Der Auftrag
folgte ihm eine Wolke vaporisiertes Blut. Die verwundeten Bios waren bei Bewusstsein, aber der Trooper II lag reglos wie ein Riese inmitten von Liliputanern da. Chien-Chu wünschte ihm oder ihr viel Glück.
Ein paar Bergleute machten dem Transporter nicht schnell genug Platz, und Narbakov stieß einen davon zur Seite.
»Was zum Teufel ist denn mit euch los? Platz machen, verdammt!«
Der Bergmann drehte sich um, hob beide Fäuste und funkelte den Captain an.
Narbakov war wütend, machte sich Sorgen um den Cyborg und war sichtlich bereit, seine Wut an jemanden auszulassen. Vermutlich war ihm das anzusehen, denn der Bergarbeiter verzog das Gesicht und ließ die Fäuste sinken.
Narbakov drückte den Daumen auf den Drucksensor seines Spinds, worauf dieser sich mit einem knackenden Laut öffnete.
»Zivilistenarschloch!«
Leonid dachte an die Männer und Frauen draußen auf der Oberfläche von Spindle, die ihr Leben dafür riskierten, Cyborgs wie den auf dem Transporter mit Munition zu versorgen, entschied sich aber dann dafür, den Mund zu halten.
Sie stiegen in ihre Anzüge, überprüften gegenseitig die Dichtungen und betraten die Schleuse, die bis zum Rand mit Reparaturtrupps, Legionären und Gerät voll gestopft war. Obwohl sie die Helme aufhatten, waren die Visiere der meisten noch offen, und sie redeten miteinander.
»Schön, dass du auch mal arbeiten musst.«
»Arbeiten? Als ob du wüsstest, was Arbeit ist!«
»Halt die Klappe, du Freak. Ich leiste in einer Schicht mehr als du in zwei.«
»… ihm regelrecht den Kopf abgerissen. Wir haben das verdammte Ding nicht mehr gefunden. Wahrscheinlich treibt es im Orbit.«
»Und wo ist die Navy? Das würde ich wirklich gern wissen … wo ist diese beschissene Navy?«
»Und dann sagt sie: >Hey, Kumpel, hast du Lust?< Und ich sage .«
»… ein Eintrag in meine Akte. Kannst du dir das vorstellen?«
Eine Hupe ertönte. Die Stimme gehörte einer Frau, die den Planeten Erde noch nie verlassen hatte: »Anzüge abdichten. Anzüge abdichten. Anzüge abdichten.«
Die Stimmen verstummten sofort. Visiere wurden geschlossen, Checks durchgeführt, und Schweigen zog ein. Die Vorschriften hinsichtlich Funkdisziplin waren sehr streng. Unnötiges Gerede konnte einen Zivilisten einen Wochenlohn kosten oder bei einem Legionär dafür sorgen, dass er gemeldet wurde.
Niemand hatte etwas gegen die Regeln einzuwenden oder versuchte sie zu brechen, weil das wirklich Leben in Gefahr gebracht hätte. Das eigene und das von anderen. Auf Spindle gab es eine Menge Möglichkeiten zu sterben, und gute, saubere Kommunikation war von entscheidender Wichtigkeit, um die Verlustraten so niedrig wie möglich zu halten.
Die äußere Schleusentür öffnete sich, und ihre Insassen drängten auf die Oberfläche des Asteroiden. Dies war der Augenblick, auf den Leonid sich stets freute, wenn er aus der Schleuse trat und ihn das stumpfe, rötliche Licht der Sonne einhüllte.
Die Sonne war riesengroß und füllte ein Viertel seines Sichtfelds. Sein Visier verdunkelte sich leicht, aber nicht sehr, weil der Zwergstern nur 0,4 Prozent der Energie erzeugte wie die gleiche Fläche der Sonne, wenn man sie von der Oberfläche der Erde aus betrachtete. Das gehörte mit zu den Dingen, die er am meisten vermisste, den warmen Sonnenschein im Gesicht und das Spiel von Licht und Schatten, wenn Wolken über den Himmel zogen. Freuden, die einfach verschwanden, wenn man in einem Asteroiden lebte.
Diese Sonne war anders. Sie hatte das Fünfundzwanzigfache der Masse von Jupiter oder etwa ein Vierzigstel der Masse von Sol. Aber trotz dieser gewaltigen Masse betrug der Radius des Zwergs nur 76 900 Kilometer, was ihm eine durchschnittliche Dichte von 26 verlieh, ein Wert, der dann zusätzliche Bedeutung gewann, wenn man ihn mit der Dichte von Blei (11), Gold (19) und Osmium (22) verglich.
Der Zwerg hatte vor etwa einhundertvierundfünfzig Millionen Jahren angefangen, sich aus einer Gaswolke zusammenzuziehen, und die Phase, in der er Deuterium verbrannte, lag beinahe achtzig Millionen Jahre zurück. Er war immer noch am Abkühlen, mit einer Oberflächentemperatur von jetzt nur noch 1460° Kelvin - im Vergleich zu den 5780° Kelvin der Sonne - und war innen heißer als außen. Das Material in Kernnähe heizte sich auf, expandierte und stieg zur Oberfläche auf, kühlte dort ab, wurde dichter und sank wieder nach innen.
Die Atmosphäre war kühl genug, um eine Vielfalt von Molekülen zu enthalten, darunter Corundum,
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