Der Auftrag
das eben, und so würde es auch immer sein, in Ewigkeit, Amen.
Booly öffnete die Tür, trat hinaus und ließ sie hinter sich zuknallen. Falls Chin der Lärm störte, umso besser.
Ein paar Schritte brachten ihn durch den Seitenkorridor nach draußen in den Hauptgang. Dort herrschte wie üblich reger Betrieb.
An beiden Wänden hingen Bilder aus der Geschichte der Legion. Booly hatte sich die meisten von ihnen angesehen, und dabei war ihm aufgefallen, dass es beinahe ebenso viele Niederlagen wie Siege gab, was die Tatsache widerspiegelte, dass man die Legion in all den Jahren nicht sonderlich gut behandelt hatte. Und soweit er das erkennen konnte, hatte sich an diesem Trend bislang nicht viel geändert.
Im Gegensatz zu den übrigen imperialen Streitkräften mussten bei der Legion die Unteroffiziere gegrüßt werden, und deshalb kam Booly auf seinem Weg zur Messe aus dem Grüßen nicht heraus.
Er schnappte sich ein Tablett, ließ die Behälter mit Rührei und fettigem Fleisch links liegen und entschied sich stattdessen für Toast und Kaffee.
Um an seinen Tisch zu kommen, musste Booly an diversen lebensgroßen Camerone-Tag-Aufstellern vorbei. Sie standen wie Inseln in einem Meer aus Tischen und Stühlen. Es gab einen Aufsteller pro Regiment, und alle hatten ähnliche Themen, worunter das populärste ehrenvoller Tod war.
Sein Regiment, das Erste Kavallerieregiment der Fremdenlegion, abgekürzt l st REC, hatte etwas aufgebaut, was wie ein Dschungel aussah, und diesen Dschungel mit einem schwer beschädigten Trooper II und zwölf fantasievollen Aliens bevölkert. Aus der Anordnung der Figuren war ziemlich klar zu erkennen, dass der Cyborg sterben würde, aber erst nachdem er die meisten, wenn nicht alle, Angreifer getötet hatte. Am Abend zuvor war der Aufsteller recht populär gewesen und hatte beim Wettbewerb den zweiten Preis gewonnen.
Booly blieb stehen und zupfte das rosa Höschen weg, das man über den linken Granatwerfer des Trooper II drapiert hatte, und warf es in einen Müllbehälter.
Vier Legionäre sahen Booly kommen, sprangen auf und setzten sich an einen anderen Tisch.
Ein Sergeant Major bekleidete eine Rangstufe, die gleich nach dem Herrgott kam, und hatte deshalb das Recht, sich
hinzusetzen, wo er wollte.
Zwei Scheiben Toast und fünf Tassen Kaffee später fühlte Booly sich beinahe wieder menschlich. Menschlich genug immerhin, um seine Kaffeetasse selbst wegzubringen … und dabei einem Sergeant zuzulächeln, der so ziemlich die größten Brüste hatte, die er je zu Gesicht bekommen hatte.
Von der Messe zum Einsatzpunkt Vier, wo die Angehörigen seiner Streife gerade damit beschäftigt waren, ein letztes Mal ihr Gerät und ihre Waffen zu überprüfen, war es nur ein kurzer Weg. Es handelte sich um einen großen, rechteckigen Saal, der von grünblauem Licht und lautem Lärm erfüllt war: dem Pfeifen der Servos, als die Cyborgs ihre elektromechanischen Körper durchcheckten, dem Schnattern eines Motorschraubers, mit dem ein Waffentechniker die Muttern am Munitionsschacht eines Trooper II festzog, und den lauten Flüchen einer Bio, die einen Systemcheck an ihrem Blastkarabiner durchführte.
Im Bereitschaftsraum stank es ebenfalls, eine zu Kopf steigende Mischung aus Schmiermitteln, Ozon und heißem Metall. Einige seiner Unteroffizierskollegen beklagten sich ständig darüber und forderten immer wieder mal ein besseres Lüftungssystem, aber Booly mochte den Geruch. Er war für ihn einfach Teil seiner Welt.
Booly trat an ein Wandterminal, gab einen Zugangskode ein und sah dann zu, wie der Bildschirm sich mit Namen und Seriennummern füllte. Dies war eine Routinepatrouille mit dem Auftrag »Aufscheuchen und Aufklären«, auch A und A genannt, mit dem Ziel, Naa-Banditen nicht zur Ruhe kommen zu lassen und Stammesbewegungen zu entdecken, falls es welche geben sollte. Nicht dass jemand wirklich damit rechnete, dass etwas passierte, schließlich hielten sich beide Seiten an die schon lange existierende stillschweigende Übereinkunft semiritueller Kämpfe, in denen Scharmützel die Regel waren und größere Gefechte bewusst vermieden wurden. Auf diese Weise konnten beide Seiten die kriegerischen Grundwerte verstärken, die beiden gemein waren, einzelnen Angehörigen ihrer Streitkräfte Status verleihen und ein Übermaß an Verlusten vermeiden.
Die Naa bewerkstelligten das, indem sie erwachsene Männer erst in den Kriegerkreis aufnahmen, nachdem sie einen Kampf mit der Legion bestanden hatten. Die
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