Der Aufgang Des Abendlandes
Drachentöter sind historische
Überlieferungen wie alle Sagen, auch Appolon tötet mit Pfeilen die Riesenpython und Herkules die lernäische
Hydra. Dazu wäre der Riesenschimpanse, dessen altertümliches Dasein neuerdings behauptet wird, nie fähig
gewesen, es scheint bedeutungsvoll, daß kein Anthropoide den geringsten aggressiven Jagdtrieb zeigt, wie ja auch die
Zahnform sich schon bei ältesten menschlichen Überresten unterscheidet. Man hat auch kein Recht, die paar Beispiele
anscheinender Mittelglieder als Beweis für Übergehen einer Spezies in die andere aufzufassen. Der Wechselbalg mit
dem Entenschnabel, der ein Ei legt und das Junge dann an Milchdrüsen säugt, ist viel wahrscheinlicher ein Bastard
von Vogel und Säugetier. Wenn solche Begattung heute unmöglich, mochte sie in Urzeiten vorkommen. Jedenfalls blieb
auch diese Spielart konstant, nicht das kleinste Anzeichen liegt vor, daß die benutzten Milchdrüsen sich in
folgenden Sprößlingen zu wirklichem Gebären umsetzten, hier fehlt wieder jedes Mittelglied zwischen diesem
Wechselbalg und dem ersten wirklichen Säugetier. Bloße Vermutungen stützen nicht eine so weitgehende
Hypothese. Ist wahrscheinlich, daß der Landbereisende Schlammfisch als Ahnherr der Reptile in Betracht kommt? Denn
wohlgemerkt beachtet man dies Phänomen noch heute, ohne daß dieser Fisch aus solcher vielleicht Jahrmillionen
andauernden Praxis je die ihm zugemutete Folgerung zöge, er ist und bleibt Fisch. Daß die Vögel ganz
gleichzeitig mit den Reptilien auftraten, scheint nicht unbedingt erwiesen, aber daß Extremitäten als Flügel
auswachsen, dafür bietet schon das Insektenreich, das sich dieses Vorzugs erfreute, den Analogieschluß. Entstand
die Fledermaus aus dem Vogel? Sie ist eine Maus, die aus unbekannten Gründen das Bedürfnis befriedigte, fliegen zu
können. Von den angeblich fliegenden Drachen blieb nichts übrig als das Duodezexemplar eines harmlosen
Insektenfressers, und die kleine »fliegende« Schlange in Brasilien fliegt überhaupt nicht, sondern
schießt als Baumbewohner aus der Höhe herab wie andere Schlangen am Boden hinschießen. Daß im Laufe
ungezählter Jahrmillionen Varianten entstehen, kann durch alle möglichen Milieuumstände und auch durch
Bastardisierung in grauer Vorzeit verursacht sein. Doch ist bezeichnend, daß man sich über Insektenfresser im
Pflanzenreich wundert, weil man nicht begreift, daß gieriger Lebenswille in der Pflanze lodert wie in jedem
Animalischen, und große Pilze von unten her mächtige Steine wegwälzen, Kartoffeln im dunkeln Keller mit
verständiger Beharrlichkeit nach Licht schnappen wie ein gefangenes Tier. Daß aber deshalb aus der Kartoffel sich
nach Jahrbillionen ein Säugetier entwickelte, klingt phantastischer als die unbefleckte Empfängnis der Päpste!
Das alles wird heute frischweg geglaubt, weil solche Phantastik sich vorlautem Klugschwätzen anpaßt, das auf
subtilste Fragen nüchterne Antwort weiß. Evolution dient als Sesam, Tischleindeckdich; wo Verstand der
Verständigen halt macht, begnügt sich in Einfalt ein kindlich Gemüt: Evolution, basta. Schnell fertig ist die
Jugend mit dem Wort und kaum flügge Biologie fix und fertig, mit vollen Segeln ins Unendliche hinaus zu gondeln. Die
Wellen verschlingen am Ende noch Schiffer und Kahn durch gespenstig lockende Loreley-Mechanistik, die gestiefelt und gespornt
zur Attacke aus dem gesegneten Schädel der Gelahrtheit aufstieg. Daß Uranfängliche Arbeitsteilung herrschen
muß, für welche der Fisch so wichtig wie der Mensch, daher Gleichzeitigkeit aller Arten nötig scheint,
daß jede scheinbar launenhafte Variante betriebsamem Individualwillen entspringt, doch ohne billigende Mitwirkung
wohlwollender Weltpsyche unmöglich wäre, solche schlichte Vorstellung des Alleinen ist nicht verzwickt genug!
Haeckel, den seine radikalen Bölschejünger ebenso verwirrt vorwärts trieben, wie er sie selber wirr gemacht
hatte, betrat mit seiner »Parigenesis der Plastitule« 1873–77 und »Zellenseelen und
Seelenzellen« unwillkürlich die Bahn eines reinen Psychismus. Sind selbst die kleinsten Zellenteile (Plastidulen)
seelische Einheiten, die »sich erinnern und lernen«, d. h. ihre Vererbung und Anpassung auf den Zellenstaat
Mensch übertragen, so bildet sich aus vielen Seelchen eine einheitliche Individualseele, d. h. erstere treten ihre
Rechte an einen Generalbevollmächtigten ab. Das wäre eine vollbewußte zwecksetzende Tat
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