Der Atlantik - Biographie eines Ozeans
mittlerweile einen großen Bekanntheitsgrad erreicht hat: der große als Pangäa bekannte Erdteil. Dieses gewaltige Gebilde schloss jedes Partikelchen festen Landes ein, das es im Perm gab, den gesamten Grund und Boden auf dem Globus gewissermaßen. Der Name – er bedeutet so viel wie »Allerde« – besagt schon, dass diese eine Landfläche das gesamte feste Territorium der Welt umfasste, und sie war auch von einem Meer umgeben – Panthalassa –, das damals das einzige existierende Meer darstellte.
Aus dieser Land- und dieser Wassermasse würde der heutige Atlantische Ozean hervorgehen. Sein Entstehungsprozess begann mit einem langen Zeitraum von spektakulärer vulkanischer Aktivität, von vulkanischen Gewaltausbrüchen sozusagen; es war eine der turbulentesten Episoden in der gesamten jüngeren Erdgeschichte. Bald danach kam es zu einem Massensterben organischen Lebens sowohl auf dem Land als auch im Meer, und dann fing Pangäa an auseinanderzubrechen, und im Lauf der Zeit öffnete sich der neue Ozean. Ob und in welchem Ausmaß diese drei Ereignisse zueinander in Verbindung stehen, darüber ist erschöpfend debattiert worden – vor allem darüber, ob die heftige vulkanische Aktivität sowohl das Aussterben von Leben als auch das Auseinanderbrechen des Kontinents verursachte –, ohne dass man zu einem eindeutigen Ergebnis kam; unumstritten ist jedoch die Tatsache an sich, dass es zu diesen Ereignissen kam, und zwar in relativ rascher Folge.
Die vulkanische Aktivität war nicht nur so umfassend und so erschreckend gewaltsam, sie hatte auch so einschneidende Konsequenzen, dass es ausgesehen haben muss, als würde die ganze Welt entzweigerissen. Eine gigantische Reihe von Explosionen brach um den zentralen Kern von Pangäa herum aus. Tausende von riesigen Vulkanen, zuerst Tausende von Heklas, im Anschluss daran Tausende von Krakataus oder Ätnas, von Strombolis oder Popocatepetls stießen durch die Erdkruste und fingen an, Feuer und Magma Tausende von Metern hoch in die Luft zu speien. Eine schier endlose Reihe von gewaltigen Erdbeben begann den Planeten zu erschüttern. Sie pflanzten sich mehr oder weniger entlang einer Linie fort, die sich Hunderte von Meilen nach Norden und nach Süden zog und die Erdkruste bis in eine große Tiefe hinein zerriss und aufbrach.
Wenn auch der riesige Kontinent Pangäa noch nicht zerborsten war, hatte er mit Sicherheit angefangen, unter der Last seiner erschöpfend langen Existenz mürbe zu werden und zu ächzen. Die Welt erlebte den Beginn einer kurzen, jedoch gnadenlos brutalen Sequenz von Zuckungen, die tektonisches Chaos anrichteten und die einzige Landfläche, die es gab, von einem bis zum anderen Ende in Stücke rissen.
Vor ungefähr 195 Millionen Jahren fing der Urkontinent Pangäa an aufzubrechen, und aus Panthalassa, dem weltumspannenden Ozean, begann Wasser in den zunächst schmalen, dann immer breiter werdenden Spalt zu sickern, der sich zuerst zwischen Europa und Amerika und dann zwischen Afrika und Südamerika auftat. Auf diese Weise wurde der Atlantische Ozean geboren.
Und Wasser fing an, in den immer breiter werdenden Graben zwischen den sich formierenden zwei Hälften des Superkontinents zu sickern. Das zunächst winzige Rinnsal, welches Sedimente hinterließ, die man im heutigen Griechenland findet, verwandelte sich in einen breiten Zufluss: Unvorstellbare Mengen Seewasser rannen aus dem weltumspannenden Ozean Panthalassa durch ihn hindurch. Und so schuf diese mächtige Kombination aus Vulkanausbrüchen, Erdbeben und Unmengen von Wasser – indem sie den Prozess des Auseinanderstemmens und -hebelns in Gang brachte, gewissermaßen ein tektonisches Brecheisen ansetzte – die Voraussetzung für die Geburt eines brandneuen Ozeans. Sie öffnete nur einen schmalen Spalt, stieß erst die Tür auf, doch der Vorgang würde weitergehen, sich dann beschleunigen und ohne Pause anhalten, Millionen Jahre lang, bis zum heutigen Tag. Der Ozean, der so im Lauf der Zeit entstand, hatte mehr als zwei Millionen Jahre zuvor im Iapetus seinen Urahnen gehabt. Das rasche Anschwellen des anfangs filigranen Rinnsals von Meerwasser zwischen den vulkanischen Klippen der Regionen, die wir heute als Nova Scotia und Marokko bezeichnen, leitete die Geburt des Atlantiks ein.
Die Vulkane waren nicht mehr als einige tausend Jahre aktiv (nach Ansicht einiger Wissenschaftler allerdings ganze zwei Millionen Jahre), die von ihnen ausgelösten Erdstöße aber so heftig und die Menge an Magma, die
Weitere Kostenlose Bücher