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Der aufrechte Soldat

Der aufrechte Soldat

Titel: Der aufrechte Soldat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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einem Lächeln entblößten! – und vom Pfählen des Mädchens vor der gekalkten Wand des Aborts – eine Stehgymnastik im Sonnenuntergang! – reichte aus, um die Hand zur rasenden Imitation des Ehestands zu animieren.
    Verzweifelte Wichsereien waren es! Es ging allein darum, geistig gesund zu bleiben. Es reichte niemals aus, nur die Hose herunterzulassen – sie mußte völlig ausgezogen werden, die Socken und Stiefel desgleichen, so daß man dort kauern konnte, nackt bis aufs Hemd, und seinen Pfahl massierte, als käme man durch diese Nacktheit der wirklichen Welt näher und weiter weg von sinnlosen Träumen. Und beobachten zu können, wie der Saft in den Schlund dieses nach ungelöschtem Kalk stinkenden Schachtes spritzte, reichte als Befriedigung niemals aus. Erneut zerrte ich an meinem Schwanz, der rot und angeschwollen war, bis er einige meiner Sehnsüchte ein zweites Mal ausspuckte.
    Manchmal endeten diese Sitzungen in Selbstekel, manchmal mit dem Gefühl großer Erleichterung. Es war widerlich, es im Scheißhaus zu tun, aber nirgendwo sonst hatte man eine ausreichende Privatsphäre, nicht einmal in dem knarrenden Charpoy, dem Gurtbett, in dem wir schliefen. Wenn man über den sandigen Platz zwischen den Kasernen und der Latrine ging, während die Phantasie bereits zu arbeiten begann, konnte man das freie Land rundum sehen, ockerfarben bei Tag, bläulich-schwarz bei Nacht und, während die Dunkelheit sich ausbreitete, am Horizont von flackernden Blitzen erleuchtet. Die Welt dort draußen bedeutete die Freiheit! Und die Hand war ein armseliger, aber lebenswichtiger Ersatz.
     
    Kanchapur war eine kleine Stadt. Vielleicht gedieh sie prächtig, obgleich sie in den Augen der Truppe vor sich hinwelkte. Die Landstraße führte von der Kaserne direkt dorthin, so daß ein Vortrag über den Gegensatz von militärischer Ordnung und der Ungezügeltheit indischen Lebens sich wie selbstverständlich anbot. Wir wanderten von einem vorgeschobenen Posten Englands und der Zivilisation hinunter in eine Welt, wo grotesk geformte Bäume und monsterhafte Insekten die armseligen Straßen beherrschten; und in solchen Straßen waren windschiefe Häuser und Läden über stinkenden Gräben errichtet worden.
    Alles erschien uns schrecklich, weil es fremd war. Wir lachten über und zeigten mit Entsetzen auf alles, was man in anderer Form in Exeter oder Bradford finden konnte. Die grellen Plakate für inländische Filme, medizinische Salben oder Magazine, die erstaunliche Schrift, die sich über Läden und Plakate ausbreitete wie eine abtrünnige Schmarotzerpflanze, die seltsamen Hütten, die die Straße säumten, und vor allem die Gerüche, die fremden Sprachen und die jaulende Musik, alle derart eng miteinander verwandt, daß sie einem gemeinsamen dampfenden Schoß entsprungen sein konnten – diese Dinge erschienen wie Brandmäler eines schäbigen und wahrscheinlich feindseligen Gottes.
    Verzweifelt geil wie immer, versuchte ich mit Geordie über dieses übersinnliche Empfinden zu reden, während Wally und ich mit ihm eines Abends in den Basar hinunterwanderten.
    »Sie waren hier niemals christlich, das ist das Problem«, sagte Geordie andächtig. »Ich glaube, sie gehen nicht wie wir in die Kirche und singen keine frommen Lieder.«
    »Das tust du aber auch nicht, du scheinheiliges Fickschwein!«
    »Oh, ich weiß, was du meinst, aber weißt du, ich könn te gehen, wenn ich wollte. Überhaupt, ich habe immerhin einen Onkel und eine Tante, die jede Woche zu den Baptisten rennen.«
    »Diese Reisfresser haben unten an der Straße eine Kirche.«
    »Ich weiß, aber es ist erst spät zu ihnen gekommen, denn sie haben ja lange Zeit, fast Millionen von Jahren, Affen verehrt. Ihr wißt sicher, was ich meine. Deshalb müßt ihr mit ihnen ja auch so förmlich umgehen. Unsere Leute zu Hause würden niemals glauben, was hier tatsächlich los ist, oder?«
    »Ich wünschte, ich wüßte, was hier vorgeht. Kannst du dir vorstellen, daß die Frauen im Bett so wild sind wie die schlimmsten Raubtiere?«
    »Es heißt auch, daß sie immer weißer aussehen, je länger man sich hier draußen aufhält. Ich hab’ gerade eine Kleine gesehen, bei der ich ganz bestimmt nicht nein sagen würde …«
    »Ich habe gehört, daß einer ihrer Götter ein Dutzend Schwänze hat!«
    Geordie lachte. »Ich wette, das hat dir Jack Aylmer erzählt.«
    »Hört auf, solchen Scheiß zu reden, und kommt her und kauft einen Shafti«, rief Wally. Gespräche über Götter waren ihm

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