Der aufrechte Soldat
in einem Tankwagen zur Befehlszentrale der Brigade und stammte aus dem Jiri, einem einige Kilometer entfernten Fluß. Es stank immer nach Chlor; sogar der Tee stank nach Chlor. Wenn man die Rumration mit Wasser verlängerte, dann stank auch der Rum nach Chlor. Wasser war immer knapp. Wir rasierten und wuschen uns in einer Tasse voll jeden Morgen – oder man konnte sich auch mit den Resten des Tees rasieren, was der einzige Weg war, warmes Wasser zu bekommen. Abgesehen davon wuschen wir uns nie oder zogen unsere Kleidung aus. Wir behielten auch den ganzen Tag unsere Stiefel und Wickelgamaschen an, um uns vor dem Typhus zu schützen.
In unserer Gegend wimmelte es allmählich von den Männern des japanischen Generals Sato, obgleich unsere Streitkräfte ihre Stellungen mehr und mehr ausbauten. Die Worcesters bezogen entlang der Straße neben uns Stellung, obgleich der Rest der 2. Division sich noch in Dimapur sammelte. Allmählich bekamen wir ein etwas klareres Bild von der Lage. Sechs oder acht Kilometer vor uns wurde bei Jotsoma eine Verteidigungsstellung ausgebaut, von wo aus die Artillerie den Gebirgskamm von Kohima bestreichen konnte, wo die Japaner sich an verschiedenen Punkten festgesetzt hatten – vor allem im Dorf der Nagas. Als die Japaner die Straße zwischen Zubza und Jotsoma abriegelten, verfolgte die Artillerie ihre Taktik unbeeindruckt weiter.
Es geschah am Ostersonntag, daß wir den Befehl erhielten, hinter den Japanern auf der Straße Stellung zu beziehen und uns mit einem Teil des Assam-Bataillons zu vereinigen, das sich zurückzog, nachdem es die Japaner in der Nähe von Imphal festgehalten hatte. Am gleichen Tag verzeichneten die Mendips ihre ersten Verluste.
Jock McGuffie war in Zubza gewesen und beschrieb es als ein stinkendes Loch von einem Dorf. »Die einzige verdammte Attraktion Zubzas ist eine Pontoonschule«, erzählte er. »Sie spielen dort um die beschissenen Chinintabletten – wir sollten an einem Abend mal hingehen und ihnen zeigen, wie es geht. Was meinst du, Stubby, du und ich?«
Aber als wir es tun wollten, gehörte ich zur Infanterie und Jock nicht, und unsere Wege sollten sich einige harte Wochen nicht wieder kreuzen.
Zubza hatte in bezug auf die Wege eine recht günstige Lage, und am Morgen des Ostersonntags wurde dort unter freiem Himmel ein kurzer Gottesdienst abgehalten. Unsere Leute spazierten nach der Messe ziemlich offen herum, als ein 75-Millimeter-Geschütz vom Merema-Rücken herab das Feuer eröffnete. Ein Pionieroffizier namens Lodge wurde getötet.
Ehe es Nacht wurde, marschierten wir los, um dem Assam-Bataillon aus der Patsche zu helfen. Gelegentliche Durchblicke aus der Deckung der Bäume zeigten uns die Dunkelheit, die aus den Tälern aufstieg, während die obere Welt in gelassener Ruhe und mildem Licht dalag. Es sah alles so friedlich aus, daß man kaum glauben konnte, daß die ganze Gegend von Japanern wimmelte. Über dem Japvo-Berg türmte sich eine schwarze Wolke auf.
Späher kamen zurück, wir hielten an, verteilten uns und beobachteten die Büsche. Ein indischer Trupp zog zwischen uns hindurch und entfernte sich in Richtung Zubza. Die Inder hinterließen den typischen Geruch indischer Soldaten, etwas ranzig mit einem Hauch von Holzrauch und insgesamt muffig.
Wir brauchten zwei Stunden, um unsere Positionen unweit der Straße einzunehmen. Mittlerweile war die Nacht vollends hereingebrochen, und die Wolkendecke über uns hatte sich geschlossen.
Wir warteten. Ich hockte mit dem Funkgerät hinter ei nem Baumstamm und konnte noch nicht einmal die Stra ße sehen, doch sie erstreckte sich irgendwo unter und vor mir. Ganz in der Nähe, hinter einer Straßenbiegung, befand sich eine gesprengte Brücke. Meldungen gingen bei uns ein, die besagten, daß das Assam-Bataillon unterwegs war.
In der assamesischen Nacht gab es niemals vollkommene Stille. Zikaden zirpten, Nachtvögel stießen ihre Rufe aus, vereinzelt jaulten und bellten Hunde, und zahllose kleine Lebewesen huschten durch das Unterholz. Um uns herum herrschte atemlose Spannung. Hände schlossen sich fester um Gewehrkolben. Ein Losungswort wurde quer über die Straße gerufen. Männer kamen auf unsere Seite gehuscht. Die Assamesen!
Nun hörten wir aus größerer Entfernung die Schüsse von Gewehren und automatischen Waffen, begleitet vom dumpfen Dröhnen schwerer Granatwerfer. Offensichtlich war Kohima schon wieder an der Reihe! Es klang nach einer heftigen Schlacht.
Doch das Assam-Bataillon kam
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