Der Aufgang Des Abendlandes
Wechsel der Zustände, wo sie physisch hindurchgeht, beeinflußt werden.
Sie ist ein Ding für sich, das die von Leibniz gebrauchte »Apperzeption« nicht betasten kann. Die wirkliche
Sonne und der wirkliche Mond sind so unsichtbar wie der wirkliche Mensch, sagt ein okkulter Spruch und unsere eigene Lehre
braucht nicht Sinnetts »Geheimbuddhismus« dazu. Die Menschheit ist freilich reicher an geistig
affenähnlichen Menschen als an menschenähnlichen Affen, die als Degenerierungsprodukt gelten können, zu dem
alles zurücksinken mag, was »mehr vom Simia als mehr vom Seraph hat«. Die Embryologie des Kosmos gehorcht
aber sicher gleichem Gesetz wie die irdische organische.
Origines polemisierte gegen die »7 Schöpfungen« des Gnostikers Celsus. Soll dies nur allegorisch
verstanden sein, so ist ja auch Atomismus nur Symbologie, worunter jeder Zweig der Naturwissenschaft sich etwas anderes
denkt. Sie ist nämlich so exakt, daß sie sich alle paar Jahre inexakt findet, wie jemand witzig sagte. Wie findet
sie also den Mut, über die durch Millionen Jahre bestätigte übereinstimmende exakte Erfahrung der Alten die
Nase zu rümpfen! Jene symbolisierten den Mond als Regierer, Erzeuger, Erhalter des Erdlebens, den Planeten Hermes-Merkur
als Erleuchter der Weisen. Das entspricht nicht nur der heutigen Astrologie (Konjunktion von Mond und Merkur), sondern
entspringt okkulter Erfahrung. Mutet man uns zu, über solche »Ammenmärchen« zu lachen, so wissen wir
jedenfalls eins: Mondeinfluß auf gewisse Menschen, gewisse Meere, gewisse Kräuter, alle atmosphärischen
Verhältnisse sind erwiesene Tatsache, warum soll sein Bestimmen sexualer Fruchtbarkeit, wie die Brahmanen es angeben,
nicht dem entsprechen? Bringt Wissenschaft selber soviel Verbürgtes oder auch nur Wahrscheinliches? Was hat sie
eigentlich dagegen einzuwenden, daß die heilige Zahl 7 ein Urprinzip sei: 7 Rassen, 7 planetarische Geschichtsepochen
in unserem Manvantarazyklus, 7fältige Menschennatur? Eins steht jedenfalls fest: 7 Hauptplaneten heute wie damals. Wer
sie als Götter und Schutzgenien der Erde auffaßt, muß daraus 7fältige Einwirkung folgern. Gibt es
kosmogenische Hypothesen, die auf so unbestreitbarer Sichtbarkeit fußen? Heute bezweifeln einige sogar die
Heliozentrik, doch die 7 Planeten regieren unangefochten. [Fußnote]Ob Venus für uns der wichtigste Planet sei, wie
man okkult behauptet, lassen wir dahingestellt.
Bis 1820 war die brahmanische Literatur völlig unbekannt, bis 1840 bestritt man die graue Herkunft der Veden und
erklärte Sanskrit für einen dem Griechischen entlehnten Dialekt, heute weiß jeder, daß beide »dem
fernsten Altertum angehören« (M. Müller). Im 20. Jahrhundert werde die Urquelle Gupta-Vidya erschlossen
werden, prophezeit die Blavatzky; wenn aber Müller aussprach, Christen und Mohamedaner würden die Eitelkeit ihrer
Streitereien einsehen und erkennen, es gebe nur eine Religion, die Verehrung von Gottes Geist – da kann er noch lange
warten! Jener Monismus, der seine Verballhornung aus materialistischer Schablone zieht, stützt seinen Siegeszug auf
Majoritätsstimmvieh. Selbst Epikur und Lukrez waren nie in solchem Sinne Atheisten, nur aus Opposition gegen
persönliche Götter und Mißkenner des Symbolismus von Materieallegorien. Demokrits Lehrer Leukippos lehrte
ewige Rotation der seit Ewigkeit angehäuften Atome, alle anerkannten Universalbewegung schöpferischen Atems. Die
indische Materialistenschule kennt gleichfalls keinen Atheismus, denn über allen Vergänglichkeiten Brahmas schwebt
die unerforschliche Substanz, über die man nicht spekulieren darf. Schankarajaria sagt: »Die empirischen
Bestrebungen sind Schöpfer des Ich,« dies Ich der Nichterkenntnis und der Bestrebungen sei »das einzigartig
Empfindende im Lebensprinzip«, dagegen das transzendente Ego ein allgemeines Selbst, »ungeboren unendlich«
fern dem Körperschein. »Das Selbst (Atma) ist das Eine, nur in der Erscheinungswelt herrscht Vielheit, wie
könnte daher der Geist mit der Vielheit identisch sein?« Alles ist aus Brahma-Atma hervorgegangen, alles so
Entstandene Brahma selbst, auch der physische Leib, man darf ihn so wenig mit Atma verwechseln »wie die Tonerde mit dem
Krug, der aus ihr gemacht ist«. Es fragt sich eben nur, ob einzigartiges Empfinden nicht im Debensprinzip nötig,
um Individualitäten als klare Veranschaulichung von Attributen des allgemeinen Selbst zu sammeln und ob Vielheit nicht
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