullins zusammen. Grüßen Sie ihn, wenn Sie ihn sehen.«
    Cass nickte, sagte aber nichts. Wer wusste schon, wann er Artie wiedersehen würde?
    Er rauchte zu Ende, trank den

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