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Der Atem der Welt

Der Atem der Welt

Titel: Der Atem der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Birch
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Unternehmen leite immer noch ich. Ich muss an das Wohlergehen von uns allen denken.«
    Skip ließ sich irgendwo fallen. Das Boot zitterte.
    »Herrgott nochmal, schlaf«, sagte Dan.
    Eine lange, stille Nacht ohne Mond und Sterne. Dags Schnarchgeräusche. Tims Hand locker in meiner, und ich, der an Mama dachte.
    »Mama«, sagte ich.
    »Ja. Pscht«, sagte Dan, »du wirst deine Mama wiedersehen.«
    Der Tod war nah. Saß neben mir. Es tat offenbar weh, falls man nach den anderen gehen konnte. Und wenn sie, warum nicht ich? Wie kam man da hin? Ich meine, in den Tod, wo im
mer das wilde Ding dich auch fallen ließ: dich, mit stockendem Atem, erstaunt. Werde ich fallen oder sanft treiben? Wann würde der Augenblick kommen, in dem ich Bescheid wüsste? Was würde ich hören? Was sehen? Den Himmel, dunkel oder hell, die Bootswand. Würde ich schwer oder leicht gehen? Welch ein Schmerz. Mehr als alles andere, welch ein Schmerz, die Welt verlassen zu müssen.
    Ich musste eingeschlafen sein. Ishbel und ich, beide wie immer, liefen den Highway entlang. Alles hell und klar. Sie trug ein weißes Kleid, ein Balletttänzerinnenkleid, war nicht angemalt, schien gerade erst aufgestanden. Dann befand ich mich in unserem alten Haus in der Watney Street, in dem Zimmer mit dem Vorhang quer durch den Raum und den alten Mädels, Silky und Mari Lou, die dahinter schnarchten. Dann wieder auf dem Meer mit dem einlullenden Geräusch der Wellen und Skips Schnarchen. Jemand stupste mich.
    »Wir haben ihn nicht ordentlich verabschiedet!«
    »Was?«
    Tims Stimme. »Wir haben ihn nicht ordentlich verabschiedet!« Erregt krallte er seine Hand in meinen Arm. Das würde eine Wunde geben.
    »Was?«
    »Das ist nicht richtig! Das ist nicht richtig!«
    »Wer? Was?«
    »Der arme Wilson«, sagte er. »Man muss einen Menschen immer ordentlich verabschieden.«
    »Ach so!«
    »Wir, verdammt nochmal!«
    Irgendwann gegen Morgen begann jemand im anderen Boot, mit einer tiefen Bauchrednerstimme zu beten: »Bi-hit-te Bi-hit-te! Bittebitte! Bi-hit-te o bitte. Bitte bitte. Bi-hit-te-bit-te! Aah! Bi-hi-hit-te!«
    »Halt die Schnauze!« Eine müde andere Stimme.
    Dan stieß einen langen gutturalen Seufzer aus. Er hielt mir eine Hand über das Ohr, eine Art Klappe, die Geräusche fernhalten sollte. Sein Bauch war unter meinem anderen Ohr und hob und senkte sich, mit seltsamen kleinen Knarzern innendrin.
    »Ich kann das nicht«, flüsterte ich. »Ich möchte nicht sterben.«
    »Hör nicht hin«, sagte er. »Schlaf.«
    Als ich endlich schlief, träumte ich von üppigen Schlemmereien und Tischen, die unter der Last ächzten, und als ich benommen aufwachte, hatte Dan den Kopf in den Nacken gelegt, und sein wettergegerbtes Gesicht sprach mit dem Himmel. »Ja, ja«, sagte er in einem leisen Singsang, »meine Wunde rinnt in der Nacht und höret nimmer auf, wahrlich, sie rinnt. Oh wahrhahrlich.« Seine Zunge, geschwollen und grau, wie eine Riesenzecke, fuhr unnütz über seine Lippen. »Ich atme, deshalb bin ich. Denken hat nichts damit zu schaffen.« Mit versonnener Miene saugte er sich etwas Blut vom Arm. Er sah mich an und verzog das Gesicht zu einem v-förmigen Lächeln. Seine Brauen waren wild und buschig und hingen ihm in die Augen.
    »Du hast immer erklärt: Mach dir keine Sorgen, ich hab schon Schlimmeres erlebt«, sagte ich. »Aber das kannst du jetzt nicht, oder? Nicht mehr. Du hast bestimmt noch nie Schlimmeres erlebt als das hier.«
    Dan dachte einen Augenblick nach. »Nein«, sagte er, »das ist richtig. Aber mach dir keine Sorgen.«
    Dag saß halb aufrecht gegen das Dollbord gelehnt und redete in seiner eigenen Sprache, einem unaufhörlichen Gemurmel, hin und wieder unterbrochen durch einen kehligen Schrei, als würde ein Junge seinen Hund rufen.
    »Seht mal, was da passiert.« Scharf und brüchig, die Stimme von Simon, in letzter Zeit kaum noch zu vernehmen. »Oh nein!« Er bewegte sich rückwärts.
    Der Kapitän drückte einen schmutzigen Lappen aus. »Dauert jetzt nicht mehr lange«, murmelte er.
    »Was ist los?«
    Dag schwitzte Blut. Sein spitziges Gesicht und der geschwollene Hals, beide sonnenverbrannt, sonderten einen feinen, rosigen Tau ab.
    »Hier, Simon.«
    Der Kapitän reichte Simon den Lappen, und der wischte Dags Gesicht ab. Der Lappen war danach verfärbt.
    »Gib ihm zu trinken«, sagte der Kapitän, »befeuchte wenigstens seine Lippen.«
    Dags blaue Augen öffneten sich weit.
    »Oh Gott!«, schrie Gabriel. »Oh Gott! Er weiß es! Er weiß

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