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Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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»Verzeihung, dass ich gefragt habe.«
    Während dieses Geplänkels hatte Vishby das Shuttle in aller Ruhe zur Startrampe manövriert, und der eine oder andere Passagier hatte die Gelegenheit genutzt, sich zu orientieren und zu erkennen, dass sein ehemaliger Anführer kurz davor war, die Aktion zu beginnen. Tatsächlich hatten zehn der zwölf finsteren Gesellen, die da unter ihren Sicherheitsbügeln saßen, bereits zu verschiedenen Zeiten unter Turnball gedient, und die meisten waren bis zu ihrer Verhaftung sehr gut damit gefahren. Sobald Vishby unter Turnballs Einfluss stand, hatte er dafür gesorgt, dass diese Gefangenen seinem Evakuierungs-Shuttle zugeteilt wurden.
    Es ist bestimmt schön für den Captain, wenn er in dieser schwierigen Situation Freunde um sich hat , hatte er sich gesagt.
    Der wichtigste Freund war Unix B’lob, der direkt neben Turnball auf der anderen Seite des Mittelgangs saß. Unix war ein Feenmann, der nicht mehr fliegen konnte. Dort, wo einst seine Flügel gewesen waren, hatte er nur noch zwei vernarbte Knubbel. Turnball hatte Unix aus einer Trollgrube gerettet, und seit jenem Tag war der Feenmann seine rechte Hand. Er war der beste Leutnant, den man sich wünschen konnte, denn er stellte niemals einen Befehl in Frage. Außerdem hatte er keinerlei moralische Bedenken und keine persönlichen Prioritäten. Er war bereit, für seinen Anführer zu sterben, ob er ihm einen Kaffee holte oder einen atomaren Sprengkopf stahl.
    Turnball zwinkerte seinem Untergebenen zu, um ihn wissen zu lassen, dass heute der große Tag war. Unix reagierte nicht, aber das tat er so gut wie nie. Für gewöhnlich begegnete er allem mit eisiger Gleichgültigkeit.
    Kopf hoch, alter Junge , hätte Turnball am liebsten gerufen. Nicht mehr lange, und wir stürzen alles in Tod und Verwüstung .
    Doch fürs Erste musste er sich mit dem Zwinkern begnügen.
    Vishby war nervös, und das war deutlich zu spüren. Das Shuttle sprang in unkontrollierten Hüpfern vorwärts und stieß mit der Stoßstange gegen die Startrampe.
    »He,Vishby«, bellte Keule, »willst du uns plattmachen, bevor die Sonde es tut, oder was?«
    Vishby errötete und umklammerte den Steuerknüppel so fest, dass seine Fingerknöchel grünlich schimmerten.
    »Schon gut, ich hab’s jetzt. Alles in Ordnung.«
    Vorsichtig glitt das Shuttle aus dem Schutz der mächtigen geschwungenen Flossen, die die Unterwasserströmungen von der Kuppel wegleiteten, und Turnball genoss den Anblick der langsam kleiner werdenden Stadt.
    Die Skyline von Atlantis war ein trübes Durcheinander von traditionellen Türmen und Minaretten einerseits und modernen Pyramiden aus Stahl und Glas andererseits. Hunderte von geschlitzten Filterkapseln saßen an den Ecken der riesigen Fünfecke aus Polymer, aus denen die schützende Kuppel bestand.
    Wenn die Sonde eine Filterkapsel trifft, könnte sie die Kuppel zerstören , dachte Turnball, und dann: Oh, wie nett, sie haben die Flossen mit Kinderzeichnungen dekoriert .
    Dann kamen sie an den Wasserkanonen vorbei, die einsatzbereit auf ihren Lafetten warteten.
    Lebwohl, meine Sonde , dachte Turnball. Du hast mir gute Dienste geleistet, und ich werde dich vermissen.
    Eine ganze Flotte floh aus der bedrohten Stadt: Ausflugs- und Nahverkehrsshuttles, Truppen- und Gefangenentransporter, alle eilten zu der Zehn-Meilen-Grenze, wo laut Aussage der Wissenschaftler die Druckwelle nur noch als sanftes Wiegen zu spüren sein würde. Und obwohl die Flucht chaotisch aussah, war sie es nicht. Jedes einzelne Gefährt hatte eine festgelegte Andockstelle, eine Boje am Rand dieser Grenze.
    Vishbys Selbstvertrauen wuchs, und er steuerte das Shuttle rasch durch die dunklen Meerestiefen zu seiner Andockstelle, musste dann jedoch feststellen, dass ein Riesenkrake die Boje mit Beschlag belegt hatte und an dem blinkenden Scheinwerfer nagte.
    Der Wasserelf wendete und verpasste dem Kraken eine kräftige Ladung Auspuffgase, woraufhin dieser eilends die Flucht ergriff. Vishby schaltete auf Autodocking, und das Shuttle senkte sich auf die magnetische Andockboje hinab.
    Keule lachte spöttisch. »Du solltest nicht auf deine Verwandten schießen, Fishboy. Sonst laden die dich zu keinem Familientreffen mehr ein.«
    Wütend schlug Vishby auf das Schaltpult. »Jetzt habe ich aber genug von dir!«
    »Ich auch«, sagte Turnball, streckte die Hand aus und zog unauffällig den Elektrostock aus Keules Gürtel. Er hätte den Riesenwichtel sofort ausschalten können, aber er wollte, dass

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