Der Aufgang Des Abendlandes
Monismus, Transzendental ist Eigenschaft des wahren Monismus, Monismus Eigenschaft des wahren Transzendenten.
Von diesem Allbegriff strahlt dreifache Erkenntnisreihe aus. Solches All ist notwendig unendlich-ewig, Unendlich-Ewiges an
sich selbst transzendental, daher sein Ein-Urgrund nicht nur immanent im All, sondern transzendent in der Unendlichkeit mit
völlig unbegrenzter Macht, das Alleben ewig aufrechtzuerhalten. Obwohl nun Kausalität, Wirklichkeit,
Vernünftigkeit im Menschensinn nur relative Vorstellungen sind, ist dagegen Notwendigkeit ein Absolutes im Monistischen
und Transzendenten, ohne das beide nicht bestehen könnten, ist aber notwendig identisch mit Gerechtigkeit. Von diesem
transzendent-monistischen, notwendig-gerechten All geht als Teilmanifestierung aus, was man organisches Leben nennt und was
daher gleichfalls monistisch arbeitet, transcendental fühlt, der Notwendigkeit gehorcht, von Gerechtigkeit regiert wird,
mag sie uns sichtbar werden oder nicht. Was aber dies alles ist, nimmt notwendig an den Eigenschaften der All-Stoff-Kraft
teil, als da sind Göttlichkeit, Ewigkeit, Unendlichkeit, Notwendigkeit, ist daher sowohl als monistisch wie als
transzendental notwendig unzerstörbar. Allerdings ist Körper mit Ich verbunden wie Ich mit Transzendentalpsyche,
doch dieser Monismus überdauert notwendig die Zellenzusammensetzung, nur diese unterliegt dem Gesetz ewiger
Transformierung, das alles Sichtbar-Manifestierte beherrscht! Dagegen wechselt nie der wahre Lebensodem, nämlich die
unsichtbare Luft mit ihren Wasser-, Sauer-, Stickstoffen, ein physikalisches Sinnbild der Psyche, die einer beliebigen
Ausdehnung im Äther fähig ist. Da der Körper seit Geburt ständig stirbt und zerfällt, ohne daß
dies vom Bewußtsein gespürt wird, so bedeutet er nur eine Art Nothütte oder Straßenherberge für
zeitweilige Unterkunft des Unsichtbaren, das sich auf der Erdebene manifestieren will und muß. Oder,um den Vergleich
richtiger zu machen, unstreitig gehört die Haut zur Schlange, doch wenn die Schlangenhaut im Frühjahr sich
abstreift, so wird eben eine neue Haut umgeworfen. Ob die Persönlichkeit mit durchaus veränderter Ich-Haut sich in
Wiedergeburten fortsetzt oder die Person-Maske als Ich-Spirit mindestens ein längeres Ubergangsstadium durchläuft,
jedenfalls gleicht Folgern von Lebenstod aus Körpertod dem Ausruf eines Kindes, wenn ein Blitzschlag zeitweilig die
Leitung in Unordnung bringt: Die Elektrizität ist tot. Das Gesetz aber, was allein »wunderbare Gerechtigkeit
göttlicher Notwendigkeit« mit Leben und Psyche monistisch und transzendent vereint, ist einzig die Karmalehre. Und
glaubt der Mensch im Innersten denn wirklich an seine Nichtfortdauer? Goethe meint, kein rechter Kerl zweifle je an seiner
Fortdauer: wenn er sich immer strebend bemühte, müsse ihm die Natur für das Verbrauchte ein anderes Leben
anweisen. Nun lebt der sinnlich rohe Mensch so in den Tag hinein, als ob es keinen Tod gebe, obwohl jeder schlichte Verstand
ihm sagt, daß alle irdische Begierde auf Sand baut wie ein Kind am Strande, dessen Sandburg jeden Augenblick die Flut
wegspülen kann. Das gilt auch hier für »höhere« Berufe, für wissenschaftlichen oder
technischen Spezialismus, für Realpolitik (ergötzlicher Briefwechsel von Willy und Nicky), für Pläne und
Taten der praktischen Weltumwälzer, wie denn Napoleon auf St. Helena Christus für den einzig wahren Eroberer
erklärte. Der Seifenblase Ruhm wird nachgejagt wie im Kinderspiel und Schiller singt, daß der Ruhm das
höchste doch, weil der große Name fortlebe. Nun wird zwar der einzige wahre Ruhm geistiger Schöpfung nie um
seiner selbst willen erworben, sondern nur als Selbstveranschaulichung des Schaffenden von ihm abgezwungen, aber auch hier
enthüllt sich der innerste Wunsch des Menschen, wenigstens als Name das ewige Vergessen zu überdauern, das
Zeitliche abzustreifen. Und da Ruhmwürdiges sich nur selten in äußere Macht ausmünzt und stets nur auf
Kosten sinnlichen Behagens erreicht wird, so erkennen wir auch hierin einen sozusagen antimateriellen Trieb. Der
mißbräuchliche Ausdruck des Philisters, dies oder das sei sein »Ideal« z. B. Geld verdienen, besagt
naiv, daß er bewußt etwas Abstraktem nachrennt, für das er im Notfall die Grundlagen des Sinnenlebens
(Essen, Trinken, Erotik) verleugnet. Der nur von Milch lebende Rockefeller achtet sein Magenleiden gering, wenn er nur weiter
Milliarden anhäufen
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